Social-Media-Unternehmen
Jahrelang ging es nur aufwärts, jetzt haben einige der großen Player im Internet Probleme. © imago / fStop Images / Malte Müller
Krise - welche Krise?
08:53 Minuten
Tausende Entlassungen bei Meta und Twitter, doch der Journalist Simon Hurtz sieht keine generelle Social-Media-Krise. Der durch die Pandemie bedingte Internet-Boom sei allerdings erst einmal vorbei, und neue Konkurrenz schmälere die Werbeeinnahmen.
Beim US-Konzern Meta sollen tausende Mitarbeiter entlassen werden, der neue Twitter-Chef Elon Musk hat soeben rund die Hälfte der Belegschaft auf die Straße gesetzt. Natürlich steckten beide Unternehmen in einer Krise, „allerdings auch in einer sehr individuellen“, sagt der Journalist Simon Hurtz. Eine generelle Krise von Social-Media-Unternehmen gebe es nicht.
Planloser Konzern-Umbau
Twitter sei in den letzten Jahren schlecht gemanagt worden, jetzt sei das Chaos eng mit Elon Musk verknüpft. Der neue Eigentümer wolle vieles ausprobieren, habe aber keinen Masterplan. Musk sei nicht die richtige Person für einen erfolgreichen Umbau, weil er „keine Ahnung“ habe, wie soziale Medien funktionierten, meint Hurtz. Auch sein Verständnis von Meinungs- und Redefreiheit sei hochproblematisch.
Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation, die drohende Rezession – das ergebe eine ökonomisch schwierige Situation und wirke sich auf Werbebudgets von Unternehmen aus, sagt Hurtz. „Davon sind natürlich Anzeigenverkäufer wie Meta stark betroffen.“ Zudem werde das Datensammeln auf mobilen Geräten schwieriger, etwa durch Anti-Tracking-Maßnahmen von Apple. Meta gingen so rund zehn Milliarden Dollar pro Jahr verloren.
Verlust von Marktanteilen
Meta und die Tochter Instagram verlören auch durch den Erfolg neuer Konkurrenten wie TikTok Marktanteile und damit Werbebudgets.
Einige Tech-Firmen hätten in Silicon Valley während der Corona-Pandemie viele Menschen neu eingestellt und geglaubt, dass der Boom der Verlagerung vieler Aktivitäten ins Internet anhalten werde: „Es ging eben nicht immer so weiter – und jetzt kommt das böse Erwachen.“
Der Erfolg von TikTok habe auch mit einem anderen Nutzerverhalten, vor allem junger Menschen, zu tun: Weniger Vernetzung, um Ideen und Meinungen auszutauschen, dafür mehr Dauerkonsums von Kurzvideos.
Facebook ist noch immer riesig
Trotz der zunehmenden Relevanz von TikTok als neuem globalen Player habe sich noch nichts Entscheidendes verändert, so Hurtz. Schaue man auf absolute Zahlen, sei Metas Facebook „die mit Abstand größte und am weitesten verbreitete Plattform der Welt“, Instagram folge „mit riesigem Abstand“ mit rund zwei Milliarden Nutzern. Dann erst komme TikTok, mit etwas über einer Milliarde: “Plattformen, die früher relevant waren, bleiben relevant.“