Diskussion um Kulturgelder
Die Oper sei lediglich "ein Fest der bürgerlichen Stadtgesellschaft", sagt der Soziologe Dieter Haselbach. Doch Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke will die hochsubventionierte Musikinstitution weiterhin fördern. © picture alliance / dpa / Heiko Rebsch
Öffentliche Förderung neu denken
07:43 Minuten
Auch nach Corona fehlen Besucher. Viele Kulturinstitutionen, vor allem die der freien Szene, bangen ums Überleben. In Leipzig startete eine Diskussionreihe, wie man öffentliche Gelder künftig einsetzt - und ob Geld für die Oper noch zeitgemäß ist.
Corona und die Energiekrise haben den Kulturbetrieb durcheinandergewirbelt. Auch das Verhalten des Publikums hat sich verändert: Gerade kleinere und mittelgroße Veranstaltungen werden weniger besucht. Doch droht ein flächendeckender Kollaps von Kulturinstitutionen? In Leipzig diskutierte Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Die Linke) mit dem Soziologen Dieter Haselbach und rund 50 Vertretern der Kulturszene der Stadt die Zukunft von Kulturpolitik.
Off-Szene mit Zukunftsangst
Viele Konzertlocations, Off-Theater und Jazzclubs machten sich Existenzsorgen, berichtet Journalist Alexander Moritz, der die Diskussionsveranstaltung miterlebt hat. Vor allem Einrichtungen ohne regelmäßige Fördergelder vom Staat fürchteten empfindliche Einbußen durch die Inflation, aber auch den Anstieg von Energie- und Personalkosten.
Der Soziologe und Kulturberater Dieter Haselbach plädierte für eine Grundsatzdiskussion. Wen Stadt und Land fördern sollte, müsse völlig neu gedacht werden.
Umverteilung in die freie Szene?
Jahrelang habe man Institutionen gefördert, „die am Bedarf so ein bisschen vorbeigehen". Denn Theater, Orchester und Bibliotheken seien ein Zuschussgeschäft und existierten nur, weil der Staat dafür Geld ausgebe.
Die meisten Menschen wollten etwas anderes sehen als Hochkultur. So sei die Oper beispielsweise "lediglich ein Fest der bürgerlichen Stadtgesellschaft". Das Argument, es würde ohne diese Institutionen etwas fehlen, bezweifele Haselbach. Die freie Szene dagegen müsse, weil auch viel innovativer, eher unterstützt werden.
Lösung nicht in Sicht
Doch dies lasse Kulturbürgermeisterin Jennicke nicht gelten. Mögliche geringere Steuereinnahmen bedeuteten weniger Geld für alle Bereiche der Kultur - nicht nur der sogenannten Hochkultur, sondern eben auch der Off-Szene.
Auch in Fortsetzungen der Diskussionsreihe wolle man mit der Kulturbranche diese Situation vorbereiten. Ob man Geld umverteile - von den "großen Playern" mit dem Hauptanteil öffentlicher Förderung, wie Gewandhausorchester und Oper, um die freie Szene besser durch die Krise zu subventionieren – vor dieser Diskussion habe sich die Kulturbürgermeisterin gedrückt, so Alexander Moritz.
(mle)