Debatte über Tatsachen und nicht über Science Fiction
Der Informatiker Philipp Slusallek plädiert für eine realistische Auseinandersetzung über Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz. Diese Technologie des 21. Jahrhunderts entwickle sich schnell, sei aber von der Leistung menschlicher Intelligenz unverändert weit entfernt.
Die künstliche Intelligenz (KI) sei nicht nur die Zukunft Russlands, sondern auch die der ganzen Menschheit, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin zu Schülern und Schülerinnen anlässlich des Beginns des neuen Schuljahres. Wie in jedem Jahr hielt er eine Unterrichtsstunde via Satellit ab und warnte davor, dass jemand, der eine Monopolstellung bei der Künstlichen Intelligenz erreiche, die Welt beherrschen könne. Der Wissenschaftler Philipp Slusallek gab im Deutschlandfunk Kultur eher Entwarnung. Er ist einer der führenden Informatiker auf diesem Gebiet und leitet den Forschungsbereich am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz. "Ich glaube, da muss man sehr, sehr vorsichtig sein in der Diskussion", sagte Slusallek und plädierte dafür die Aussagen von Putin im Kontext zu betrachten. Es sei sicher keine Untertreibung, zu sagen, dass KI die Technologie des 21. Jahrhunderts sei. Die Systeme entwickelten sich sehr stark weiter, aber sie seien sehr weit davon entfernt, an die Intelligenz eines Menschen heranzureichen.
Besser beim Schachspiel
Slusallek sagte, es sei sehr wichtig über die Möglichkeiten und Grenzen von KI zu debattieren.
"Aber wir müssen diese Diskussion sehr realistisch führen", sagte er.
"Da ist noch ein Teil der Diskussion sehr stark von Science Fiktion und ähnlichen Sachen getrieben und nicht von den Tatsachen, wo wir uns heute befinden." Intelligenz sei ein sehr breiter Begriff und gerade die menschliche Intelligenz zeichne sich dadurch aus, dass sie eben von emotionaler Intelligenz bis zur Logik sehr breit aufgestellt sei. Es gebe in der KI im Moment sehr schmale Bereiche, in denen Maschinen tatsächlich in bestimmten Bereichen besser seien als Menschen. Als Beispiel nannte der Informatiker das Schachspiel. "Aber wir sind weit davon entfernt, Systeme zu haben, die in der Breite tatsächlich Intelligenz im Sinne einer menschlichen Intelligenz zeigen können."
Mit KI ließen sich viele gute Dinge machen, sagte Slusallek. Aber über den Einsatz müsse diskutiert werden.
"Gerade im Bereich, wo es um Militär geht, müssen wir extrem aufpassen", sagte der Informatiker.