Kultureller Perlentaucher
Trikont ist eine der ältesten und unabhängigen Plattenfirmen Deutschlands. Gruppen wie die 3 Tornados aus Berlin, Ton, Steine, Scherben, oder auch Albino & die Arbeitersache aus München gehörten zu den ersten Künstlern, die bei Trikont eine Heimat fanden. Seit mehr als 30 Jahren ist Achim Bergmann Chef des Unternehmens.
Achim Bergmann: "Trikont ist Dritte Welt, drei Kontinente, da gab's damals eine Zeitschrift, die wurde in Kuba rausgebracht Ende der 60er, und das war damals das Hauptthema der Menschen, die merkten, es läuft etwas falsch in unseren Gesellschaften und in der Welt."
Achim Bergmann, geboren 1943 im Sauerland, kam 1967 eher zufällig nach München. Er schrieb sich zwar an der Uni ein, verbrachte dann aber wesentlich mehr Zeit in der Schwabinger Szene, wo damals kreative Köpfe wie Fassbinder und Achternbusch für Aufsehen sorgten. Statt lustlos in Seminaren herumzudösen, stieg er 1969 beim linksalternativen Trikont-Verlag ein, der war kurz zuvor von Köln nach München übergesiedelt. Das 1971 daraus hervor gegangene Musik-Label "Unsere Stimme" wurde fortan zu seiner Herzensangelegenheit.
Achim Bergmann: "Ganz generell heißt "unsere Stimme" natürlich die Stimme von denen, die sonst keine Stimme haben, und (...) für diese gesellschaftlichen Bewegungen, die aus den 60er Jahren heraus kamen, da gab's keine Artikulation, keine Möglichkeiten, keine Zeitungen, gar nichts, das wurde dann alles gegründet, Stattzeitungen, Verlage wie Trikont entstanden.Und dann stellte sich heraus: Es gibt keine Musik für uns, es gab die Gruppe Ton, Steine, Scherben, viel mehr nicht.
Und dann entstand da was, aber es gab keine Instrumentarien, das zu verbreiten, und da haben wir, da wir als Verlag schon existierten, beschlossen, in diese Musik einzusteigen und sie zu fördern und wurden so zum ersten Sprachrohr einer bestimmten Bewegung von jungen Leuten, die sich bestimmte Sachen nicht gefallen lassen wollten, das war der Hauptaspekt."
Gruppen wie die 3 Tornados aus Berlin, Ton, Steine, Scherben, oder auch Albino & die Arbeitersache aus München gehörten zu den ersten Künstlern, die bei Trikont eine Heimat fanden. Und die Frage, was Heimat und Identität in Zeiten globalisierter Massenkultur eigentlich ausmachen, treibt Achim Bergmann bis heute um und an.
Er will aufmerksam machen auf interessante Szenen, Kulturen und Traditionen aus aller Welt, auf Künstler, die jenseits des Mainstream eigene Gedanken formulieren. Die können sozialkritisch, rebellisch, skurril, aber auch witzig sein.
Über die Anliegen von Trikont spricht Achim Bergmann mit leidenschaftlichem Engagement, Privates behält er lieber für sich. Mit einer kleinen Schar gleich Gesinnter arbeitet er jetzt schon seit fast 35 Jahren in einem alten Haus mitten im früheren Arbeiterbezirk Giesing.
Die Wände seines kleinen Büros unterm Dach sind vor lauter Plattenregalen und Postern kaum noch zu sehen. Ringsgwandl, Matthias Beltz, Hans Söllner und Rocko Schamoni schauen auf uns herunter. Allesamt wirkliche Volksmusiker, sagt Achim Bergmann, eben Leute, die authentische Geschichten erzählen. Und darauf kommt es ihm an, ganz egal, ob diese Geschichten nun als finnischer Tango, Rap, Klezmer, amerikanischer Jodler oder in bayerischer Mundart daher kommen.
Achim Bergmann: "Ein besonderes Phänomen sind diese Münchner Volkssänger, die es Anfang des 20. Jahrhunderts gab, eine echte Kultur von unten, allein etwa 800 in München, da hat sich nicht mal die Polizei hingetraut in die Kneipen, wo die auftraten. Natürlich sind nur wenige der Lieder auf den damaligen Tonträgern gelandet, auf Schellacks, aber an denen kann man sehen, was für tolle Songs das waren."
Die CDs des kleinen Labels Trikont bergen nicht nur musikalisch ungeahnte Schätze, sondern erklären sie auch – in stets sehr aufwändig, kenntnisreich und wunderschön gestalteten Booklets. Sie sind nicht nur hier zu Lande längst Kult, sondern auch im Ausland.
Dass aus den Radios heute fast nur noch die ewig gleiche Massenware dröhnt, obwohl es doch so viel Interessanteres zu entdecken gäbe, frustriert Achim Bergmann manchmal sehr. Ohne ihn, den ebenso schwergewichtigen wie zähen Kämpfer, ohne seine Leidenschaft für eigenständige Musikkulturen in aller Welt, gäbe es Trikont vielleicht schon lange nicht mehr.
Achim Bergmann: "Man muss Wut aufbringen darüber, dass es bestimmte Sachen die man liebt, nicht geben soll. Ich kann behaupten: das meiste von dem, was wir heraus gebracht haben, würde es nicht geben, wenn wir nicht gewesen wären, also als Hilfestellung, natürlich hätte es die Leute gegeben, die diese Musik machen, aber: diese Wut, in Energie umgesetzt, ist schon wichtig, sonst schafft man das nicht. (...) Dann musst du irgendwie kämpfen. Und das ist es, so."
Achim Bergmann, geboren 1943 im Sauerland, kam 1967 eher zufällig nach München. Er schrieb sich zwar an der Uni ein, verbrachte dann aber wesentlich mehr Zeit in der Schwabinger Szene, wo damals kreative Köpfe wie Fassbinder und Achternbusch für Aufsehen sorgten. Statt lustlos in Seminaren herumzudösen, stieg er 1969 beim linksalternativen Trikont-Verlag ein, der war kurz zuvor von Köln nach München übergesiedelt. Das 1971 daraus hervor gegangene Musik-Label "Unsere Stimme" wurde fortan zu seiner Herzensangelegenheit.
Achim Bergmann: "Ganz generell heißt "unsere Stimme" natürlich die Stimme von denen, die sonst keine Stimme haben, und (...) für diese gesellschaftlichen Bewegungen, die aus den 60er Jahren heraus kamen, da gab's keine Artikulation, keine Möglichkeiten, keine Zeitungen, gar nichts, das wurde dann alles gegründet, Stattzeitungen, Verlage wie Trikont entstanden.Und dann stellte sich heraus: Es gibt keine Musik für uns, es gab die Gruppe Ton, Steine, Scherben, viel mehr nicht.
Und dann entstand da was, aber es gab keine Instrumentarien, das zu verbreiten, und da haben wir, da wir als Verlag schon existierten, beschlossen, in diese Musik einzusteigen und sie zu fördern und wurden so zum ersten Sprachrohr einer bestimmten Bewegung von jungen Leuten, die sich bestimmte Sachen nicht gefallen lassen wollten, das war der Hauptaspekt."
Gruppen wie die 3 Tornados aus Berlin, Ton, Steine, Scherben, oder auch Albino & die Arbeitersache aus München gehörten zu den ersten Künstlern, die bei Trikont eine Heimat fanden. Und die Frage, was Heimat und Identität in Zeiten globalisierter Massenkultur eigentlich ausmachen, treibt Achim Bergmann bis heute um und an.
Er will aufmerksam machen auf interessante Szenen, Kulturen und Traditionen aus aller Welt, auf Künstler, die jenseits des Mainstream eigene Gedanken formulieren. Die können sozialkritisch, rebellisch, skurril, aber auch witzig sein.
Über die Anliegen von Trikont spricht Achim Bergmann mit leidenschaftlichem Engagement, Privates behält er lieber für sich. Mit einer kleinen Schar gleich Gesinnter arbeitet er jetzt schon seit fast 35 Jahren in einem alten Haus mitten im früheren Arbeiterbezirk Giesing.
Die Wände seines kleinen Büros unterm Dach sind vor lauter Plattenregalen und Postern kaum noch zu sehen. Ringsgwandl, Matthias Beltz, Hans Söllner und Rocko Schamoni schauen auf uns herunter. Allesamt wirkliche Volksmusiker, sagt Achim Bergmann, eben Leute, die authentische Geschichten erzählen. Und darauf kommt es ihm an, ganz egal, ob diese Geschichten nun als finnischer Tango, Rap, Klezmer, amerikanischer Jodler oder in bayerischer Mundart daher kommen.
Achim Bergmann: "Ein besonderes Phänomen sind diese Münchner Volkssänger, die es Anfang des 20. Jahrhunderts gab, eine echte Kultur von unten, allein etwa 800 in München, da hat sich nicht mal die Polizei hingetraut in die Kneipen, wo die auftraten. Natürlich sind nur wenige der Lieder auf den damaligen Tonträgern gelandet, auf Schellacks, aber an denen kann man sehen, was für tolle Songs das waren."
Die CDs des kleinen Labels Trikont bergen nicht nur musikalisch ungeahnte Schätze, sondern erklären sie auch – in stets sehr aufwändig, kenntnisreich und wunderschön gestalteten Booklets. Sie sind nicht nur hier zu Lande längst Kult, sondern auch im Ausland.
Dass aus den Radios heute fast nur noch die ewig gleiche Massenware dröhnt, obwohl es doch so viel Interessanteres zu entdecken gäbe, frustriert Achim Bergmann manchmal sehr. Ohne ihn, den ebenso schwergewichtigen wie zähen Kämpfer, ohne seine Leidenschaft für eigenständige Musikkulturen in aller Welt, gäbe es Trikont vielleicht schon lange nicht mehr.
Achim Bergmann: "Man muss Wut aufbringen darüber, dass es bestimmte Sachen die man liebt, nicht geben soll. Ich kann behaupten: das meiste von dem, was wir heraus gebracht haben, würde es nicht geben, wenn wir nicht gewesen wären, also als Hilfestellung, natürlich hätte es die Leute gegeben, die diese Musik machen, aber: diese Wut, in Energie umgesetzt, ist schon wichtig, sonst schafft man das nicht. (...) Dann musst du irgendwie kämpfen. Und das ist es, so."