Kündigung von Rowohlt-Chefin Laugwitz

"Gute Arbeiterin, bei den Autoren beliebt"

Der Stand des Rowohlt Verlages bei der Leipziger Buchmesse, 2017
Der Stand des Rowohlt Verlages bei der Leipziger Buchmesse, 2017 © imago / Christian Grube
Elisabeth Ruge im Gespräch mit Anke Schaefer |
Mit einem offenen Brief haben Rowohlt-Autoren auf die Kündigung der Verlagschefin Barbara Laugwitz reagiert. Sie zeigen sich "verwundert und entsetzt". Die Literaturagentin und Verlegerin Elisabeth Ruge sagt, dass Laugwitz eine "gute Arbeiterin" war.
Ein Verlegerwechsel löst Turbulenzen beim Rowohlt Verlag aus. Florian Illies, Autor der Bestseller "Generation Golf" und "1913", langjähriger Redakteur der FAZ, Gründer des Kunstmagazins "Monopol" und Gesellschafter des Berliner Auktionshauses Villa Griesebach, wird die Leitung des Rowohlt-Verlags zum 1. Januar 2019 übernehmen. Seine erfolgreiche, aber der Öffentlichkeit kaum bekannte Vorgängerin, Barbara Laugwitz, muss gehen.
Etliche Hausautorinnen und -autoren haben daraufhin einen offenen Brief an den Chef der Holtzbrinck-Buchverlage, Joerg Pfuhl, geschrieben. "Viele von uns sind verwundert über diesen Vorgang, einige entsetzt", heißt es darin. "Wir haben Frau Laugwitz als Verlegerin sehr geschätzt und waren froh, mit ihr eine offene, zugewandte Ansprechperson zu haben, die sowohl ein gutes Gespür für erfolgversprechende Bücher hatte als auch für die Belange von Autor*innen."

"Nach allem was wir wissen, steht Rowohlt gut da"

Überrascht vom Wechsel an der Spitze zeigte sich auch unser Studiogast, die frühere Hanser-Chefin und heutige Literaturagentin, Elisabeth Ruge. "Nach allem, was wir wissen, steht Rowohlt gut da", sagte sie. Allerdings erlebe die Buchbranche aktuell eine Phase, in der Erfolge eine sehr unsichere Sache seien. Der Markt sei fixiert auf die zwei, drei Bestseller, die das Geschäft tragen.
Ruge meinte: "Das alles legt so ein wenig die Nerven bloß." Womöglich habe man an der Spitze des Holtzbrick-Verlages gedacht, man ziehe mit Herrn Illies "einen weißen brillanten Hasen aus dem Hut". Die Entscheidung könne aber auch damit zu tun haben, dass Barbara Laugwitz eine Frau ist. "Ich denke, dass es sich vielleicht einfacher anfühlt oder auch einfacher ist, eine Frau vor die Tür zu setzen", sagte Ruge. "Das haben wir halt immer wieder erlebt, dass es da weniger Respekt oder weniger Hochachtung gibt."

Farblose Gestalten, die Großartiges leisten

Beklagt werde zudem, dass es die "großen Verleger" wie Siegfried Unseld bei Suhrkamp oder Michael Krüger bei Hanser nicht mehr gebe. Ruge wies darauf hin, dass es in der Verlagsbranche häufig stille und erfolgreiche Führungskräfte gebe:
"Es ist nur so, dass die etwas `farblosen` Gestalten, wie es hieß, die heute in den Verlagen sitzen, zum Teil Menschen sind, die wirklich Großartiges leisten. Also wenn ich an Jonathan Landgrebe bei Suhrkamp denke, der eben nicht so einen öffentlichen Auftritt sich andauernd leistet und gönnt wie manch andere. Dann muss ich aber gleich dazu sagen, dass dieser verhältnismäßig junge Verleger in hohem Maße mit dafür verantwortlich ist, dass es den Suhrkamp-Verlag noch gibt."
Auch Barbara Laugwitz sei keine Frau der Öffentlichkeit gewesen, sagte Ruge, "aber sie war eine gute Arbeiterin, tüchtig und sehr engagiert und auch bei den Autoren beliebt". Laugwitz habe "erstmal Ergebnisse gebracht". Daher liege es nicht auf der Hand, warum sie gehen muss.
(huc)

Zu den Unterzeichnern des offenen Briefs an den Chef der Holtzbrinck-Buchverlage, Joerg Phuhl, gehören Katarina Adler, Till Raether, Eugen Ruge, Heinz Strunk, Patrick Bauer, Giulia Becker, Frau Freitag, Lucy Fricke, Jens Friebe, Nora Gantenbrink, Lena Gorelik, Leonhard Horowski, Sebastian Janata, Frl. Krise, Inger-Maria Mahlke, Thomas Melle, Bodo Mrozek, Matthias Nawrat, Florian Schroeder, Nis-Momme Stockmann, Margarete Stokowski und David Wagner.

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