"Ich muss machen, was von innen und vom Herz kommt"
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Mit spektakulären Kunstwerken machte Jeppe Hein schon früh international auf sich aufmerksam. Dann warf ihn ein Burnout aus der Bahn. Der Däne ist nach seiner Genesung weiter erfolgreich – auch wenn sich seine Kunst verändert hat.
Die Tage von Jeppe Hein beginnen mit Yoga und Ingwertee. Und während eines Interviews malt der dänische Künstler geruhsam vor sich hin, blaue Striche von oben nach unten. Ganz wichtig dabei: bewusst ein- und ausatmen:
"Das tut gut, wenn ich diese Striche mache."
Damit begonnen hat er während seiner Burnout-Erkrankung: "So habe ich mein Gehirn und meinen Körper kontrolliert. So lange ich diese Atemübungen mache, habe ich keine Angst bekommen."
An Arbeit war über Monate nicht zu denken, Jeppe Hein fiel es schwer, überhaupt aus dem Haus zu gehen. Diese Phase hat nicht nur seine Art zu leben, sondern auch seine Kunst verändert.
Spirituelle Dimension
Schon immer war Kunst für Hein eine besondere Form der Kommunikation. In früheren Ausstellungen rollte etwa eine Stahlkugel los, wenn man als Besucher den Raum betrat. Oder ein Springbrunnen wurde zum Wasserpavillon, in dem man sich bewegen konnte, ohne nass zu werden.
"Das ist ein neues Erlebnis zwischen Menschen", sagt Hein. "Man kommt ins Gespräch. In dieser Begegnung öffnet man sein Herz. Kunst ist für mich, das Herz zu öffnen, mehr Empathie in der Welt zu verbreiten."
Fußballer, Schreiner, Maler
Jeppe Hein möchte Kunst erfahrbar machen. Besucher sollen weniger "den Kopf benutzen", mehr "Teil des Kunstwerks, Teil des Raumes sein. Ich habe verstanden, dass meine Arbeit auch eine spirituelle Dimension hat."
Eigentlich träumte Jeppe Hein von einer Fußballkarriere, machte dann aber eine Ausbildung zum Schreiner. Mit 16 Jahren entdeckte er das Malen für sich, im Atelier des Stiefvaters. Heute spricht er im Blick zurück von einer "spirituellen Begegnung mit mir selbst".
Hein studierte an der Königlich Dänischen Kunstakademie, ging später an die Städelschule in Frankfurt/Main, lernte dort bei Kasper König. Der Kunstprofessor und dessen Sohn Johann halfen Jeppe Hein bei seinen ersten Ausstellungen. Heute ist Johann König sein "Hauptgalerist".
Kunst, die inspirieren soll
Hein, geboren 1974 in Kopenhagen, avancierte schnell zu einem der erfolgreichsten Künstler seiner Generation. Museen in Hawaii, Tokio und New York begeisterten sich für seine Kunst. Vor zehn Jahren brach er zusammen, Diagnose Burnout. Eine buddhistische Nonne half ihm zurück ins Leben.
Diese Erfahrung verarbeitet er seitdem künstlerisch. Spiritualität prägt seine Werke, mobile Objekte mit Chakren sind darunter.
Das finden nicht alle gut, von "Kitsch" und "Harmlosigkeit" ist seither die Rede. Jeppe Hein kann damit umgehen. "Das nehme ich gar nicht so persönlich. Ich mache Kunst, um zu inspirieren, nicht um zu belehren. Meine Kunst ändert sich mit mir. Ich muss machen, was mir gefällt, was von innen und vom Herz kommt. Das gefällt mir viel mehr."
Nach New York zum UN-Nachhaltigkeits-Gipfel
Aktuell arbeitet Jeppe Hein an einem neuen Projekt. "Breathe with me" lautet der Titel. Ob hier oder in Afrika, so der Künstler, "wir atmen alle dieselbe Luft, wir sind verbunden miteinander." Also wird er im September zum UN-Nachhaltigkeits-Gipfel nach New York reisen.
Die Idee: Politikerinnen und Politiker malen Striche im Foyer des Hauptquartiers der Vereinten Nationen, bringen anschließend Pinsel und Farbe in den Central Park. So soll eine 400 Meter lange Malwand für das Publikum entstehen - das größte Kunstprojekt im Central Park seit Christos "The Gates".
(ful)