Künstliche Intelligenz in der EU

Schluss mit Krone der Schöpfung

08:08 Minuten
Terminator-Gesicht in Nahaufnahme
Sieht so risikobehaftete künstliche Intelligenz aus? Klar ist: Die Zukunft wird nicht aussehen wie ein Science-Fiction-Film. © imago images / GEPA pictures
Tom Hillenbrand im Gespräch mit Julius Stucke |
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Die EU hat erklärt, wie sie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz künftig gestalten möchte. Journalist Tom Hillenbrand ist skeptisch, ob das viel bringen wird. Künftig würden Computer den Menschen ohnehin den Rang ablaufen.
Wie soll sich Künstliche Intelligenz (KI) in Europa weiterentwickeln? Dazu hat die EU-Kommission eine Digitalstrategie entworfen. Dabei unterscheidet die Kommission zwischen risikobehafteter KI und solcher, die weniger riskant sei. Erstere betrifft Polizei, Gesundheit oder Verkehr, trifft aber auch Entscheidungen bei der Personalauswahl. Diese soll staatlich kontrolliert werden. Nationale Behörden müssten diese Technologien prüfen und zulassen. Risikoarme Technologie soll hingegen schnell an den Start gehen können soll. Für die Förderung künstlicher Intelligenz will die Kommission 20 Milliarden Euro pro Jahr ausgeben.

Schwierige Umsetzung der Strategie

Der Journalist und Autor Tom Hillenbrand hält das für "hehre Ziele", sagt aber, dass die EU nicht so viel zu bieten oder zu sagen hätte, weil die ganze KI-Entwicklung im Wesentlichen in den USA und in China stattfinde. Trotzdem findet er den Vorstoß der EU-Kommission nicht sinnlos. "Wir haben bestimmte Wertvorstellungen, und die müssen wir nicht aufgeben", sagt Hillenbrand. "Dass man sich einen Rahmen überlegt, ist auf jeden Fall eine gute Idee. Aber es ist natürlich schwierig, das auf der gesamten Welt anzuwenden oder durchzusetzen."
Die Trennung von risikoreicher und risikoarmer KI hält er für schwierig. "Vielleicht kriegen wir Probleme in Bereichen, wo wir es gar nicht gedacht haben." Und es sei auch unklar, wie man risikoreiche KI vorher prüfen wolle.

Kontrollverlust macht Menschen überflüssig

Eine Gefahr für Menschen durch KI sehe er nicht im Sinne von Science-Fiction-Filmen wie "Terminator", sondern als Kontrollverlust durch automatisierte Systeme. "Ich frage mich, wenn ein Unternehmen seine Bewerbungen von einer KI sichten lässt und dabei vielleicht fehlerhafte Entscheidungen trifft, ob das dann jemand hinterfragt. Da sind sehr viele Bereiche, wo wir Kontrolle aus der Hand geben und wo ich mir auch nicht mehr vorstellen kann, dass das irgendjemand prüfen kann."
Das führe dazu, dass der Mensch in vielen Bereichen überflüssig werde: Auch ohne allmächtige Computer würden wir an den Punkt kommen, dass Computer die besseren Radiologen, Musiker und Analytiker seien. "Ich glaube, wir werden uns Stück für Stück davon verabschieden müssen, dass wir die Krone der Schöpfung sind", sagt Hillenbrand. "Es wird hart für uns, aber vielleicht ist es auch befreiend, wenn man nicht immer der Klassenstreber sein muss."
(leg)
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