Künstler

Die Storkower Kulturpiraten

Das Schloss Hubertushöhe der Brüder Opolka von der Firma Zweibrüder Kunst- und Kultur GmbH, aufgenommen am 25.04.2013 in Storkow (Brandenburg)
Das Schloss Hubertushöhe der Brüder Opolka von der Firma "Zweibrüder Kunst- und Kultur" © picture alliance / dpa / Patrick Pleul
Von Marten Hahn |
In Storkow, östlich von Berlin haben die Brüder Harald und Rainer Opolka das Schloss Hubertushöhe gekauft, um daraus einen Ort der Kultur zu machen. Am Storkower See im Brandenburgischen sprechen die Zwillingsbrüder über ihre Pläne.
Harald Opolka: "Letzten Endes ist ja das Kapital schlechthin die Person, mit ihrer Intelligenz, mit ihren kreativen Kräften etcetera ..."
Harald Opolka hält nichts von Small Talk. Kaum führt er den Gast durch den Park des Schloss Hubertushöhe spricht er über universelle Bildung, NSA und Medienlandschaft, politische Theorie, Natur und Kunst. Und natürlich spricht er über die Pläne, die er und sein Bruder mit dem Schloss am Ufer des Storkower Sees östlich von Berlin haben.
Harald Opolka: "Wir wollen hier eine Kunsthalle hinbauen. Da unten haben wir noch zwei Häuser dazu gekauft. Dieses Grundstück gehört uns auch. Dieser gesamte Wald und dann diese große Wiese bis zum Wald hin, hinter der Seevilla..."
Mittlerweile ist auch Rainer Opolka eingetroffen. Auf dem kahlen Kopf trägt er ein Piratenkopftuch. Ein Accessoire, das sich noch erklären wird.
Zweibrüder Optoelectronics, so hieß auch die Firma, mit der die Zwillinge viel, sehr viel Geld verdient haben. Der Vater Bergmann, die Mutter Hausfrau, machten die beiden Opolkas zunächst eine Elektriker-Lehrer und schlugen dann den zweiten Bildungsweg ein. Sie studierten Philosophie, Naturwissenschaften und Literatur, um dann... die Taschenlampe zu revolutionieren.

Rainer Opolka: "Unsere Firma, Zweibrüder Optoelectronics, verfügte zum Beispiel über über 200 Patente. Wir haben die LED-Taschenlampe fokussierbar gemacht. Wir haben eine Reihe für die Taschenlampe epochaler Erfindungen gemacht. Und eher über Kreativität und Innovation Geld verdient."
Einen Teil davon wollen sie nun in das Schloss, einen Kunst- und Literaturpark stecken. Dabei wurden sie oft gefragt, ob sie das ehemalige Hotel denn nicht zum Spa ausbauen wollen. Rainer Opolkas Antwort darauf:
"In der Tat, wir machen einen Spa. Aber einen Spa für den Geist, einen Wellnessort für die Vernunft. Einen Park für Literatur und einen Park für schöne Kunst in den die Menschen hineintreten und verzaubert werden."
Es gab öfter Streit zwischen den Brüdern
Ein Veranstaltungshalle soll entstehen, eine Kunsthalle, ein kleines Künstlerdorf und Lehrpfade, mit Auszügen aus Werken bekannter Autoren. Um die dreifache Fläche soll der Park wachsen. Gerade entsteht der Bebauungsplan. Fertig werden soll das Ganze, dank Bürokratie, aber erst im Jahr 2017.

Um andere entzünden zu können, muss man selbst brennen, sagt Rainer Opolka. Also machen die beiden Männer selber Kunst, malen Bilder, schreiben Gedichte und bauen Skulpturen. Und das ist dann Kunst um der Kunst willen?

Harald Opolka: "Und wenn mir eine Frau erzählt, sie würde sich nur für sich selber schminken, dann glaube ich ihr das nicht. Auch wenn sie selber sich das einredet, schminkt sie sich auch für andere. Und das gleiche betrifft auch unsere Kunst. Ich male natürlich auch für mich. Wenn ich male. Oder wenn ich dichte, dichte ich auch für mich. Aber ich denke natürlich auch an die Frau, für die ich das Gedicht schreibe."
Dass die beiden Brüder beim Malen und Schreiben auch in Konkurrenz zu einander stehen, ist ihnen nicht fremd.
Rainer Opolka: "Als wir klein waren, in der Badewanne, da haben wir beide den Kopf unter Wasser gehalten und haben geschaut, wer kann den Kopf länger unter Wasser halten. Und das ist ja ein konstruktiver Wettbewerb."
Natürlich gab es auch öfter Streit. Wie in einer Ehe stand man auch schon vor der Trennung. Aber irgendwie konnten sich die beiden immer einigen, so Harald Opolka.
"Beispielsweise konnte mein Bruder die Lücken meiner Persönlichkeit, meine schwachen Stellen, die liegen insbesondere auch in der Bürokratie, im Aktenlesen, in der Verwaltung. Die konnte er ganz gut ausfüllen."
Dummheit kann man nicht mit dem Degen bekämpfen
Ganz und gar einig sind sich beide in dem Auftrag, den sie sich selbst gegeben haben. Die Menschen von der Glotze wegzuholen. Das Niveau zu heben, wie Harald Opolka sagt.
"Uns kommt es auch darauf an, andere Leute anzuregen, selber Kunst zu machen. Wir wollen weg von dieser Zuschauerkunst, hin zur Teilnehmerkunst. So dass sich Leute mit Kunst auseinandersetzen, die sich vielleicht vorher damit schwer getan haben."

Dabei sehe man sich nicht als Lichtbringer, als Fackelträger im Dunkel der Gesellschaft. Es gehe auch einfach um Lust und Lebensfreude.
Rainer Opolka: "Da haben wir mal so ein Bild geprägt: Wir sind so eine Art Miniatur-Piratenschiff, ein ganz kleines Piratenschiff, Kulturpiraten, die die eine oder andere Breitseite gegen die großen Tanker der Massenkultur abfeuern. Einer Massenkultur, die die Menschen zum Teil einlullt und mit seichtem Amüsement versorgt."
Das Ganze müsse man aber locker nehmen, sagt Rainer Opolka.
Rainer Opolka: "Heinrich Heine hat mal auf wunderbare Art und Weise gesagt: Die Dummheit, die kann man nicht mit dem Degen bekämpfen. Die muss man mit heller Stimme aus der Welt lachen."