"Woher soll das Personal kommen?"
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr personell aufstocken. Agnieszka Brugger, Verteidigungsexpertin der Grünen, hält das für unrealistisch: Schon jetzt herrsche Personalmangel, der nicht gedeckt werden könne.
Agnieszka Brugger, Obfrau von Bündnis 90/Die Grünen im Verteidigungs-Ausschuss, hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) für ihre Pläne zur personellen Aufstockung der Bundeswehr kritisiert. Im Deutschlandradio Kultur sagte Brugger, schon jetzt sei es aufgrund des demografischen Wandels schwierig, den Personalbedarf zu decken.
"Es muss jetzt darum gehen, Antworten von Frau von der Leyen zu bekommen, woher dieses Personal eigentlich kommen soll, wie man es gewinnen will. Da geht es um die Attraktivität der Arbeitsbedingungen. Aber auf lange Sicht halte ich es einfach für unrealistisch, dass man sich den demografischen Wandel einfach wegwünschen kann."
Statt "mit viel Tamtam" Aufstockungen anzukündigen, müsse mehr über sicherheitspolitische Prioritäten, über mehr europäische Zusammenarbeit und über mehr Synergieeffekte in der Truppe geredet werden. Von der Leyens Idee einer langfristigen Personalplanung sei nutzlos, solange nicht über zukünftige Aufgaben des militärischen Personals nachgedacht werde.
"Natürlich braucht es auch mehr Flexibilität, um schneller auf veränderte sicherheitspolitische Lagen auch reagieren zu können. Das gilt nicht nur fürs Personal, sondern auch für den ganzen Beschaffungsbereich."
Ein entscheidende Frage sei auch, wie man für neue Bereiche der Bundeswehr, wie etwa den der Cybersicherheit, Personal anwerbe – was man Mitarbeitern bieten könne, wie man ein attraktives Arbeitsumfeld schafft. Dafür müsse zunächst beantwortet werden, welches "eigentlich die Aufgaben der Bundeswehr in der Zukunft" seien.
Agnieszka Brugger sagte weiter, nicht für jeden IT-Spezialisten sei die Vorstellung angenehm, sich in fremde Systeme zu hacken und diese anzugreifen. Die Arbeit könne aber durchaus attraktiv erscheinen, wenn es um etwas Konstruktives gehe wie den Schutz von Systemen. Zudem müsse auch gerade in solchen Arbeitsbereichen "Abstand von der hierarchischen Kultur der Bundeswehr" genommen werden.