Kritik an Berliner Integrationspolitik

Frank Berberich, Chefredakteur der europäischen Kulturzeitung "Lettre International", hat Berlins ehemaligen Finanzsentor Thilo Sarrazin verteidigt.
Sarrazin, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, hatte in einem Interview mit der Zeitung Bemerkungen über die soziale und wirtschaftliche Lage Berlins und über die in der Stadt lebenden Ausländer sowie die Migrationspolitik gemacht, die zum Teil als abfällig und als diskriminierend empfunden wurden. Die Bundesbank hatte sich darauf hin von Sarrazins Äußerungen distanziert.

Frank Berberich sagte: "Das Gespräch, aus dem nun die Schlagzeilenlogik der ‚Bild’-Zeitung oder der ‚Morgenpost’ versucht, Honig zu saugen, ist zweieinhalb Stunden lang gewesen und sehr viel differenzierter als das, was jetzt in den Schlagzeilen kommuniziert wird." Sarrazin habe Fakten genannt, die ihm aus seiner langjährigen Erfahrung als Finanzsenator bekannt seien; nicht zu Unrecht habe er auf die hohen Arbeitslosenzahlen unter türkischen oder arabischen Bewohnern Berlins hingewiesen.

Eigene Untersuchungen von "Lettre International" hätten ergeben, dass etwa im öffentlichen Dienst nicht einmal eine Erhebung darüber existiere, wie viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in den vergangenen 50 Jahren dort Arbeit gefunden hätten. Dies sei ein Versagen von Migrationspolitik. Berberich: "Ich frage mich, wie eine Stadt von Integrationserfolgen sprechen soll, die nicht einmal weiß, was sich im eigenen öffentlichen Dienst tut."

Um eine Stadt wie Berlin zu beurteilen, so Berberich weiter, müsse man sich die Fakten anschauen und "keine ideologischen Spielchen spielen." Berlin sei zweifellos eine Stadt, die "von Rhetorik lebt" und ihren Bürgern "nach 1989 Versprechungen gemacht hat", die nicht eingelöst worden seien. Große Investitionen und wirtschaftlicher Boom seien ausgeblieben.

Sie können das vollständige Gespräch mit Frank Berberich mindestens bis zum 01.03.2010 in unserem Audio-on-Demand -Angebot hören.