Mit Kunst durch schwierige Zeiten kommen
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Museen, Theater und Kinos mussten in der Coronapandemie schließen. Damit sich dies in der Energiekrise nicht wiederholt, wird nach Auswegen gesucht. Wie Hilfe aussehen könnte, beschreibt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda.
Nach den vorherigen Corona-Wintern droht nun weiteres Ungemach für die Kultur: steigende Energiepreise und eventuell knapp werdendes Erdgas. Was im Ernstfall – etwa leeren Gasspeichern - passieren muss, ist in einer Verordnung der Europäischen Union geregelt. Kultur gehört nicht zu einem gesondert geschützten Bereich und würde deswegen nach Vorgaben des "Notfallplans Gas" Energie einsparen müssen.
Sparen, um Mangel zu umgehen
Der Hamburger Kultursenator und Präsident den Deutschen Bühnenvereins, Carsten Brosda, unterstreicht, dass es sich dabei um keine deutsche Entscheidung handelt, sondern um eine europäische. Doch könne auch die Bundesnetzagentur – die für die Zuweisung verantwortlich wäre – ihre Einschätzung in Bezug auf die Kultur ändern. Denn in den Kulturinstitutionen lagerten auch vom Gesetz her schützenswerte Kulturgüter, die zu Schaden kommen könnten.
Damit es nicht zu Mangellagen kommt, müsse Energie gespart werden, unterstreicht Brosda. „Nach allem, was wir momentan sehen, ist das auch sehr gut möglich“, so der Senator. Denn er sieht die größte Gefahr für die Einrichtungen darin, dass sie ihre Energierechnungen nicht mehr bezahlen können.
Hilfsfonds weiternutzen
Deswegen sollen die Mittel des Sonderfonds aus der Coronahilfe nun auch für den kommenden Winter genutzt werden – in Absprache mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Rund eine Milliarde Euro sind noch vorhanden.
Wie das Geld verteilt werden soll, steht noch nicht fest. Brosda schlägt vor, die staatliche Hilfe könnte den Differenzbetrag zwischen den aktuellen Abschlagszahlungen und denen aus dem Jahr 2019 begleichen – abzüglich 20 Prozent, „weil man sagt, das ist das, was man sparen können muss“, so der Politiker.
Orte der Begegnung
„Damit hätte man eine Lösung für die gestiegenen Energiekosten, hätten einen Eigenanteil, den die Einrichtung jeweils selber leisten können müssen, und hätte wieder eine Planbarkeit“, ist sich Brosda sicher. Entgegen der Coronapandemie, in der man nicht wusste, wie sich das Virus weiterentwickelt, sei nun die Lage planbarer.
Für den Hamburger Kultursenator seht fest, dass die Kultureinrichtungen wichtige Orte der öffentlichen Begegnung sind. Ihr Fehlen während der Coronapandemie habe man schmerzlich gemerkt. Doch nicht nur als Raum für Debatten seien sie wichtig: „Sich hinzusetzen und eine Symphonie anzuhören, sich einfach mal eine Stunde in die Kunst fallen zu lassen und abschalten zu können - auch das gehört dazu, wenn man danach wieder in schwierigen Zeiten klarkommen will.“
(rzr)