Kulturmanagerin Hortensia Völckers

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Porträtfoto von Hortensia Völckers.
Mit der Kulturstiftung des Bundes entwickelte sie Programme für den internationalen Kulturaustausch: Hortensia Völckers. © Falk Wenzel
Moderation: Ulrike Timm · 19.12.2022
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Sie liebt den Tango, war Schwimmerin in der argentinischen Nationalmannschaft. In Deutschland avancierte Hortensia Völckers zu einer der einflussreichsten Kulturmanagerinnen. Nach 20 Jahren gibt sie nun die Leitung der Bundeskulturstiftung ab.
Argentinien ist Fußball-Weltmeister! Und ein Fan jubelt in Berlin mit: Hortensia Völckers. Die Kulturmanagerin ist 1957 in Argentinien geboren und dem Land bis heute eng verbunden. „Es war ein atemloser Nachmitttag und Abend; ich habe mitgefiebert – ein fantastisches Spiel.“

Die Bundeskulturstiftung: Ein großes Abenteuer

Noch bis Ende des Jahres ist Hortensia Völckers Künstlerische Leiterin der Kulturstiftung des Bundes mit Sitz in Halle. Nach 20 Jahren gibt sie die Leitung ab. Es sei ein „großes Abenteuer“ gewesen, sagt sie. 4000 Projekte konnten gefördert werden, von Theater, Tanz bis zu Initiativen in ländlichen Regionen. Verzichten könne sie dagegen auf die „Antragsprosa“, durch die sie sich habe kämpfen müssen.

„Ich bin eine Sprinterin“

Und Hortensia Völckers ist eine Kämpferin: „Ich bin eine Sprinterin“, gibt sie zu, nicht jeder könne bei ihrem Arbeitstempo mithalten – bis heute. Das liege auch an ihrer Vergangenheit als Schwimmerin in der argentinischen Nationalmannschaft.
Die Eltern waren aus Deutschland eingewandert, 1976 verlässt sie als Siebzehnjährige Argentinien. Es ist die Zeit nach dem Militärputsch – zu gefährlich für rebellische junge Frauen. Sie studiert Kunstgeschichte und Philosophie in München, wird das Studium aber nie abschließen.
Geld verdient sie unter anderem mit Tangotanzen. Sie übernimmt den Männerpart. “Ich habe mir die Haare abgeschnitten, Anzug und Hut angezogen.“ Und es habe funktioniert; nur könne sie bis heute keinen Tango mit einem Mann tanzen, weil sie immer führen wolle.     

Die Kulturmanagerin

Die Kultur wird die Welt von Hortensia Völckers: 1989 organisiert sie die „Tanzbiennale“ in München, 1997 ist sie Mitglied der Künstlerischen Leitung der „Documenta X“ an der Seite von Catherine David. „Es war Himmel und Hölle“ – zwei Frauen in der Leitung, da habe es viel Widerstand gegeben.
Belastend für sie auch der Skandal um die diesjährige „Documenta fifteen“, um den Antisemitismusvorwurf und den viel kritisierten Umgang des Kuratoren-Kollektivs. „Das war eine Super-Panne: Die Missverständnisse, die Kommunikationslosigkeit und vor allem die Unfähigkeit, mit einem solchen Problem gesamtgesellschaftlich umzugehen.“
Nach 20 Jahren verlässt sie nun die Kulturstiftung des Bundes.
Eine Tradition wird sie beibehalten: Ab und an leiht sie sich in einem der Berliner Theater ein Tierkostüm und radelt damit durch die Stadt, „zu meiner eigenen Freude und der vieler Kinder.“
Wenn Sie also demnächst jemanden in einem Huhn-Kostüm auf einem Fahrrad sehen – es könnte Hortensia Völckers sein.
(sus) 
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