Kulturhauptstadt Chemnitz 2025
Die ersten vier Apfelbäume, die in Chemnitz neu gepflanzt wurden, waren Gravensteiner, wie Stefan Schmidtke berichtet: "Ein sehr süßer Apfel, der ganz toll duftet." (Symbolbild) © picture alliance / blickwinkel / R. Koenig
Mit kollektiver Gartenarbeit Gemeinschaft fördern
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4000 Apfelbäume sollen in Chemnitz gepflanzt werden bis 2025. Dann nämlich ist die sächsische Stadt europäische Kulturhauptstadt. Ziel dieser und vieler weiterer Aktionen ist die Förderung der städtischen Zivilgesellschaft.
Während andere Kulturhauptstädte viel Geld in Fassaden und Bauprojekte stecken, um die Stadt aufzuhübschen, werden in Chemnitz über 90 Prozent in die Einwohner und somit in die Stadtgesellschaft investiert, sagt Stefan Schmidtke. Der Kulturmanager ist ab dem 1. Dezember Geschäftsführer der Kulturhauptstadt GmbH, die Chemnitz auf seinem Weg zur europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2025 fit machen soll.
Dafür hat man sich verschiedene Beteiligungs- und Aktivierungskonzepte überlegt, die allesamt die Gemeinschaft fördern sollen. "Wir heißen ja auch Kulturhauptstadt, und nicht Kunsthauptstadt", sagt Schmidtke. Dabei fasst er den Begriff sehr weit und zählt auch Ess-, Sport- und Körperkultur dazu.
"Die Grunderfahrung des Ostens, durch Verweigerung Politik machen zu können, ist leider Gottes in großen Teilen der Gesellschaft als angelernte Kultur- und Erfolgstechnik übrig geblieben", sagt Schmidtke. "Mit Verweigerung kommen Sie in der Demokratie aber nicht weiter. Wir wollen versuchen, all diejenigen, die sich einfach nur verweigern, einzuladen, gemeinschaftlich aktiv zu werden."
4000 Apfelbäume sollen bis 2025 gepflanzt werden
Die Aktion "We Parapom!" ist eines dieser Projekte, mit denen man ein besseres Miteinander erreichen will. Die europäische Parade der Apfelbäume – kuratiert von der österreichischen Künstlerin Barbara Holub – wird einmal quer durch Chemnitz verlaufen. Dazu sollen 4000 Bäume gepflanzt werden auf einer Route, die absichtsvoll über Grundstücks- und soziale Grenzen hinweg geht, wie Schmidtke erklärt:
"Unsere Aufgabe ist es, im Moment Hausgemeinschaften, Garagengemeinschaften, Schulen einzuladen und zu Partnerschaften zu bringen, dass die mit ihren Nachbarn zusammen, mit denen sie möglicherweise noch nie so viel zu tun hatten, sich ans Ausheben von Löchern und Pflanzen von Bäumen machen, die dann auch gepflegt werden sollen. Das ist ein sehr komplexes Ineinandergreifen von sozialen, klimatechnischen und anderen Elementen, die wir da herausfordern."
Die ersten vier Gravensteiner Apfelbäume wurden am Samstag gepflanzt, und erste Flächen wurden dafür entsiegelt. Bleiben noch 3996 Bäume bis 2025.