Kritik an Berlins Senatsbaudirektorin

„Petra Kahlfeldt steht für traditionalistische Architektur“

07:50 Minuten
Der Berliner Dom, die Spree und die Rückseite des Stadtschlosses vom gengeüberliegenden Ufer aus betrachtet.
Die Traditionalisten haben gewonnen, unkten Kritiker nach der Berufung von Petra Kahlfeldt zur neuen Senatsbaudirektorin Berlins. © picture alliance / Zoonar / elxeneize
Falk Jäger im Gespräch mit Vladimir Balzer · 20.12.2021
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Die neue Senatsbaudirektorin Berlins, Petra Kahlfeldt, steht schon zu Amtsbeginn in der Kritik. Sie stehe nicht für eine Erneuerung. Auch Architekturkritiker Falk Jäger ist skeptisch, ob sie die Stadtentwicklung in die richtigen Bahnen lenken wird.
Petra Kahlfeldt hat ihr Amt noch nicht begonnen, da kommt schon Kritik an ihrer Besetzung auf. Zu konservativ, zu wenig zukunftsgerichtet sei ihre bisherige Ausrichtung, heißt es aus Teilen der Szene. Die Architektin und Hochschulprofessorin ist die Nachfolgerin von Regula Lüscher und Hans Stimmann. Als Senatsbaudirektorin in der neuen rot-rot-grünen Landesregierung Berlins kann sie das Stadtbild und die übergeordnete Planung der Hauptstadt mitbestimmen.

Offener Brief aus Architekturszene nicht berücksichtigt

Mitte Dezember hatten Architekten und Architektinnen in einem Offenen Brief die neue regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und ihren SPD-Co-Vorsitzenden Raed Saleh dazu aufgerufen, den Posten der Senatsbaudirektion von einem Gremium besetzen zu lassen. Es sei wichtig, dass die Person von allen relevanten stadtpolitischen Akteuren und Parteien anerkannt werde. Dieser Empfehlung ist die neue Landesregierung nicht gefolgt.
Architekturkritiker Falk Jäger ist aktuell noch skeptisch, ob Petra Kahlfeldt ihre Rolle zum Gewinn der Stadt ausfüllen kann. „Sie steht für eine bestimmte Art von Architektur, die traditionalistische Art, die in Berlin sehr beliebt ist bei Investoren“, sagt Jäger. Das bekannteste Beispiel sei die Rekonstruktion des Hotels Adlon am Brandenburger Tor. Seitdem habe diese Tendenz einen Auftrieb in der Stadt bekommen.
Als Senatsbaudirektorin habe sie aber eine politische Funktion. „Jemand, der an so einer Stelle sitzt, muss pluralistischer veranlagt sein, der muss alle möglichen Strömungen aufnehmen und in die Stadtarchitektur hineinbringen“, meint Jäger. Das könne er sich bei Kahlfeldt aktuell noch nicht vorstellen.

Städtebau ist mehr, als nur Wohnungen zu schaffen

Selbstverständlich müsse Kahlfeldt nun Zeit bekommen, sich einzuarbeiten und zu entwickeln. Dann werde sich zeigen, wie sie den politischen Aspekt ausfülle. „Ich sehe ihre Aufgabe darin, architektonische Kultur voranzubringen“, sagt Jäger. Das bedeute mehr, als einfach nur die üblichen Stadtteile zu bauen und sich zu freuen, wie viele neue Wohnungen entstanden seien.
Es schließe die Aufgabe mit ein, Quartiere so zu planen, dass sich darin Leben entwickeln könne. „Wenn wir heute durch die neuen Stadtquartiere gehen, sind die gähnend leer und die sind auch gähnend langweilig“, kritisiert Jäger, etwa mit Blick auf das Europaviertel hinter dem Berliner Hauptbahnhof.
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