Ijoma Mangold ist kulturpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Literaturkritiker wurde 1971 in Heidelberg geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München, Bologna und Berlin. Seine journalistische Laufbahn begann er bei der "Berliner Zeitung", arbeitete späte für die "Süddeutschen Zeitung" und wechselte anschließend zur "Zeit". Er moderierte mit Amelie Fried die ZDF-Literatursendung "Die Vorleser" und ist Träger des Berliner Preises für Literaturkritik. 2017 erschien seine Autobiografie "Das deutsche Krokodil".
Hollywood im Wettstreit mit der Monarchie
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Die Queen hat heute ihre Familie zur Krisensitzung auf ihren Landsitz geladen. "Zeit"-Journalist Ijoma Mangold sagt, die britische Monarchie habe viele Krisen bewältigt und sei gestärkt daraus hervorgegangen. Kritik und Verehrung gehörten zusammen.
Die britische Königin Elizabeth II. hat am heutigen Montag ihre Familie zu einer Krisensitzung auf den Landsitz Sandringham eingeladen. Anlass für das Krisengespräch ist die Ankündigung von Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan, dass sie in Zukunft weniger repräsentative Aufgaben übernehmen und mehr Zeit in Nordamerika verbringen wollen. Seither ist die Aufregung in Großbritannien groß.
Die britische Monarchie sei immer wieder starken Herausforderungen ausgesetzt, sagt unser Studiogast, der "Zeit"-Journalist Ijoma Mangold. "Man hat schon manche große Krise über dieses Haus hinweg gehen sehen, aus der es am Ende eher gestärkt herausgekommen ist."
Erinnerung an Lady Di
Der bekennende Royals-Fan erinnert an den Tod von Lady Di, der die Monarchie in Frage gestellt habe. Damals sei die Weltöffentlichkeit der Meinung gewesen, die Seite der Menschlichkeit, der Liebe und des offenen Herzens habe bei Lady Di gelegen. "Die Seite der Kälte, der Versteinerung und des rigiden Protokolls war bei der Queen und dem Zeremoniell des Königshauses."
Aber auch das habe sich wieder gedreht, so Mangold. Alle großen Institutionen würden immer wieder in Frage gestellt und angegriffen. "Das gehört dazu." Die Institutionen zeigten dann, dass sie in der Substanz sehr viel stärker seien, als man denke, weil sie nicht in der gleichen Weise der Moral der Gegenwart folgten. "Deswegen finden wir sie auch faszinierend", so der Journalist. "Dass die in der Kritik stehen und so verehrt werden, ist ein und dasselbe."
Rollenerwartungen an Harry und Meghan
Mit solchen Rollen, wie der von Prinz Harry und Herzogin Meghan, seien auch bestimmte Rollenerwartungen verbunden, sagt Mangold. Da stehe nicht einfach nur das verknöcherte Zeremoniell des Buckingham Palace der freien Individualität gegenüber.
Vielmehr seien zwei sehr ähnliche Welten miteinander konfrontiert. "Die Meghan-Welt ist nicht die Welt der einfachen Frau von der Straße und ihres individuellen Glückes, sondern das ist die andere große Klatschproduktionsmaschine: Hollywood." Die US-Filmindustrie funktioniere unter vielen Gesichtspunkten genauso wie die Royal Family. Ihr fehle nur dieses "spezifische dynastisch-genealogische Element", das die Faszination des britischen Königshauses ausmache.
(gem)