Ukrainekrieg

Kryptospenden für beide Kriegsparteien

08:00 Minuten
Porträt des russischen Präsidenten Wladimir Putin
Präsident Wladimir Putin hat ein internationales Zahlungssystem basierend auf der Blockchain gefordert. © picture alliance / dpa / Pool / tass / Mikhail Metzel
Von Maximilian Brose |
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Als Kryptowährungen lassen sich Spenden sehr viel leichter in die Ukraine transferieren. Aber auch russische militärische Gruppen nutzen das System, um an Sanktionen vorbei Geld zu sammeln.
Wer Spenden für ukrainische Organisationen sammelt, kann diese in Kryptowährung umgewandelt und so sehr viel schneller und unkomplizierter als beim klassischen Geldtransfern versenden: In wenigen Minuten sind sie in der Ukraine angekommen. Über ein normales Bankkonto kann eine Überweisung schon mal drei bis zehn Tage dauern. Dazu kommen Transaktionsgebühren und möglicherweise ein schlechter Wechselkurs der Bank.

Spenden für die ukrainische Regierung

Aber nicht nur Nichtregierungsorganisationen nutzen Kryptowährungen für ihre Spenden in die Ukraine, sondern auch die Regierung des Landes selbst. „Wir bekamen Anfragen von unserem Militär, dass sie verschiedene Dinge bräuchten. Die Kosten dafür konnte die ukrainische Nationalbank am zweiten Kriegstag nur in sehr geringem Maße über klassische Geldtransfers zahlen“, so der stellvertretende ukrainische Minister für digitale Transformation im Oktober im Podcast Public Key.
Daher hätten Kryptowährungen in den ersten Kriegstagen sehr dabei geholfen, nötige militärische Ausrüstung zu besorgen. Bisher hat so der ukrainische Staat allein mehr als 60 Millionen Dollar gesammelt. Einen Großteil davon in den ersten Wochen.

Spenden für Russland

Ein Team bei dem US-amerikanischen Blockchain-Analyse-Unternehmen Chainalysis hat versucht herauszufinden, ob auch prorussische Gruppen Kryptowährungen nutzen, um Sanktionen zu umgehen. Dafür liest es verschiedene Blockchains. Über sie könne man alle Transaktionen nachverfolgen, sagt der Leiter des Teams, Andrew Fierman.
Allerdings liefern die Blockchain-Daten nur kryptische Codes. Bestimmte Computerprogramme können aus denen aber ableiten, woher Kryptotransaktionen kommen und zu welchen Personen sie fließen.
In diesem Fall spürt Andrew und sein Team so einige russische Kriegsgruppen und Propaganda-Seiten auf. „Die Höhe der Spenden verblasst natürlich im Vergleich zu dem, was die Ukraine erhalten hat“, sagt er. „Aber die Gruppen haben zusammen ungefähr fünf Millionen Dollar gesammelt. Eine Menge Geld, wenn man sich überlegt, wofür das ausgegeben werden soll.“ Etwa für Drohnen, Nachtsichtgeräte oder medizinisches Material.
Für die Kryptospenden werben die Gruppen in sozialen Medien, vor allem auf Telegram. Beispielsweise die paramilitärische Gruppe Roussich, die in Verbindung zur paramilitärischen Gruppe Wagner stehe. So konnte sie Tausende Dollar als Kryptospenden sammeln. Dabei operiere ein „ziemlich breites Spektrum an Akteuren“, sagt Andrew. Viele Accounts hätten die Posts verbreitet. „Die sahen etwa so aus: Wir sammeln Spenden für X, Y und Z und dann die Adresse für die Kryptospenden. Dann wurden diese Posts von verschiedenen Nutzern geteilt.“
Andrew Fierman glaubt aber nicht, dass über Kryptowährungen wirklich große Geldbeträge vorbei an Sanktionen überwiesen werden können. Dafür seien Kryptowährungen erstens nicht liquide genug, zweitens sei die Transparenz der Blockchain ein Riesenvorteil, wenn man die Geldflüsse zurückverfolgen wolle. „Wenn jemand mit Hundert Millionen Dollar in Kryptowährungen bezahlt, dann kann recht einfach herausgefunden werden, wer dahintersteckt.“ 
Für den sanktionsgebeutelten russischen Staat scheinen Kryptowährungen attraktiver zu werden. Vergangene Woche meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur, dass Präsident Wladimir Putin ein internationales Zahlungssystem basierend auf der Blockchain fordert – und das genau in der Zeit, in der die Kryptobranche wegen des Zusammenbruchs der großen Börse FTX in der Kritik steht. Die Handelsplattform soll etwa Kundengelder in Milliardenhöhe veruntreut haben.

Welche Technologie steckt hinter Kryptowährungen?

Die Blockchain ist eine digitale Kette aus Datenblöcken. Die speichern jede Transaktion mit der Kryptowährung in ihrem Code. Wie viel etwa ein Bitcoin wert ist, hängt von Nachfrage und Angebot allein ab. Dadurch schwankt der Wert einzelner Währungen teils stark. Unter anderem deswegen stehen Kryptowährungen in der Kritik.

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