Olga Blumhardt und Antje Drinkuth: "Traces - Fashion & Migration"
Distanz Verlag, 2017
208 Seiten, 29,90 Euro
Wie die Modeszene aufgemischt wird
Die Perserin Leyla Piedayesh lässt in ihre Mode Kindheitserinnerung einfließen, der Serbe Sasa Kovacevic kombiniert überlange Hemden und traditionelle Muster. Über andere Perspektiven und Einflüsse in der Mode haben die Dekanin Antje Drinkuth und die Journalistin Olga Blumhardt ein Buch geschrieben.
Traces heißt übersetzt Spuren. So werden in dem Buch "Traces – Fashion & Migration" die Spuren diverser deutscher Designer*innen zurückverfolgt: Wo kommen sie oder ihre Familien her, wie hat das deren Mode beeinflusst. Außerdem wird das Wandern von Marken und ihren Trends verfolgt – Gucci wird in Asien kopiert, die Kopie ist aber ein komplett neues Design, das dann wiederum von Gucci in abgewandelter Form in der nächsten Kollektion aufgegriffen wird. Das sind nur zwei Themen in dem 208 Seiten starken Buch von der Studiendekanin Antje Drinkuth und Modejournalistin Olga Blumhardt, die die Idee zu dem Buch erläutert.
"Wir waren auf der Suche nach einem guten Thema für ein Forschungsprojekt und da ist uns aufgefallen, dass wahnsinnig viele deutsche, wichtige Designerinnen und Designer Migrationshintergrund haben. Und obwohl das so ein wichtiges Thema ist, nämlich kulturelle Vielfalt und eine Bereicherung für die Mode, ist es doch kaum thematisiert worden."
Das war 2015.
Da wäre zum Beispiel Leyla Piedayesh. Die Perserin hat vor vielen Jahren das schwarzweiße Muster des traditionellen Kufiya-Tuches, wir nennen es Palästinensertuch, in die gehobene Mode gebracht. Ihr Label "Lala Berlin" verkauft Kaschmirschals, Taschen, leichte Blusen mit besagtem Muster seit Jahren extrem gut. Piedayeshs Motiv für dieses Design: Kindheitserinnerungen.
"I used the print from south Serbian traditional costumes. It is geometrical, reminds me of Mexican print but it’s Serbian."
Sasa Kovacevic kommt aus Belgrad. Der Serbe mischt die Modeszene in Berlin seit mehr als zehn Jahren mit seinen sehr lauten, unkonventionellen Entwürfen auf. Sie sind nicht figurbetont, nicht gendergebunden. Die Inspirationen kommen direkt aus dem Berliner Nachtleben aber eben auch aus Serbien. Überlange Hemden und traditionelle Muster sind eben von Trachten inspiriert. Bei einer Kollektion seines Labels Sadak trugen die Models Kopfbedeckungen, wie sie die serbischen Frauen zum orthodoxen Gottesdienst tragen.
Blumhardt: "Das Buch an sich ist sehr vielseitig geworden, da geht es nicht nur um Design und das man am Design erkennt, dass da andere Kulturen eine Rolle spielen. Sondern da geht es auch um Phänomene, auch gesellschaftliche Phänomene, da geht es um Religion, das kann man gar nicht ausblenden."
"Wir waren auf der Suche nach einem guten Thema für ein Forschungsprojekt und da ist uns aufgefallen, dass wahnsinnig viele deutsche, wichtige Designerinnen und Designer Migrationshintergrund haben. Und obwohl das so ein wichtiges Thema ist, nämlich kulturelle Vielfalt und eine Bereicherung für die Mode, ist es doch kaum thematisiert worden."
Das war 2015.
Da wäre zum Beispiel Leyla Piedayesh. Die Perserin hat vor vielen Jahren das schwarzweiße Muster des traditionellen Kufiya-Tuches, wir nennen es Palästinensertuch, in die gehobene Mode gebracht. Ihr Label "Lala Berlin" verkauft Kaschmirschals, Taschen, leichte Blusen mit besagtem Muster seit Jahren extrem gut. Piedayeshs Motiv für dieses Design: Kindheitserinnerungen.
"I used the print from south Serbian traditional costumes. It is geometrical, reminds me of Mexican print but it’s Serbian."
Sasa Kovacevic kommt aus Belgrad. Der Serbe mischt die Modeszene in Berlin seit mehr als zehn Jahren mit seinen sehr lauten, unkonventionellen Entwürfen auf. Sie sind nicht figurbetont, nicht gendergebunden. Die Inspirationen kommen direkt aus dem Berliner Nachtleben aber eben auch aus Serbien. Überlange Hemden und traditionelle Muster sind eben von Trachten inspiriert. Bei einer Kollektion seines Labels Sadak trugen die Models Kopfbedeckungen, wie sie die serbischen Frauen zum orthodoxen Gottesdienst tragen.
Blumhardt: "Das Buch an sich ist sehr vielseitig geworden, da geht es nicht nur um Design und das man am Design erkennt, dass da andere Kulturen eine Rolle spielen. Sondern da geht es auch um Phänomene, auch gesellschaftliche Phänomene, da geht es um Religion, das kann man gar nicht ausblenden."
In dem Buch "Traces – Fashion & Migration" werden auch gesellschaftliche Phänomene abgebildet. So betreibt die deutsche Designerin Ann-Kathrin Carstensen in Neukölln schon seit sechs Jahren einen Verein namens "Rita in Palma". Die Vereinsarbeit besteht aus Integration türkischer Frauen aus dem Kiez. Sie häkeln Haute-Couture-Accessoires und bekommen Deutschunterricht. Bezahlt und krankenversichert. Inzwischen beschäftigt Carstensen auch syrische Frauen.
Modische Muslima mit Kopftuch
Außerdem gibt es den Artikel "Glaube, Mode, Hoffnung". Ein Artikel über modische Muslima mit Kopftuch. Wichtige Aussage darin: Wenn Frau Kopftuch trägt, wird sie nicht gleich unterdrückt, sie trägt die Kopfbedeckung selbstbestimmt. Diese Stigmatisierung wollen sogenannte "Hijabistas" – eine Wortkreation aus Hijab und Fashionista – aufweichen. Sie kleiden sich modisch, mixen ihre religiösen Bekleidungsvorschriften mit Trends aus aller Welt. Also zum Beispiel Jeans und Turnschuhe, kombiniert zu auffälliger Musterbluse aber eben mit langen Ärmeln und dazu Hijab.
Das Buch ist wie ein dickes, schlaues Modemagazin. Denn natürlich gibt es tolle Modefotostrecken. Es ist zweisprachig erschienen. Deutsch und Englisch. Gerade die Texte über Mode und Religion regen einen zum Denken an, oder auch die Geschichte von Rita in Palma – das ist echte Integrationsarbeit. Mit Mode. Das Buch zeigt, dass Mode keine oberflächliche Dekoration ist, sondern auch sehr politisch sein kann. Klar gibt es noch viele andere Designer*innen in unserem Land, die Migrationshintergrund haben und nicht erwähnt werden, aber vielleicht gibt es ja irgendwann eine zweite Ausgabe.
Das Buch ist wie ein dickes, schlaues Modemagazin. Denn natürlich gibt es tolle Modefotostrecken. Es ist zweisprachig erschienen. Deutsch und Englisch. Gerade die Texte über Mode und Religion regen einen zum Denken an, oder auch die Geschichte von Rita in Palma – das ist echte Integrationsarbeit. Mit Mode. Das Buch zeigt, dass Mode keine oberflächliche Dekoration ist, sondern auch sehr politisch sein kann. Klar gibt es noch viele andere Designer*innen in unserem Land, die Migrationshintergrund haben und nicht erwähnt werden, aber vielleicht gibt es ja irgendwann eine zweite Ausgabe.