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"Elektromobilität ist nicht umweltfreundlich"
06:57 Minuten
Im Streit um Rodungen für die geplante Tesla-Fabrik in Brandenburg sieht der Journalist Tobi Müller grundlegende Probleme: Weder der von Umweltgruppen geforderte Waldschutz, noch das US-Unternehmen hätten viel mit Umweltschutz zu tun.
Nach einem Gerichtsentscheid vom Wochenende herrscht vorläufiger Rodungsstopp auf rund 90 Hektar im brandenburgischen Grünheide. Das Waldstück soll dem geplanten Tesla-Werk weichen, das ab 2021 jährlich bis zu 500.000 Elektroautos produzieren soll. Gegen die Abholzung hatte die Grüne Liga geklagt, vor allem, weil die Abholzungen vor Ende des Verfahrens zur Baugenehmigung erfolgten.
Dass Umweltverbände gegen Rodungen Einspruch erheben, sei deren gutes Recht, meint der Kulturjournalist Tobi Müller. Doch es gehe hier um "viel ältere Geschichten", wie er sagt: "Was da viel stärker und länger wirkt, das ist der Mythos des deutschen Waldes. Das ist seit gut 200 Jahren so etwas wie eine Art 'safe space' für Linke wie Rechte."
Dass Umweltverbände gegen Rodungen Einspruch erheben, sei deren gutes Recht, meint der Kulturjournalist Tobi Müller. Doch es gehe hier um "viel ältere Geschichten", wie er sagt: "Was da viel stärker und länger wirkt, das ist der Mythos des deutschen Waldes. Das ist seit gut 200 Jahren so etwas wie eine Art 'safe space' für Linke wie Rechte."
CO2-Bilanz eines Teslas ist verheerend
Auf der anderen Seite stehe mit Tesla ein global agierendes Unternehmen: "Das eigentliche Problem ist, Elektromobilität ist nicht umweltfreundlich - und keine der großen Parteien will das anerkennen. Man ist da seltsam wissenschaftsresistent." Für E-Fahrzeuge müssten Kobalt und Lithium abgebaut werden, das geschehe im Kongo oder auch in Südamerika - mit großen Umweltschäden. "Die CO2-Bilanz eines Teslas ist schon vor dem ersten Meter verheerend", sagt Müller. "Das Denken, das dahintersteht, ist das des Wachstums, dass wir das auch mit einem nachhaltigen, grünen Wachstum hinkriegen werden." Doch das sei nicht der Fall.
Der US-Autobauer Tesla will in Grünheide bis zu 12.000 Jobs schaffen. Ein Plan, auf den auch immer wieder Politiker verweisen. Müller sieht jedoch einen "unauflöslichen Widerspruch" zwischen Arbeitsplätzen und nachhaltiger Wirtschaft: "Wollen Sie jetzt noch 50 Jahre Leute beschäftigen in Brandenburg oder wollen Sie gucken, dass die Erde sich nicht um vier Grad erwärmt innerhalb der nächsten 50 Jahre? Das ist die Frage." Es gehe bei dem Projekt um "Jugendträume, die hier verspätet aufgeführt werden und uns eine helle Technozukunft ausmalen, die einfach komplett illusorisch ist."
(bth)