Kulinarik

Kochen ist der neue Achtzylinder

Echtzeit
Moderatorin Susanne Balthasar und Holger Hettinger in seiner Küche © Deutschlandradio Kultur / Margarete Wohlan
Moderation: Susanne Balthasar |
Essen muss jeder. Aber was? In Silicon Valley gibt es bald Astronautennahrung zu kaufen. Und Restauranttester und Deutschlandradio-Redakteur Holger Hettinger erläutert, wie sich die Bedeutung des Kochens in den letzten Jahren gewandelt hat.
Diesmal dreht sich in der Echtzeit alles um Kulinarisches – weniger im Stil einer Kochshow, obwohl auch wir einige Rezepte für Experimentierfreudige bereithalten. Aber uns interessiert mehr, was hinter der neuen Kochlust steht. Tatsächlich eine Demonstration von Sozialprestige? Und woher kommt der Wunsch, für einen Tag Restaurantbesitzer zu sein? Beim "Restaurant Day", der 2011 in Finnland erfunden und mittlerweile in über 30 Ländern zelebriert wird, schauen wir einem der "Träumer" über die Schulter. Und dann gibt es da noch Soylent, das Essen von morgen, erfunden in Silicon Valley.
Live on Tape: Ein eigenes Pop-up-Restaurant für einen Tag
Was reizt an einem solchen Experiment?
Den Restaurant Day gibt es seit 2011, die Idee kommt aus Finnland. Tina Hüttl hat sich den Restaurant Day im Mai 2015 angeschaut – und fand einen Spanier, der kein Pizza-Bäcker mehr sein will
Von Tina Hüttl
Das Essen von morgen
Wenn es nach den Workaholics in Silicon Valley geht, wird in Zukunft weder gekocht noch gegessen, sondern getrunken: das dickflüssige, milkshake-ähnliche Getränk Soylent, das alle notwendigen Nährstoffe enthält. Damit erspart man sich lästige Aktionen wie shoppen, kochen und kauen.
Von Nicole Markwald
Holger Hettinger (links) und Susanne Balthasar
Holger Hettinger (links) und Susanne Balthasar© Deutschlandradio Kultur / Margarete Wohlan
Die neue Lust am Kochen und an Küchen ist der "neue Achtzylinder" und zielt darauf ab, den Besitz von exklusiven Küchengeräten und Kenntnisse von aufwendigen Küchentechniken vorzuzeigen, das ist die These von Holger Hettinger, Koch, Restauranttester für Gastro-Führer aus dem Meininger-Verlag und Redakteur bei Deutschlandradio Kultur. Seiner Ansicht nach geht es beim Kochen heutzutage eher um die Demonstration von Sozialprestige.
Waren es bis vor kurzem noch teure und exklusive Autos, mit denen man Status und Prestige zeigen konnte, wird das nun über aufwendiges Kochen praktiziert. Exklusive Rohstoffe wie "Dry Aged Beef" oder exotische Gemüsesorten werden aufwendigst bearbeitet, mit Hightech-Ausstattung wie Niedrigtemperaturgarern, Pacojets und Infrarotgrills, sagt er.
Aufwendig inszenierte Materialschlacht
Es handelt sich eher um aufwendig inszenierte Materialschlachten als darum, für Freunde ein nettes, gemütliches Abendessen zuzubereiten. Er selbst stehe den Material-Overkill-Aktionen kritisch gegenüber und wähle Gerichte auch danach aus, dass sie zur Jahreszeit passen.
Das Interview wurde in der Küche von Holger Hettinger geführt, in der er für Susanne Balthasar kochte. Es gab Zicklein an Spargel-Erbsen-Ragout und Couscous.
Mehr zum Thema