Debatten statt Verbote
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"Professorin will diesen Winnetou abschaffen" titelte eine Boulevardzeitung nach Kritik an den Karl-May-Festspielen. So weit will niemand gehen, aber es gibt gute Gründe, die Darstellung von native americans zu verändern, findet Noa Ha von der Uni Dresden.
Natürlich seien die Geschichten von Karl May Fiktion, sagt Noa Ha vom Zentrum für Integrationsstudien an der TU Dresden. Allerdings gebe es sowohl bei den Karl-May-Festspielen, als auch im May-Museum in Radebeul Referenzen auf die tatsächlichen indigenen Völker in Nordamerika.
Die Geschichte der indigenen Völker kommt bei May nicht vor
"Und da gibt es einen großen Widerspruch, weil die echte Lebenswelt, die ist dann doch sehr anders. Deren Geschichte ist bestimmt von der Vertreibung in die Reservate, dass ihnen verboten wurde, ihre Sprache zu sprechen, ihre Tänze zu tanzen, dass Kinder aus den Familien gerissen wurden. Diese gewaltvolle Geschichte ist nur partiell bei Karl May ein Thema", so Ha.
Generell sei es bei rassistischen Zuschreibungen allerdings egal, ob es sich um positive oder negative Stereotypen handelt, führt Ha aus: "Der 'edle Wilde' ist das gängige Motiv, was sich bei Karl May durchzieht. Aber auch diese Zuschreibung ist eingebunden in eine Weltsicht, in der Menschen in Gruppen kategorisiert werden."
Die Debatte ist unangenehm, aber wichtig
Karl-May-Festspiele zu verbieten sei natürlich keine Lösung, meint Noa Ha. Aber: "Ich glaube, was ganz wichtig ist, ist eine Debatte, um zu verstehen, wie Rassismus und rassistische Bilder auch in unsere Alltagswelten und auch in unsere Alltagsfantasien und in diese Fiktionen hineinwirken. Die Debatte fängt so langsam an, das ist unangenehm, aber es ist wichtig sich damit auseinanderzusetzen."
(beb)