Kristina Schilke: Elefantentreffen. Erzählungen
Piper Verlag, München 2016
222 Seiten, 18,00 Euro
Zwischen Bauernhof und Psychiatrie
In traurig-komischen Geschichten über einen fiktiven niederbayerischen Ort entwirft Kristina Schilke ein großes Panorama. Ein eindrucksvolles Debüt der jungen Autorin, das an einen berühmten Klassiker erinnert.
"Das Elefantentreffen ist ein Treffen für Motorradfahrer im Bayerischen Wald, es findet jeden Februar statt. Die schweren Maschinen fahren dann mit Gebrüll durch die ruhigen Straßen an den Siedlungen und Kleinstädten vorbei." Der Band der 1986 geborenen, russischstämmigen Autorin trägt nicht zufällig den Titel dieses Treffens, denn hier lernt sich – in der Eröffnungsgeschichte – ein junges Paar kennen, dessen Liebe einer Katastrophe nicht standhalten wird, und in der letzten Erzählung wird es ein Foto geben, das auf einem solchen Treffen stattgefunden hat, ein Bild, das von einer Zeit erzählt, als Kind und Mann und Küche noch nicht im Mittelpunkt standen für eine junge Frau, die alles richtig machen will und im entscheidenden Moment die falsche Entscheidung trifft.
Selbsthilfe für Menschen mit Dehnungsstreifen
13 Geschichten, die vom Leben in einer fiktiven niederbayerischen Kleinstadt erzählen: Ein sportlicher junger Mann hängt sich vor lauter Begeisterung an ein Fußballtor und verliert daraufhin im wahren Sinn des Wortes sein Gesicht, eine junge Frau kehrt nach dem Kunststudium aus München zurück und verkauft Lampen der besonderen Art, eine Schwangere überwindet die Lethargie, als ihr Schwager sie mit einem ganz und gar seltenen Naturschauspiel konfrontiert.
Kristina Schilke führt uns in eine psychiatrische Klinik und ins Altenheim, ins Kinderzimmer und auf den Bauernhof. Freundinnen, die sich hingebungsvoll die Nägel lackieren, stehen im Zentrum oder ein nicht besonders schlauer Hund, der es auf eine Schuhputzmaschine abgesehen hat. Wir lernen eine Selbsthilfegruppe kennen, deren Mitglieder unter ihren Dehnungsstreifen leiden und einen Leopardengecko.
Kristina Schilke führt uns in eine psychiatrische Klinik und ins Altenheim, ins Kinderzimmer und auf den Bauernhof. Freundinnen, die sich hingebungsvoll die Nägel lackieren, stehen im Zentrum oder ein nicht besonders schlauer Hund, der es auf eine Schuhputzmaschine abgesehen hat. Wir lernen eine Selbsthilfegruppe kennen, deren Mitglieder unter ihren Dehnungsstreifen leiden und einen Leopardengecko.
Unerfüllte Sehnsüchte
Die Protagonisten stehen in Verbindung mit- und zueinander, ihre Wege und ihre Biografien kreuzen sich, denn die Stadt ist überschaubar, jeder weiß hier, was der andere tut. Es sind traurig-komische Geschichten, die ein großes Panorama eines kleinen Ortes entwerfen. Bei der Lektüre fühlt man sich an einen amerikanischen Klassiker von 1919 erinnert: Sherwood Andersons "Winesburg, Ohio".
Es geht um Menschen, die eigentlich für immer wegwollten – und nun für immer bleiben werden, um Liebesgeschichten, die nicht halten, um eine Soldatenfrau, die ihre Einsamkeit nicht wahrhaben will, einen Soldaten, der nur aufgeräumte Heiterkeit verbreiten möchte. Das Elefantentreffen war jedenfalls für alle ein großartiges Versprechen, ein aufregender Ausflug. Am Ende bleiben davon nur Fotos an der Pinnwand.
Es geht um Menschen, die eigentlich für immer wegwollten – und nun für immer bleiben werden, um Liebesgeschichten, die nicht halten, um eine Soldatenfrau, die ihre Einsamkeit nicht wahrhaben will, einen Soldaten, der nur aufgeräumte Heiterkeit verbreiten möchte. Das Elefantentreffen war jedenfalls für alle ein großartiges Versprechen, ein aufregender Ausflug. Am Ende bleiben davon nur Fotos an der Pinnwand.