Sara Schurmann: "Klartext Klima! Zusammenhänge verstehen, loslegen und effektiv handeln"
Brandstätter, 2022
224 Seiten, 20 Euro
Erderwärmung
Hohe Temperaturen und zunehmende Dürre sind schon jetzt ein Albtraum für die Landwirtschaft. Ein Bild wie dieses zeigt das Problem klarer als die meisten Infografiken. © picture alliance / Patrick Pleul
Was Grafiken zum Klimawandel alles nicht verraten
07:48 Minuten
Grafiken über den Klimawandel gibt es viele. Manche schüren Angst, andere wirken sachlich-beschwichtigend. Die meisten aber zeigen nicht, was die Erderwärmung langfristig für Menschen, Tiere und Pflanzen bedeutet, kritisiert die Journalistin Sara Schurmann.
Komplexe Zusammenhänge werden nicht selten mit Grafiken veranschaulicht. Das gilt auch für den Klimawandel. Einige Grafiken, die beispielsweise Medien nutzen, sind in der Farbwahl so drastisch, dass sie Angst einflößen, andere wiederum so konstruiert, dass sie fast beschwichtigend wirken.
Gemein ist den Darstellungen, dass sie uns nicht alles verraten. Eine Kritikerin der Grafiken ist die Journalistin Sara Schurmann, die sich auf das Thema Klimawandel spezialisiert hat.
So warm wie in Mailand - was heißt das?
Kürzlich nahm sie in mehreren Tweets kritisch Bezug auf Klimagrafiken im Katapult-Magazin. Ihr Vorwurf: Die Schaubilder lieferten wichtige Informationen nicht, die für die Einordnung der Grafikinhalte aber wichtig wären.
Dass es 2050 in mittel- und nordeuropäischen Städten im Sommer so hohe Temperaturen wie in Mailand oder Barcelona heute geben werde, sage nicht mehr aus, als dass es deutlich wärmer werde, erläutert Schurmann ihre Kritik. Was für viele Menschen, die Wärme mögen, vermutlich zunächst einmal keine Katastrophenmeldung sei.
„Das Problem ist aber: Wir kriegen nicht einfach nur Wetter wie in Mailand, sondern das ganze Klima gerät durcheinander. Und was die Grafik auch nicht zeigt ist, dass wir hier eine ganz andere Vegetation und andere Tiere haben als in Mailand.“
"Viele Arten werden sterben"
Das wiederum gefährde die in Deutschland heimischen Arten, die an das aktuelle Klima gewöhnt seien: „Die Lebensbedingungen verschlechtern sich rapide, weshalb viele Arten sterben werden.“ Der Wandel werde sich so schnell vollziehen, dass Anpassungsleistungen, die viele Tierarten über Jahrmillionen vollzogen hätten, nicht möglich seien.
Gute Klimagrafiken sind nach Schurmanns Ansicht all jene Darstellungen, die vermitteln, wie sich die klimatischen Veränderungen konkret auf das Leben auswirken: „Indem zum Beispiel die Temperaturentwicklung neben Lebensspannen von 20-, 30- oder 40-Jährigen gelegt wird.“
Die Journalistin findet es problematisch, dass der Klimawandel größtenteils „wie ein Thema von vielen“ behandelt wird. Viele noch jüngere Menschen planten heute eine Zukunft, die es so gar nicht mehr geben werde.
(mkn)