Moritz Küpper, Jahrgang 1980, studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in München und Washington, D.C. und besuchte die Deutsche Journalistenschule. Er promovierte an der Universität Bonn und arbeitete als Redakteur bei Capital, in der Online-Redaktion des Deutschlandradios sowie der Deutschlandfunk-Sportredaktion. Seit 2015 ist er als Deutschlandradio-Landeskorrespondent in Nordrhein-Westfalen tätig.
Eine Diskussion, die nur schwer zu ertragen ist
Menschen mit offenbar nordafrikanischer oder arabischer Herkunft seien an Silvester in Köln besonders häufig kontrolliert worden. Sie hätten durch ihr Verhalten auch Ansatzpunkte dafür geliefert, meint Moritz Küpper. Rassismus dürfe nicht sein - aber die Polizei habe verhindert, dass sich die Ereignisse aus dem Vorjahr wiederholen.
Nein, diese Silvesternacht in und um den Kölner Hauptbahnhof ist vollkommen anders abgelaufen als das Jahr zuvor. Und das, obwohl es allem Anschein nach durchaus Parallelen gab - zumindest im Laufe des Abends. Denn auf einmal kamen hunderte junger Männer nordafrikanischer und arabischer Abstammung im Kölner Hauptbahnhof an. Doch anders als im Vorjahr, waren diesmal zahlreiche Polizeibeamte vor Ort. "Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft", twitterte die Polizei in dieser Nacht und sorgte mit beidem, nämlich dem Einsatz, aber auch der Wortwahl, für eine große Diskussion. Sprache ist Denken, heißt es oft - und dementsprechend entlarvend sei der Tweet gewesen, hieß es von Kritikern, die den Beamten Rassismus unterstellten.
Vorverurteilungen sind nicht zu akzeptieren
Dazu muss man wissen, dass der Begriff "Nafri" bereits seit Jahren in Köln gebraucht wird. Er steht für "Nordafrikanische Intensivtäter". Oder auch nur für "Nordafrikaner". Vor allem die erste Übersetzung ist eine Vorverurteilung, was nicht zu akzeptieren ist. Dafür hat sich der Kölner Polizeipräsident entschuldigt.
Doch dieser falsche Tweet hat einer nun einsetzenden Rassismus-Diskussion, nach der die Auswahl der kontrollierten Personen mit dem Aussehen begründet war, einen Ansatzpunkt geliefert. Und das ist eine Diskussion, die, erst recht mit dem Wissen um die Vorfälle beim vorherigen Jahreswechsel, nur schwer zu ertragen ist.
Erkenntnisse konsequent umgesetzt
Vor allem, weil die Kölner Polizei mit ihrem Einsatz vor allem eines bewiesen hat: Dass sie aus den Vorfällen des Vorjahres Erkenntnisse gewonnen und diese konsequent umgesetzt hat. Es macht Sinn, Wissen ein-, und nicht auszublenden. Vielleicht muss man dies noch einmal sagen. Und hinsichtlich der Polizeiarbeit am Jahreswechsel hieß das eben: Ein Mann wird eher kontrolliert als eine Frau; ein junger Mensch eher als ein älterer; eine Gruppe eher als eine Einzelperson und - davon konnte man sich in der Nacht selber überzeugen - Menschen mit scheinbar nordafrikanischer oder arabischer Herkunft häufiger, als solche, die deutsch oder skandinavisch aussahen.
Was hätte passieren können, bedurfte nicht viel Phantasie
Rassismus ist nicht zu akzeptieren, das hat auch der Kölner Polizeipräsident klargestellt. Aber die Gruppen der jungen Männer, die auf einmal zu hunderten am Hauptbahnhof ankamen, lieferten durch ihr Verhalten auch Ansatzpunkte: Sie waren teilweise alkoholisiert, teilweise aggressiv. Die Vorfälle aus dem Vorjahr sollten sich nicht wiederholen und es bedurfte nicht viel Phantasie, was hätte passieren können, wenn nicht so viel Polizei vor Ort gewesen wäre.
Es stimmt, das ist hypothetisch. Doch wer in diesem Jahr stundenlang im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss "Kölner Silvesternacht 2015" zugebracht hat, der hat vor allem eines immer wieder gehört: Dass die massenhaften Diebstähle und sexuellen Übergriffe hätten verhindert werden können, wenn, ja wenn die Kölner Polizei frühzeitig eingegriffen hätte. Dies ist geschehen und daher kann und muss man die Arbeit der Kölner, aber auch der Bundespolizei loben.