Kürzungen beim Goethe-Institut
Das Goethe-Institut muss sparen. Etliche Förderprogramme stehen vor dem Aus. © imago / russellkord
Enormer Schaden, wenig Nutzen
08:05 Minuten
17 Millionen Euro muss das Goethe-Institut in diesem Jahr einsparen. Das bedeutet das Aus für das Fachkräfteprogramm und für Fortbildungsmaßnahmen für Deutschlehrkräfte im Ausland. Die Institutspräsidentin kritisiert die Kurzsichtigkeit der Regierung.
„Kürzungen in Kultur und Bildung können nur wenig Geld einsparen, richten aber enormen Schaden an, weil wir mit den Netzwerken, die wir haben, überall im Ausland Vertrauen für Deutschland aufbauen, und zwar eben jenseits der üblichen diplomatischen Kanäle“, sagt Carola Lentz. Sie ist Präsidentin des Goethe-Instituts, das nach den Plänen der Bundesregierung alleine in diesem Jahr 17 Millionen Euro einsparen soll. Das wäre ein Minus von sieben Prozent.
Diese Kürzungen an der internationalen Kulturpolitik seien deswegen schwer nachzuvollziehen, auch vor dem Hintergrund der „größten außenpolitischen Krise der Bundesrepublik seit mindestens mal der Wiedervereinigung, wenn nicht seit dem Zweiten Weltkrieg“, so Lentz.
Aus für Fachkräfteprogramm
Zusätzlich zu den Einsparungen gebe es eine faktische Haushaltssperre, so Lentz, „was dramatische Konsequenzen für unsere Arbeit dieses Jahr haben wird. Und nächstes Jahr sieht es nicht besser aus.“ Natürlich müsse auch das Auwärtige Amt sparen, um die Schuldenbremse einzuhalten, so Lentz, „aber wir haben schon den Eindruck, dass die auswärtige Kulturpolitik besonders stark betroffen ist“.
Sollten die Pläne tatsächlich so umgesetzt werden, könnte das Goethe-Institut sein Fachkräfteprogramm nicht umsetzen, so Lentz. Denn um einen Förderantrag bei der EU stellen zu können, müsste man einen Eigenanteil von fünf Millionen Euro nachweisen. Das wäre dann nicht mehr möglich, was bedeuten würde, „dass 45.000 Fachkräfte in den nächsten drei Jahren eben nicht vom Goethe-Institut gefördert und ausgebildet werden können“, so Lentz.
Aus für Lehrkräftefortbildung
Es gibt aber auch Einsparungen, die sofort gelten, etwa bei den Förderstipendien für Deutschlehrkräfte im Ausland. Davon betroffen sind 4500 Menschen. Die Nachfrage nach Deutsch sei groß, und gut ausgebildete Lehrkräfte seien rar. „Und wir sind nicht das einzige Land auf der Welt, das Sprachkurse anbietet. Also wenden sich Leute dann möglicherweise anderen Sprachen zu."
Lentz gibt zu bedenken, dass Kulturarbeit nicht nach Belieben rauf- und runtergefahren werden könne. Hier gehe es um Langfristigkeit. Man dürfe nicht unterschätzen, "wieviel Schaden kurzfristige Wellenbewegungen anrichten können".
"Wir stützen Zivilgesellschaften"
Dennoch hofft Lentz zumindest für das kommende Jahr auf eine Abmilderung der Kürzungspläne. Dazu werde man nun in intensive Gespräche mit den Parlamentariern treten, „um ihnen noch mal deutlich zu machen, wie wichtig unsere Arbeit ist für Netzwerke im ganzen Sprachbereich, für Netzwerke mit Künstlerinnen und Künstlern."
"Wir stützen Zivilgesellschaften und Künstler in Ländern, in denen ganz wenig staatliche Unterstützung für Künstler existieren, und vor allen Dingen, in denen sehr viel Repression herrscht und unsere Häuser oft sichere Orte sind, an denen überhaupt ein vertrauensvoller und offener Austausch stattfinden kann.“