Mit Konzerten gegen Lukaschenko
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Mehr und mehr belarusische Musikerinnen und Musiker beteiligen sich an den Protesten gegen Präsident Lukaschenko. Viele gehen damit ein Risiko ein, denn Jobs, Karriere und sogar ihr Leben sind in Gefahr, sollte die Regierung an der Macht bleiben.
"Wir können nicht alle gehen, nur weil ein Mann bleiben will" – dieser Satz stammt von der belarusischen Musikerin Xenia Schuk.
Der "eine Mann" ist Diktator Alexander Lukaschenko, der sich weiter an die Macht klammert. Und "alle", das sind die Belarussen, die endlich freie und faire Wahlen wollen und ein Ende der Bevormundung herbeisehnen.
Auch am Wochenende sind wieder mehr als 100.000 Menschen gegen das Regime auf die Straße gegangen. Unter ihnen sind auch mehr und mehr Künstler und Musiker, die alles riskieren: Ihren Job, ihre Karriere, sogar ihr Leben. Niemals habe es in Belarus so viele Künstler gegeben, die sich öffentlich so stark positioniert hätten, sagt der belarusische Konzertmanager Dmitri Bezkorovainyi.
Früher war die Angst stärker
Er habe an die 50 bis 60 Musiker gezählt, die aktuell aktiv an Protesten in Belarus, aber auch an den vielen anderen Kundgebungen in Ländern der ehemaligen Sowjetunion teilnähmen. "Früher gab es nur sehr wenige, da spielte auch die Angst eine Rolle, auf eine der inoffiziellen schwarzen Listen zu kommen."
Künstlerinnen und Künstler nutzten die Gelegenheit für spontane Musikeinlagen bei Demonstrationen. Auch gebe es viele Nachbarschaftskonzerte. Komme die Polizei, weiche man oft auf Balkons in Wohnungen aus und mache dort weiter. Dabei führten die Künstlerinnen und Künstler so wenig Equipment wie möglich mit sich, um schnell den Ort wechseln zu können.
Musiker seien für den Protest so wichtig, "weil sie einfach die Chance haben, ein größeres Publikum zu erreichen", so Bezokorovainyi. Beispielsweise gehöre auch die beliebte Folkpopband Navi dazu. Die fünf Musikerinnen und Musiker hatten 2017 am Eurovision Song Contest teilgenommen, sich bislang aber mit politischen Äußerungen stets zurückgehalten. Das, sagt Bezokorovainyi, habe sich nun geändert. Und: "Jede Unterstützung ist jetzt wichtig."
(mkn)