Der Politologe Michael Koß, geboren 1976 im niedersächsischen Alfeld (Leine) dozierte nach seinem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Rechtswissenschaft ab 2013 an der Ludwig-Maximilians Universität München. 2018 habilitierte Koß mit einer Arbeit über die Entwicklung der legislativen Demokratie in Westeuropa. Zum Wintersemester 2019/20 übernahm er eine Professur für Politikwissenschaft an die Leuphana Universität Lüneburg.
Inzidenzzahlen für den Wahlkampf
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Man könne in der Pandemie nicht immer neue Grenzwerte "erfinden", sagt CDU-Chef Armin Laschet. Die Äußerungen des NRW-Ministerpräsidenten interpretiert der Politologe Michael Koß als Wahlkampfhilfe: In Baden-Württemberg ist bald Landtagswahl.
Lange galt die 50 als Zielmarke der Sieben-Tage-Inzidenz, ab der in der Corona-Pandemie Lockerungen möglich seien. Die jüngste Bund-Länder-Konferenz setzte Zahl jedoch auf 35 herunter. Der Politikwissenschaftler Michael Koß findet den Schritt nicht verwunderlich. Im Gegenteil: Diese Zahl ergebe angesichts der sich schneller verbreitenden Virusmutation Sinn. Das sei eine "einfache Kalkulation", meint er. "Ich vermute stark, dass das auch Armin Laschet weiß."
Dennoch hat der CDU-Vorsitzende und Ministerpräsident die Debatte um Inzidenzwerte, die er selbst mitbeschlossen hatte, neu entfacht: "Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet", sagte er beim Neujahrsempfang des Wirtschaftsrates in Baden-Württemberg.
Die CDU will sich als Volkspartei "durchlavieren"
Für Koß ein durchschaubarer Vorstoß: "Dort wird bald gewählt und dort regiert die CDU mit, versucht sich aber eher mit einem 'Es-ist-jetzt-mal-gut-mit-dem-Lockdown'-Kurs zu profilieren. Ich würde das mal als Wahlkampfhilfe für Frau Eisenmann in Baden-Württemberg interpretieren."
Unabhängig vom Erfolg könne man dem Ganzen nach Auffassung Koß' noch ein Kalkül hinsichtlich der Positionierung der CDU "unterjubeln", wie er sagt: "Wir bieten für alle etwas an, wir sind die Kritiker und wir sind die Mahner und versuchen uns damit als Volkspartei durchzulavieren."
(bth)