Kulturarbeit in Berlin

Flüchtlinge als Museumsführer

Die aus Damaskus stammende Syrerin Rita Albahri führt im Deutschen Historischen Museum eine Klasse eines Deutschkurses für Flüchtlinge durch die Ausstellung.
Die aus Damaskus stammende Syrerin Rita Albahri führt im Deutschen Historischen Museum eine Klasse eines Deutschkurses für Flüchtlinge durch die Ausstellung. © picture alliance / dpa / Klaus-Dietmar Gabbert
Von Verena Kemna |
Kulturelle Arbeit kann Flüchtlingen bei der Integration in Deutschland helfen. So haben in Berlin gleich mehrere Museen Flüchtlinge in einem Schnellkurs als Museumsführer geschult. Andere Projekte sprechen vor allem Jugendliche an.
"Wir sind Jugendliche aus verschiedenen Ländern. Wir sind noch nicht so lange in Deutschland. Wir haben diesen Film in einem Workshop gemacht."
Unter dem Titel "Ankommen in Deutschland" erzählen Jugendliche aus Syrien, Afghanistan, Guinea und Armenien, weshalb sie ihre Heimat verlassen haben. Sie schildern ihre Wünsche, Träume und Pläne in Deutschland.
Der Dokumentarfilm, ein Projekt des Bundesverbandes für Jugend und Film, ist das Ergebnis von monatelanger Arbeit. Ob Dramaturgie, Kamera, Ton oder Schnitt, die Jugendlichen haben sich alles selbst erarbeitet. Filmprofis haben sie dabei unterstützt. Derzeit tourt der Film durch Berliner Schulen.
Ein ausgewähltes Beispiel für Kulturarbeit, die das gegenseitige Kennenlernen fördert. Ein ähnlicher Gedanke steht hinter dem Projekt "Multaka" – das bedeutet auf Arabisch Treffpunkt. Gleich mehrere Häuser auf der Berliner Museumsinsel haben Flüchtlinge in einem Schnellkurs als Museumsführer geschult.
Museumsführer, die ihre Sprache sprechen
Seitdem treffen kulturinteressierte Flüchtlinge etwa im Museum für islamische Kunst auf Museumsführer, die ihre Sprache sprechen. Es geht um den Dialog, erklärt Stefan Weber, Direktor des Museums für islamische Kunst:
"Es ist nicht von oben nach unten, sondern eine Ansprache von Menschen für Menschen. Und das macht das Besondere aus."
Auch das Kulturnetzwerk Berlin Mondiale setzt sich für Partnerschaften ein. Mehr als zehn Berliner Kultureinrichtungen arbeiten eng mit ebenso vielen Gemeinschaftsunterkünften zusammen. Ob Deutsches Theater, Berliner Festspiele oder die Universität der Künste, ob Workshops, künstlerische Projekte oder gemeinsame Feste, die Tandempartnerschaften sind über die ganze Stadt verteilt.
Dazu gibt es professionelle Unterstützung durch den Rat für die Künste Berlin und unzählige Vereine. Es braucht viel Vertrauen, damit die meist traumatisierten Menschen sich öffnen, das erlebt die ehrenamtlich engagierte Kunstlehrerin Chos Lopez Vidal ständig. In einem Schulgebäude auf dem Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales bietet sie zweimal pro Woche Malunterricht für Kinder und Jugendliche.
Noch sind viele Eltern misstrauisch
Draußen stehen Flüchtlinge wie immer Schlange, um sich registrieren zu lassen. Drinnen taucht Samir aus Afghanistan den Pinsel in die Wasserfarben.
"Das ist ein Haus, das ist die Sonne, das ist der Mond."
An diesem Tag ist der Zehnjährige alleine da, an anderen Tagen ist das Klassenzimmer voll. Chos Lopez Vidal hofft, dass künftig viele Kinder regelmäßig kommen. Noch sind viele Eltern misstrauisch, trauen sich nicht, ihre Kleinsten für ein, zwei Stunden alleine zu lassen.
Unterdessen wird nur wenige Häuser weiter ein neues Kulturprojekt ins Leben gerufen. Zielgruppe sind Mädchen mit Flucht- und Migrationserfahrung. Was daraus wird, ist noch ungewiss.
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