"Intelligenzbad Ahrenshoop", mit Beiträgen von Ulrich von Bülow, Marina Achenbach, Sebastian Kleinschmidt u.a, Zeitschrift für Ideengeschichte Heft XII/2, Sommer 2018, 14 Euro.
Wie Ahrenshoop zum Badeort der DDR-Intellektuellen wurde
Nach 1947 sollte aus dem ostdeutschen Küstenort Ahrenshoop ein "Bad der Intelligenz" werden. Bei den Einladungen an wichtige Schriftsteller habe die sowjetische Militärverwaltung eine wichtige Rolle gespielt, sagt Ulrich von Bülow vom Marburger Literaturarchiv.
Der Küstenort Ahrenshoop ist berühmt für seine Künstlerkolonie, vor allem die Maler, die sich von der Landschaft inspirieren ließen. Dass sich ab 1947 ostdeutsche Intellektuelle am Ostseestrand versammelten und geschult wurden, behandelt die Sommerausgabe der "Zeitschrift für Ideengeschichte". Bekannte Autoren wie Johannes R. Becher, Bertolt Brecht oder Christa Wolf reisten in die Sommerfrische.
Einladung an die Ostsee
"Es war eine Zeit der Orientierungslosigkeit", sagte Ulrich von Bülow, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Literaturarchiv in Marburg im Deutschlandfunk Kultur. Das habe nach Ende des Zweiten Weltkrieges für die Bevölkerung gegolten, aber auch für die deutschen Intellektuellen. Bei der Idee, im Küstenort Ahrenshoop ein Intellektuellenbad einzurichten, habe die sowjetische Militärverwaltung eine wichtige Rolle gespielt, wie sich heute in den historischen Akten zeige.
Vorbild Peredelkino
In der Sowjetunion habe es bereits seit den 1930er-Jahren in der Nähe von Moskau im Dorf Peredelkino ebenfalls eine Schriftstellerkolonie gegeben. "Auch dort gab es das erklärte Ziel, die Schriftsteller einerseits zusammen zu bringen, damit sie ihre Kreativität erhöhen - andererseits aber auch darum zu versammeln, damit man sie besser beobachten kann."
In der DDR habe man damals Intellektuelle für ein neues Deutschland gewinnen und zugleich die Leute auch schulen wollen. Viele hätten später in der DDR Karriere gemacht, sagte Bülow.