Literarischer Herbst
Leipziger Festival für Literatur
20. - 25.10.2020
"Literarischer Herbst" trotz Corona
04:12 Minuten
Während die zweite Corona-Welle durch Deutschland rollt, steht in Leipzig ein Literaturfestival an: der Literarische Herbst mit 19 Lesungen von 72 Mitwirkenden. Doch ob angesichts der Beschränkungen alle Gäste kommen können, ist ungewiss.
"Die Literatur ist da, wenn man sie braucht" - so hoffnungsfroh-trotzig hat das Organisationsteam den "Literarischen Herbst" überschrieben. 17 Veranstaltungen an sechs Tagen, unter anderem mit dem Leipziger Hausautor Clemens Meyer und einer Alumni-Lesenacht mit Absolventinnen des Deutschen Literaturinstituts. Während andernorts Veranstaltungen abgesagt werden müssen, wird in Leipzig gelesen.
"Wir wandern auf dünnem Eis, das ist klar", sagt Mitorganisator Nils Kahlefendt. Zum Infektionsschutz darf bei den Lesungen nur weniger als die Hälfte der Plätze belegt werden. Wirtschaftlich ist das nicht.
Doch das jährliche Treffen in Leipzig ist eine feste Größe in der Szene rund um das Deutsche Literaturinstitut und soll stattfinden – soweit es Corona eben zulässt – auch mit internationalen Gästen. Aus Portugal zum Beispiel – als Vorausblick auf das Gastland der für Ende Mai geplanten Leipziger Buchmesse.
"Wir wandern auf dünnem Eis, das ist klar", sagt Mitorganisator Nils Kahlefendt. Zum Infektionsschutz darf bei den Lesungen nur weniger als die Hälfte der Plätze belegt werden. Wirtschaftlich ist das nicht.
Doch das jährliche Treffen in Leipzig ist eine feste Größe in der Szene rund um das Deutsche Literaturinstitut und soll stattfinden – soweit es Corona eben zulässt – auch mit internationalen Gästen. Aus Portugal zum Beispiel – als Vorausblick auf das Gastland der für Ende Mai geplanten Leipziger Buchmesse.
Ungewiss, ob alle Gäste kommen können
"Die haben alle Tickets, die sind auch alle wild entschlossen und es hängt halt nur noch an diesem letzten Test", so Kahnefendt. Denn an einem positiven Coronatest am Flughafen könnte die Einreise noch scheitern. Andere mussten schon kurzfristig absagen: Die Autorin Ann Cotten wird nicht wie geplant aus Wien anreisen, weil sie sonst in Quarantäne müsste. Genauso die Schweizerin Dorothee Elmiger.
"Das bedauern wir ganz besonders, weil sie auf der Liste zum Deutschen Buchpreis stand – und da hätten wir uns natürlich sehr gefreut", sagt Kahnefendt.
"Das bedauern wir ganz besonders, weil sie auf der Liste zum Deutschen Buchpreis stand – und da hätten wir uns natürlich sehr gefreut", sagt Kahnefendt.
Interaktion mit Publikum wird schwierig
Auf jeden Fall kommen wird Verena Keßler. Die Leipzigerin wird beim Debütabend "Beste erste Bücher" lesen – aus ihrem vor zwei Monaten erschienen Debüt "Die Gespenster von Demmin".
"Es ist einfach schön, wenn man Publikum hat, mit dem man auch tatsächlich interagieren kann. Dass Fragen gestellt werden während der Lesung aber auch, dass nach der Lesung Leute zu einem kommen können und vielleicht nochmal Fragen dazu haben. Dieses Gespräch findet online nicht so sehr statt, selbst wenn da mal Fragen gestellt werden können", bedauert Keßler.
Als Nachwuchsautorin muss sie sich ein Publikum erst erarbeiten, ist besonders auf Lesungen angewiesen. Demnächst will sie in die von ihr beschriebene Kleinstadt Demmin. Doch Corona macht das Lesen zur Gewissensfrage.
"50 Leute werden in dem Raum sein, der hoffentlich entsprechend groß sein wird. Und ich hoffe, dass das dann tragbar ist. Aber klar, ich mache mir auch Gedanken, ob ich zu Lesungen noch in den Zug steige. Was ist eigentlich eine unbedingt notwendige Reise? Da muss man selber für sich überlegen: Fährt man hin, nur weil es stattfindet, oder muss man doch absagen?"
"Es ist einfach schön, wenn man Publikum hat, mit dem man auch tatsächlich interagieren kann. Dass Fragen gestellt werden während der Lesung aber auch, dass nach der Lesung Leute zu einem kommen können und vielleicht nochmal Fragen dazu haben. Dieses Gespräch findet online nicht so sehr statt, selbst wenn da mal Fragen gestellt werden können", bedauert Keßler.
Als Nachwuchsautorin muss sie sich ein Publikum erst erarbeiten, ist besonders auf Lesungen angewiesen. Demnächst will sie in die von ihr beschriebene Kleinstadt Demmin. Doch Corona macht das Lesen zur Gewissensfrage.
"50 Leute werden in dem Raum sein, der hoffentlich entsprechend groß sein wird. Und ich hoffe, dass das dann tragbar ist. Aber klar, ich mache mir auch Gedanken, ob ich zu Lesungen noch in den Zug steige. Was ist eigentlich eine unbedingt notwendige Reise? Da muss man selber für sich überlegen: Fährt man hin, nur weil es stattfindet, oder muss man doch absagen?"
Risiko für Veranstalter
Absagen oder nicht? Diese Frage stellt sich an vielen Orten. Bislang ist Leipzig von der zweiten Corona-Welle noch kaum erfasst. Beim heutigen Champions-League-Heimspiel von RB Leipzig wurden allerdings vorsorglich die Sitzplätze begrenzt - auf 999. Der Weihnachtsmarkt soll komplett ohne Gastronomie stattfinden, Glühwein und Bratwurst adé.
Veranstaltungen mit bereits genehmigten Hygienekonzepten dürfen aber stattfinden. Und doch ist Veranstalter Kahlefendt nachdenklich:
"Gerade wenn man wieder so flammende Appelle sieht - wie der von Merkel jetzt. Das macht ja auch was mit einem. Und dann stellt man das in Relation. Man hat ein Dreivierteljahr an dem Programm gestrickt. Wir sind kein Fußballstadion, das sind eher kleine Veranstaltungen. Insofern haben wir da auch kein schlechtes Gewissen."
Und doch könnte es wieder die letzte Lesung für eine ganze Weile sein - das ist allen hier klar.
Veranstaltungen mit bereits genehmigten Hygienekonzepten dürfen aber stattfinden. Und doch ist Veranstalter Kahlefendt nachdenklich:
"Gerade wenn man wieder so flammende Appelle sieht - wie der von Merkel jetzt. Das macht ja auch was mit einem. Und dann stellt man das in Relation. Man hat ein Dreivierteljahr an dem Programm gestrickt. Wir sind kein Fußballstadion, das sind eher kleine Veranstaltungen. Insofern haben wir da auch kein schlechtes Gewissen."
Und doch könnte es wieder die letzte Lesung für eine ganze Weile sein - das ist allen hier klar.