"Das Atelier ist ein heiliger Ort"
An Selbstbewusstsein mangelt es Markus Lüpertz nicht: Gerne bezeichnet sich der exzentrische Maler und Bildhauer als "Genie". Uns verrät Lüpertz, warum er sich zuletzt mit einer Skulptur des Apollo aus dem 17. Jahrhundert beschäftigt hat.
Der 74-jährige Markus Lüpertz gilt als "Malerfürst" und ist einer der ganz großen Künstler unserer Zeit. Bekannt wurde er mit deftigen, großformatigen Bildern und monumentalen Skulpturen.
Der Erfinder der "dithyrambischen Malerei" setzte sich in seinem Werk immer wieder mit der deutschen Geschichte auseinander. Lüpertz arbeitete sich an alten Meistern genauso ab wie an Picasso.
Eine besondere Faszination hegt der emeritierte Professor der Kunsthochschule Düsseldorf für Gestalten der Antike. Mit einer Skulptur des Apollo aus dem 17. Jahrhundert hat Lüpertz sich im vergangenen Jahr besonders beschäftigt. Die entstandenen Zeichnungen aus dieser Serie sind derzeit im Berliner Bode-Museum zu sehen.
Die Faszination des norddeutschen Griechen
"Es hat mich der norddeutsche Grieche interessiert, weil es nun gar nicht dem Apoll unserer Vorstellung entspricht", sagte Lüpertz im Deutschlandradio Kultur über die aktuelle Ausstellung seiner Zeichnungen. Es handele sich um eine wunderschöne handwerkliche Arbeit von sehr eigenartigem Charme bei der barocken Skulptur.
"Sie ist expressiv, sie ist fremd – fremd auch, was hat Apoll in Norddeutschland zu suchen, was hat Apoll in einer christlichen Orgel zu suchen?"
Ihn habe diese Aktualität und Expressivität ebenso interessiert wie das ganz besondere Andere dieses Apoll. Das alles habe ihn so stark beschäftigt, dass er mehrere Wochen zu diesem Sujet gezeichnet habe und mehr als 90 Zeichnungen entstanden sind. "Das ist eigentlich ein Zeichen von einer sehr großen Faszination."
Der Einbruch verleidet Lüpertz sein Atelier
Aus Lüpertz' Atelier im brandenburgischen Teltow waren Anfang Dezember zahlreiche Kunstwerke gestohlen worden. Mitgenommen wurden unter anderem 30 Bilder - Pinselzeichnungen, Aquarelle und Grafiken, aber auch Skulpturen. Die Polizei sprach von einem Schaden von einigen Hunderttausend Euro.
"Der mentale Verlust ist groß", sagte Lüpertz über den Einbruch. "Ich male in Serien und das unterbricht eine Serie, die ich gerade male."
Plötzlich fehlten 30 Bilder in dieser Kette und das störe ihn.
"Ich muss jetzt erst mal einen Faden knüpfen, um doch da, wo ich war, weiterzumachen und das passt mir eigentlich nicht." Er sei in seiner Unschuld gestört, sagte der Künstler.
"Das Atelier ist ein heiliger Ort und wenn dort Leute in böser Absicht rumgeistern und einbrechen und Türen zerschlagen und dann Sachen mir stehlen, dann ist das eine sehr persönliche Aggression."
Er bitte die Einbrecher, ihm nicht zu begegnen, weil er sehr sauer reagieren würde. Der Einbruch verleide ihm sein Atelier.
Info: Die Ausstellung "Nichts Neues. Die Abstraktion hat noch nicht begonnen" mit Zeichnungen von Markus Lüpertz ist noch bis zum 7. Februar im Bode-Museum in Berlin zu sehen.