Country-Querkopf und Wahrheitssucher
Kristoffer "Kris" Kristofferson wurde heute vor 80 Jahren in Brownsville, Texas, geboren. Der Country-Star blickt auf eine lange Karriere und eine Menge Hits zurück - die oft auch einen politischen Anspruch hatten.
Die Musik war Kris Kristofferson nicht unbedingt in die Wiege gelegt, eher die Disziplin. Er wird als Sohn eines Luftwaffenoffiziers in Texas geboren. Sein Großvater war ebenfalls Offizier. Er selbst schlägt eine Militärlaufbahn ein, besinnt sich aber eines Besseren.
Der Vietnam-Krieg öffnete ihm die Augen
Der Vietnam-Krieg habe ihm die Augen geöffnet, erzählt Kris Kristofferson 2006 dem amerikanischen Journalistenkollegen Jody Danberg. Je länger er nachdachte, umso mehr sei ihm bewusst geworden, wie falsch es war, dass sie dort gewesen sind.
Anstatt sich in einem sinnlosen Krieg verheizen zu lassen, geht er nach Nashville, findet Arbeit als Songschreiber für Johnny Cash, Lynn Anderson oder Ray Price. Bis er seine Songs selbst präsentiert, auf der Bühne im Konzert, auf Schallplatte.
Von Anfang an ist Kris Kristofferson ein Sonderfall im Musikbetrieb der Country-Hochburg Nashville, der berühmte Fehler im System. Vor seinem Eintritt in die Armee studiert er am Kalifornischen Pomona College, dann in Oxford, England, Literatur. Seine Songtexte verbinden Hank Williams mit William Balke zu einer neuen Form der Country-Poesie.
Stoff für philosophische Debatten
1970 entsteht sein bekanntester Song überhaupt, "Me & Bobby McGhee”, gecovert von Janis Joplin. Kurz darauf stirbt die Rocksängerin an einer Überdosis. Die Textzeile "Freiheit bedeutet, dass du nichts zu hinterlassen, nichts zu verlieren hast", liefert Stoff für angeregte philosophische Debatten.
Seine gesellschaftskritische Haltung hat Kris Kristofferson bis heute nicht aufgegeben, obwohl es oft nicht zu seinem Vorteil gewesen ist, dass er sich für die Bürgerrechte oder gegen den Irak-Krieg eingesetzt hat. Er fand immer, er hätte gar keine andere Wahl gehabt.
Als Künstler wollte er der Wahrheit Gehör verschaffen.
Kristofferson arbeitete auch als Schauspieler
Der Schauspieler Kris Kristofferson bedient auch nicht bloß seine Eitelkeit, weil er sich unbedingt auf einer Kinoleinwand sehen will. "Alice Doesn’t Live Here Anymore" zum Beispiel, ein Meilenstein der amerikanischen Frauenbewegung der siebziger Jahre, über eine Witwe und Mutter, die sich ein eigenständiges Leben als Sängerin erstreitet. Den Lebensgefährten, der die Filmheldin bedingungslos unterstützt, den spielt er.
Oder "A Star is Born", mit Barbara Streisand an seiner Seite, über den Aufstieg und Fall eines Rockstars. Ein vertrautes Thema in den 70ern.
Dass seine Songs über die Jahre nachdenklicher geworden sind, wie Kritiker glauben, hält er durchaus für möglich.
"Irgendwann wird man nachdenklicher. Man schaut nicht mehr nach vorn, eher zurück. Was einen erwartet, ist nicht mehr so toll."
"Der Herrgott hat ein Auge auf Songschreiber"
Zuletzt hatte der Verdacht auf eine Alzheimer-Erkrankung die Runde gemacht. Eine Fehldiagnose, zum Glück. Eine Borreliose-Infektion war die Ursache der Symptome. Inzwischen geht es ihm wieder besser.
Der Herrgott hat ein Auge auf Narren und Songschreiber, scherzt Kris Kristofferson schon von 10 Jahren. Besonders in seinem Fall, er selbst gab nie besonders Acht auf sich.