Woher kommt der Geldmangel?
Das Haus der Kunst in München streicht eine Ausstellung mangels Geld. Zu verantworten habe dies Okwui Enwezor, sagt Kulturjournalist Tobias Krone: Der ehemalige künstlerische Leiter habe jahrelang Missmanagement betrieben.
Die prestigeträchtige Ausstellung der amerikanischen Videokünstlerin Joan Jonas im Münchner Haus der Kunst muss ausfallen: Dem Haus fehlen schlicht die finanziellen Mittel. "Eine peinliche Situation – aber notwendig", sagt München-Korrespondent Tobias Krone dazu im Deutschlandfunk Kultur.
Verantwortlich gemacht für die Schieflage wird das frühere Management: Der künstlerische Direktor Okwui Enwezor, der seinen Posten vor Kurzem räumte, habe Missmanagement betrieben und "extrem aus dem Vollen geschöpft". So habe etwa die Ausstellung "Post War" im Jahr 2016 letztlich dreimal so viel gekostet wie ursprünglich veranschlagt.
"Enwezor hat einfach viel zu viele Leihgaben bestellt", erläutert Krone. "Die konnte er gar nicht aufhängen. Sie standen dann aber im Lager herum und haben trotzdem große Versicherungssummen gekostet. Also: Das Defizit hatte sich damals schon angekündigt."
Erst jetzt wurde das Ausmaß öffentlich
Dies sei erst jetzt öffentlich geworden, da Enwezor und sein Team ihren Wirtschaftsprüfungsbericht für 2016 dem Aufsichtsrat viel zu spät vorgelegt hätten. Man wisse heute immer noch nicht, wie defizitär die "Post War"-Ausstellung wirklich gewesen sei.
Okwui Enwezor gilt als sehr renommierter Ausstellungsmacher. Ist dieses positive Image nun demoliert? Tobias Krone: Enwezor sei ein genialer Kurator mit tollen Ausstellungen. Er habe viele Künstler entdeckt, die danach ihren Durchbruch erlebt hätten.
Insgesamt ein sehr schlechtes Klima
"Aber er war zugleich ein ziemlich schwacher Direktor. Einen gleichgestellten Finanzdirektor, der ihn hätte kontrollieren können, gab es ja nicht. Und: Er hat nicht nur ein Defizit hinterlassen, sondern auch einen menschlichen Scherbenhaufen."
Insgesamt sei das Klima in der Belegschaft sehr schlecht gewesen – angeblich soll es unter anderem bei der Bezahlung der Mitarbeiter sehr ungerecht zugegangen sein. Interimsdirektor Bernhard Spies versuche nun, den Teamgeist wieder zu stärken.
Wie geht es weiter?
Spätestens 2019 will Spies das Schlimmste überstanden haben, sagt Krone. Auch solle es künftig eine Doppelspitze geben – einen künstlerischen und einen kaufmännischen Direktor, "die dafür sorgen sollen, dass sich so eine Situation wie jetzt nicht wiederholt."
Zudem wolle man darauf achten, dass die künftige Museumsleitung der deutschen Sprache mächtig sei: Diesen Wunsch hätten das zuständige Kunstministerium und das Haus der Kunst geäußert. Zuletzt habe man zu viel Geld für Übersetzungen ausgeben müssen, weil dies bei Enwezor nicht der Fall gewesen sei, erläutert Krone den Hintergrund dieser Absicht.