Die Ausstellung "Luther und die Avantgarde" ist vom 19. Mai bis 17. September 2017 in Wittenberg, Kassel und Berlin zu sehen.
Provokante Sündenbock-Bilder im Gotteshaus
Das britische Künstlerpaar Gilbert & George ist für provokante und religionskritische Aktionen bekannt. Jetzt stellen sie im Rahmen der Schau "Luther und die Avantgarde" aus - in der Berliner Matthäus-Kirche. Kunstkritikerin Simone Reber zeigt sich von der Wirkung der "Sündenbock-Bilder" beeindruckt.
Im Lutherjahr schauen drei Städte unter dem Titel "Luther und die Avantgarde" zeitgleich auf die zeitgenössische Kunst. Das britische Künstlerduo Gilbert & George ist als anti-klerikal bekannt. Sie stellen nun ihre Bilder aus der "Sündenbock-Serie" in der Berliner Matthäus-Kirche aus. "Der Ort nimmt sehr eindrucksvoll das Motiv der Sündenbock-Serie auf", sagte Kunstkritikerin Simone Reber im Deutschlandfunk Kultur. "Diese gewaltsamen Gegensätze zwischen religiösem und säkularem Leben und diese plakativen Rot-Schwarz gehaltenen Foto-Montagen sprengen im Grunde in der Dynamik ihrer Widersprüche fast den Raum." Die Bilder seien auf zwei Stockwerken sehr dicht gehängt und liefen rings um die Kirche herum.
In ihrer Sündenbock-Serie beschäftigten sich Gilbert & George sehr provozierend mit Religion, weil sie bei ihren Nachbarn beobachtet hätten, dass der Glaube in deren Leben eine immer wichtigere Rolle spiele. "Wir haben manchmal das Gefühl, dass sie Sklaven ihrer Religion geworden sind, dass sie ihr Gefängnis nicht verlassen können", sagten Gilbert & George. "Aber eigentlich sind wir sehr optimistisch. Das Leben ist fantastisch, wir wissen, dass es nur hier und jetzt stattfindet. Es gibt kein Leben nach dem Tod, deshalb müssen wir das Beste daraus machen."
"Luther und die Avantgarde" an drei Orten
Die Ausstellung in der Matthäuskirche ist Teil der Schau "Luther und die Avantgarde", die an drei Ausstellungsorten präsentiert wird. Zentraler Ausstellungsort ist das ehemalige Gefängnis in Lutherstadt Wittenberg, das eigens für die Ausstellung in Stand gesetzt worden und öffentlich zugänglich ist. Neben der St. Matthäus-Kirche in Berlin, ist auch die Karlskirche in Kassel ein weiterer Ausstellungsort. Das Projekt wird von der EKD unterstützt und in Zusammenarbeit mit dem Reformationsjubiläum e.V. 2017 realisiert.