"Ich bin ein alternder Schmutzfink"
Weltweit hat John Waters Zensoren immer wieder geärgert. Der Regisseur von "Pink Flamingos" gilt als "Pope of Trash". Nicht er, sondern die Gesellschaft habe sich verändert, betont der 69-jährige Provokateur. Das Kunsthaus Zürich widmet ihm derzeit eine Ausstellung.
Der amerikanische Regisseur, Performer und Fotokünstler John Waters hat einen legendären Ruf als "Pope of Trash": Weltweit hat er Zensoren immer wieder geärgert. 1974 beschlagnahmte die Polizei in Zürich seinen Film "Pink Flamingos" mit folgender Begründung: "Der als Meilenstein in der Filmgeschichte angepriesene Film muss als ekelerregend und abstoßend eingestuft werden." Bis heute ist das Verbot des Films im Kanton Zürich nicht aufgehoben worden.
Dennoch ist John Waters derzeit in Zürich sehr präsent: Gestern fand dort seine seit Langem ausverkaufte Live Performance "This Filthy World" statt. Außerdem zeigt das Kunsthaus Zürich eine Ausstellung mit seinen Werken: "John Waters. How much can you take?"
Die Beschlagnahmung seines Films finde er heute "ganz lustig", erklärte Waters im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Er sei sogar dankbar dafür. 'Denn so habe er This Brunner kennen gelernt, der dann seine Werke gesammelt habe:
"Und nun hängen die Arbeiten hier im Kunsthaus Zürich. Das heißt, dass man den Film damals verhaftet hat, hat gute Dinge hervorgebracht. Wenn er immer noch verboten ist, bedeutet das dann, dass ich mich hier als illegaler Künstler aufhalte und immer noch verhaftet werden könnte? Ich bin noch nie verhaftet worden, das wäre einmal etwas Neues."
Einschätzungen über den zeitgenössische Kunstbetrieb
Waters sprach auch über den zeitgenössischen Kunstbetrieb mit seinen zahlreichen Dauerskandalen:
"Wenn Leute einfach nur versuchen, Skandal zu erregen, um einen Skandal zu erregen: Dann halte ich das für den größten Fehler, den man in der Kunstwelt überhaupt machen kann. Wenn Du provozierst - nur der Provokation wegen. Und ich glaube auch nicht, dass das auf Dauer funktioniert."
Was für Tabus will John Waters heute noch brechen? Der Künstler hat seine ganz eigene Auffassung:
"Nun: Ich versuche ja auch, die Leute zum Lachen zu bringen. Und ich habe streckenweise auch eine ganz andere Definition, was meine Filme angeht. Was man mir als 'Schmuddelfilme' unterlegt, das sind für mich romantische Komödien."
"Nun: Ich versuche ja auch, die Leute zum Lachen zu bringen. Und ich habe streckenweise auch eine ganz andere Definition, was meine Filme angeht. Was man mir als 'Schmuddelfilme' unterlegt, das sind für mich romantische Komödien."
"Nicht ich habe mich verändert, sondern die Gesellschaft"
Und wie fühlt sich das an, wenn man als notorischer Tabubrecher in einem Museum landet? Er sehe sich als einen "alternden Schmutzfinken", sagte Waters:
"Ich habe mich eigentlich nicht verändert. Die Arbeit, die ich hier ausstelle, die ist schon noch ziemlich radikal und provokant. Die würde nicht unbedingt in allen Museen der Welt gezeigt werden. Ich würde sagen: Ich habe mich nicht verändert, aber die Gesellschaft hat sich verändert."
"Ich habe mich eigentlich nicht verändert. Die Arbeit, die ich hier ausstelle, die ist schon noch ziemlich radikal und provokant. Die würde nicht unbedingt in allen Museen der Welt gezeigt werden. Ich würde sagen: Ich habe mich nicht verändert, aber die Gesellschaft hat sich verändert."