Die These des Publizisten Michael Felten, dass Frontalunterricht erfolgreicher sei als das individuelle Lernen mit Arbeitspapieren, hat für Widerspruch gesorgt. Am Dienstag, den 9. Januar 2017, hielt Maresi Lassek, Vorsitzende des Grundschulverbandes, im Interview in unserer "Studio 9"-Sendung dagegen: Die Grundschule müsse auf den unterschiedlichen Entwicklungsstand von Kindern reagieren und sie entsprechend fördern.
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Weg von der Selbstlernidylle
Aber jetzt ist eben die Grundschule betroffen, das Fundament unserer Wissensgesellschaft bröckelt. Höchste Zeit also, bezüglich der ersten Schuljahre tiefer zu bohren, Fragen zu stellen, die nicht an Strukturen oder gar Äußerlichkeiten hängen bleiben, sondern ins Innere des Betriebs zielen. Könnte es sein, dass in der Primarstufe im Pädagogischen etwas schief läuft?
Führungsschwäche der Pädagogen
Am Donnerstag, den 11.01.2017, sprachen wir außerdem mit der Didaktik-Forscherin Kornelia Müller. Sie betont: Wichtiger als die konkrete Darreichungsform des Unterrichts seien dessen Struktur und die Einbindung der Schüler, damit diese zum Denken angeregt werden. Sie fordert eine bessere Ausstattung der Schulen und eine stete Weiterbildung der Lehrkräfte.
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Was sich in prekären Milieus bewährt hat
Was also hilft sozial benachteiligten Kindern am besten, sich aus ihrem Status zu befreien? Die Antwort klingt altmodisch, ist indes schon wieder Avantgarde: ein direkt anleitender und anregender, geduldiger und ermutigender Unterricht. Zudem schadet strukturiertes Lernen besseren Schülern natürlich auch nicht.
Nähmen wir diesen Befund wirklich ernst, würden die Bildungschancen hierzulande wieder weniger auseinanderklaffen. Viele von uns könnten dabei mit Hand anlegen: Lehrer, indem sie es fertigbringen, sich von liebgewordenen Bildungsillusionen zu verabschieden. Und Eltern, die sich trauen, von den Lehrern ihrer Kinder ganz einfach soliden Unterricht zu verlangen.
Michael Felten, geboren 1951, hat 35 Jahre Mathematik und Kunst an einem Gymasium in Köln unterrichtet. Er ist weiterhin in der Lehrerausbildung tätig und berät Schulen bei ihrer Entwicklung (www.eltern-lehrer-fragen.de). Ihm geht es darum, den Praxiserfahrungen der Lehrer und den Befunden der Unterrichtsforschung mehr Gehör in der Bildungsdebatte zu verschaffen. Seit dem UN-Weltkindertag 2015 betreut er eine Info-Plattform zur Inklusionsdebatte: www.inklusion-als-problem.de