Kroatisches Rundfunksinfonieorchester

Große Entdeckungen in Zagreb

Die Cellistin Monika Leskovar und das Kroatische Rundfunksinfonieorchester unter der Leitung von Enrico Dindo am 18.4.2019 im Vatroslav-Lisinski-Konzertsaal in Zagreb
Die Cellistin Monika Leskovar und das Kroatische Rundfunksinfonieorchester unter der Leitung von Enrico Dindo am 18.4.2019 im Vatroslav-Lisinski-Konzertsaal in Zagreb © Marija Stilinovic/HRT
Moderation: Volker Michael |
Sie war die erste Komponistin Kroatiens: Dora Pejačević. Das Kroatische RSO hat zu seinem 90. Geburtstag ihre fis-Moll-Sinfonie aufgeführt. Die Cellistin Monika Leskovar ist mit zwei Stücken kroatischer Komponisten zu hören. Enrico Dindo dirigiert.
Statt des aktuellen Konzerts aus Zagreb, das wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte, bieten wir Ihnen an dieser Stelle zwei Aufnahmen aus dem vergangenen Jahr mit dem gleichen Orchester unter Leitung seines Chefdirigenten Enrico Dindo. Er ist nicht nur Orchesterleiter, sondern auch ein angesehener, international tätiger Cellist. Er stammt aus Norditalien und hat seine Position in Zagreb bereits seit sechs Jahren inne.
Enrico Dindo, der Chefdirigent des Kroatischen Rundfunksinfonieorchesters in Zagreb
Enrico Dindo, der Chefdirigent des Kroatischen Rundfunksinfonieorchesters in Zagreb© Kroatischer Rundfunk HRT
Es sind drei außergewöhnliche Künstler und drei kroatische Namen, die Appetit auf große Entdeckungen machen - für Musikfreundinnen und Musikfreunde auf dem Rest des europäischen Kontinents. Dora Pejačević war eine wohlhabende adlige Frau, die ihr Leben ganz dem Komponieren widmen konnte und doch wusste, dass sie von der Gesellschaft nicht als Komponistin anerkannt werden würde. In der Epoche des Jugendstils und der Spätromantik erhielt sie eine umfassende Ausbildung in ihrer Geburtsstadt Budapest, in Zagreb und in Dresden. Sie komponierte Kammermusik, Lieder und auch einige Orchesterstücke.

Die erste Sinfonie Kroatiens

Die meiste Anerkennung erhielt Dora Pejačević mit ihrer ersten und einzigen Sinfonie, der in fis-Moll. Noch vor dem Ende des 1. Weltkrieges wurde dieses große und beeindruckende Werk in Teilen in Wien uraufgeführt. Die komplette Premiere gab es 1920 in Dresden. Die Musikwelt war begeistert, auch Arthur Nikisch wollte das Stück dirigieren. Dazu kam es nicht mehr, weil der berühmte Maestro bald darauf starb, wie auch die Komponistin selbst. Dora Pejačević erlag wenige Wochen nach der Geburt ihres einzigen Kindes in München im Jahr 1923 einer Sepsis.

Veritabler Pädagoge

Rudolf Matz ist Cellisten durchaus ein Begriff, wenn auch nur als Pädagoge. Er veröffentlichte viele Etüden und schrieb Celloschulwerke und bekam dafür und für sein Spiel höchstes Lob auch von Kollegen wie János Starker. Dass er auch veritable Konzertliteratur hinterlassen hat, ist außerhalb Kroatiens so gut wie unbekannt. Ein Beispiel dafür ist die eingängige wie hochvirtuose Kombination "Elegie und Humoreske". Die stellte die Cellistin Monika Leskovar in dem Konzert im April 2019 zusammen mit dem Cellokonzert des ebenfalls kroatischen Komponisten Bruno Bjelinski vor.

Tradition und Öffnung

Bjelinski kam 1909 als Bruno Weiss in Triest in einer jüdischen Familie zur Welt. Er konnte die Schoa überleben, weil er aus einem deutschen KZ auf jugoslawischem Boden floh und sich den Partisanen anschloss. In Zagreb etablierte er sich nach 1945 als einer der wichtigsten kroatischen Komponisten mit einem sehr eigentümlichen Stil, in dem er Anregungen aus West- und Nordeuropa aufgriff und sie mit Ideen verschmolz, die sein tiefes Wissen um die musikalische Tradition offenbaren.
Vatroslav Lisinski Konzertsaal, Zagreb
Aufzeichnungen vom 18. April und 19. September 2019
Rudolf Matz
Elegie und Humoreske für Violoncello und Orchester
Bruno Bjelinski
Konzert für Violoncello und Orchester
Dora Pejačević
Sinfonie fis-Moll op. 41
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