Künstler und Netzaktivist padeluun

Mit Digitalcourage gegen Datenkraken

34:44 Minuten
Der Künstler padeluun spricht bei einer Demonstration. Auf seinem T-Shirt steht "Freiheit".
Padeluun engagiert sich seit Jahren gegen Überwachung und für mehr Datenschutz. © imago / Manngold
Moderation: Britta Bürger |
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Er gehört zu den Vorkämpfern des Datenschutzes und der Bürgerrechte: Der Künstler und Netzaktivist padeluun. Mit seinem Verein "Digitalcourage" warnt er vor den Gefahren der digitalen Medien – und fordert zu mehr Aktivismus gegen Überwachung auf.
Padeluun war 18, als er 1976 beschloß, seinen "bürgerlichen Zwangsnamen" abzulegen. "Der Name hat nichts damit zu tun, dass ich mich verbergen will oder weil ich Datenschützer bin. Es hat etwas damit zu tun, dass ich mir damals sagte: Ich werde der weltberühmteste und beste Künstler für modernste Kunst. Deshalb habe ich mir einen entsprechenden Namen gegeben, der nicht aus Vor- und Nachname besteht, sondern aus einer Entität. Das war das Wichtige."
Padeluun ist Zeitzeuge des digitalen Wandels und sieht es als seinen Auftrag, vor digitalen Medien zu warnen, vor einer Überwachung durch den Staat und einer Übermacht der Großkonzerne: "Wir haben zugelassen, dass sich im Netz die Googles, Instagrams und Facebooks dieser Welt breit gemacht haben. Wir haben völlig versagt, die Netze so zu gestalten, dass sie funktionieren können. Es gibt dort nichts Soziales, auch wenn wir von sozialen Medien sprechen. Es geht darum, möglichst viele Daten von den Nutzern zu erzeugen und zu Geld zu machen."

Nicht nur Überschriften lesen

Sein Hauptanliegen sei es, dass Menschen miteinander kommunizieren. Drei Jahre arbeitete padeluun als Sachverständiger im Bundestag in der Kommission "Internet und Digitales". Sein Fazit: "Politik und Industrie denken immer noch, es gehe darum, eine Informationsgesellschaft zu gestalten. Dabei geht es um eine Kommunikationsgesellschaft, wo tatsächlich Menschen miteinander kommunizieren – und dabei durchaus auch Netze nutzen, aber auch face to face zusammenkommen, damit wir als Menschen klüger werden. Wenn man nur Überschriften liest, kann das nicht funktionieren."
In West-Berlin geboren, kam padeluun mit acht nach München, wo er "als Preuße unter Bayern" in der Schule nicht immer einen leichten Stand hatte. Schon Ende der 70er-Jahre zog es ihn in die Düsseldorfer New Wave- und die Berliner Punk-Szene, wo er erste Erfahrungen als Performancekünstler sammelte.

"Ausspähwahnsinn der Datensammler"

"Punk war für mich die Möglichkeit, ohne Umweg über ‚ich muss erstmal was lernen‘ Figuren zu malen. Ich konnte nie richtig gut malen, ich fand aber wichtig, dass ich die Kunst als meinen Freiraum und Ausdruck benutze." Seit 1984 arbeitet padeluun in Bielefeld und wurde durch eine Reihe von Aktivitäten und Projekten bekannt. Sein Projekt "Art d’Ameublement (gemeinsam mit seiner Partnerin, der Künstlerin Rena Tangens) wurde 1984 mit dem Sonderpreis des Marler Video-Kunst-Preises ausgezeichnet.
Mit Rena Tangens erforschte er auch, wie Medien gestaltet sein müssen, damit Menschen sich darin willkommen fühlen. Gegen den "Ausspähwahnsinn der Datensammler".

"BigBrotherAwards" in Bielefeld

Mit einem selbst gebauten Modem in einer Kaffeetasse gingen sie damals ins Internet, hackten zusammen mit dem Chaos Computer Club 1985 auf diese Weise die Washington Post und lasen die Nachrichten des nächsten Tages. Es war eine Performance während einer Ausstellung. Kurz darauf gründete das Künstlerduo "Digitalcourage e.V.". Seit damals setzt sich der Verein für mehr Datenschutz ein.
Gegen kommerzielle Überwachung und sogenannte Datenkraken initiierte der Verein eine Negativauszeichnung, die "BigBrotherAwards". Sie werden jährlich in Bielefeld verliehen. Im April letzten Jahres wurden Rena Tangens und padeluun mit der Ehrennadel der Stadt Bielefeld ausgezeichnet. Zur Begründung hieß es, sie hätten sich mit ihrem Einsatz für Datenschutz und Menschenrechte um das Wohl und Ansehen der Stadt Bielefeld verdient gemacht.
Welche Empfehlungen hat padeluun für Bürger, die sich besser schützen wollen? "Glauben Sie nicht, wenn man Ihnen sagt, aus Sicherheitsgründen müssten jetzt bestimmte Dinge passieren. In der Regel ist das eine glatte Lüge. Glauben Sie nicht, wenn man Ihnen sagt, aus Datenschutzgründen dürfe man Ihnen bestimmte Dinge nicht sagen. Auch das ist meist eine Lüge. Aber das Beste, was man tun kann, um sich zu schützen, ist politisch aktiv zu werden".
(kuc)
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