Die Rückkehr des Kinos nach Saudi-Arabien
35 Jahre lang waren Kinos im islamisch-konservativen Saudi-Arabien verboten. Das ändert sich nun. Die treibende Kraft dahinter ist der junge Kronprinz Mohammed bin Salman. Der möchte mit dem Schritt jedoch vor allem die Wirtschaft ankurbeln.
Ein Stück mehr Freiheit für Saudi-Arabien? Schon im März sollen die ersten Kinos öffnen. Kronprinz Mohammed bin Salman hat nach seiner Ernennung einen Modernisierungsprozess angekündigt. Erst im September trat das Ende des Fahrverbots für Frauen in Kraft.
Überrascht hat Carsten Kühntopp an der Kino-Nachricht aber eher, dass Menschen überrascht waren. Die Entscheidung habe bereits in der Luft gelegen. Wenn etwa Shopping Malls gebaut wurden, wurden darin schon Kinosäle hineingesetzt – in Erwartung dieser Entwicklung. Die Freude darüber sei aber insbesondere bei Kulturschaffenden dennoch riesengroß.
Es geht hierbei aber nicht um Liberalisierung, zumindest nicht nur:
"Der saudische Kulturminister, der die Entscheidung heute bekannt gegeben hat, hat gesagt: Damit soll die Wirschaft angekurbelt werden. Bis zum Jahr 2030 werde es mehr als 300 Kinos geben, mit mehr als 2.000 Leinwänden. Dadurch würden mehr als 30.000 Arbeitsplätze geschaffen. Und der ganze Sektor rund um die Kinos soll zur Diversifizierung der Wirtschaft weg vom Öl beitragen und das Bruttoinlandsprodukt soll dieser Sektor in den kommenden zwölf Jahren um fast 24 Milliarden Dollar wachsen lassen. Der wirtschaftliche Druck auf Saudi-Arabien ist eben gewaltig, weil die Ölpreise nach wie vor so niedrig sind und weil es eine endliche Ressource ist."
Jung gleich reformorientiert?
Für die meisten Saudis sei es eine völlig neue Erfahrung, mit dem 32-jährigen bin Salman ein so junges Staatsoberhaupt zu haben. Aber man dürfe nicht den Fehler machen zu glauben, dass junge Leute immer reformorientiert, liberal und offen sind. "Ganz so ist es nicht", sagt Kühntopp. Von Frauen im Publikum etwa sei längst nicht jeder begeistert.
Dementsprechend sei bin Salman auch nicht der liberale Modernisierer, als der er gern in den westlichen Ländern verkauft wird.
"Das, was die Regierung durchzieht unter seiner Anleitung geht natürlich in Richtung Reformen und in Richtung Öffnung des Landes, denn nur so kriegen sie eine Diversifizierung der Wirtschaft wirklich hin. Aber die Methoden sind autoritär. Es gibt keine öffentliche Debatte darüber, welche Schritte nötig sind und ob sie gut und richtig sind. In den vergangenen Monaten hat er viele seiner Kritiker, auch Geistliche, schlicht weggesperrt."