Mit Eiern und Erdoğan
Die Auferstehung naht: Am Ostersonntag könnte Recep Tayyip Erdoğan in den türkischen Präsidialhimmel aufsteigen. Vorher darf er bei uns noch predigen. Dazu Lesetipps für Donald Trump, diplomatische Hilfe für Angela Merkel und einen Schmutzreporter für Martin Schulz.
Kurz vor der Abstimmung am 16. April möchte der türkische Präsident nochmal in Deutschland sprechen. Wir haben seinen Telefon-Terror bei uns mit einer Umarmung gekontert und geben Recep Tayyip Erdoğan zwei Minuten Redefreiheit. Hier eine Abschrift seiner Telefon-Ansprache:
"Liebe Hörer von Deutschlandradio Kultur,
Sie kennen mich, weil ich häufiger in Ihren Nachrichten bin als 99 Prozent ihrer Bundestagsabgeordneten. Und von Ihren EU-Politikern wollen wir gar nicht erst anfangen – oder kennen sie Ismail Ertrug und Godelieve Quisthoudt-Rowohl? Bestimmt nicht, aber die machen Gesetze für Sie. Ich nicht.
Ich bin einfach nur der böse Onkel, der Ihnen jeden Abend Angst machen soll in den Nachrichten.
Dabei will ich doch einfach nur die Macht, genauso wie Horst Seehofer, Angela Merkel und Darth Vader.
Klar gibt es einige, die auf Understatement machen wie die SPD. Der genügen 30 Prozent. Aber das ist einfach nicht mein Ding. Ich bestelle auch keinen Döner ohne Fleisch!
Sowas esst ihr doch bei Euch im "Nazi-Land", oder?
Diesen Deniz Yücel – den könnt ihr ab Montag wiederhaben – verleiht ihm diesen Theodor-Wolff-Preis und die goldene Ehrentastatur gleich dazu. Ist mir egal.
Ich sitze dann in meinem Palast mit 1150 Zimmern und mache jeden Abend TV-Diner in einem anderen Raum – drei Jahre lang.
Einfach nur, weil ich es kann. Und weil ich der Gründer der Neuen Türkei bin. Und weil ich der größte Türke aller Zeiten bin! Und wenn Ihr auf meine Schultern wollt, dann stimmt am Sonntag für mich!"
Mensch, Exportstopp in die Türkei!
Nachdem das Bundeswirtschaftsministerium zuletzt elf Mal Rüstungsexporte in das Nato-Partnerland Türkei nicht genehmigte, gibt es blitzkriegartigen Waffenstau auf deutschen Truppenübungsplätzen. Das "Zeug" staut sich bis unters Dach, denn die Begründung mit der "Menschenrechtslage" lässt auch andere Exporte (Saudi-Arabien...) unmöglich erscheinen und stellt die Bundesregierung vor neue Herausforderungen. Doch wie Eleonora Pauli recherchiert hat, gibt es eine rettende Kooperation mit einem italienischen Schokoladenhersteller: Überraschung!
Lesetipps für Trump
Der neue US-Präsident informiert sich vor allem abends im Fernsehen und morgens auch. Lesen ist bei mehr als 140 Zeichen nicht sein Ding. Manchmal soll er auch Dekrete nicht gelesen haben, die er unterschrieb. Diese Angst vor komplizierten Texten muss nicht sein. Unsere Kinderbuch-Redakteurin Kim weckt mit den richtigen Werken die Lesefreude auch bei Donald:
1. "böse" von Lorenz Pauli mit Illustrationen von Kathrin Schärer (32 Seiten),
2. "Die große Frage" von Wolf Erlbruch (24 Seiten vom aktuellen Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preisträger),
3. "Wie geht's Dir Welt und was ist morgen?" von Anne Jankéliowitch und Yann Arthus-Bertrand (176 Seiten)
Mixtape-Diplomatie von Angela Merkel
Nachdem Donald Trump beim ersten Beusch von Angela Merkel den obligatorischen Händedruck verweigerte, empfiehlt ihr unser Politikberater Doktor Schwesig nun einen Griff in die diplomatische Trickkiste. Beim nächsten USA-Trip sollte Merkel ein Mixtape mit deutschen Ostrock-Klassikern dabei haben. Das wird nicht nur die Mauer zu Mexiko einstürzen lassen, auch der geplante Einreisestopp wird entsorgt, sobald Donald die Ballade eines Kriegsflüchtlings gehört hat mit dem Titel: "Ich war noch niemals in New York".
Fear and Loathing in Würselen
Was fehlt? Die SPD. Ihr Spitzenkandidat löste anfangs Exzesse aus, wie seit Tokio Hotel nicht mehr gekannt. Aber nun schlägt das Pendel um. Auch wir schicken unseren "Schmutzreporter" der alten Schule los. Er feierte seine ersten Recherchen mit Johnny Depp und nun heißt es für J. Edgar Stucke: "Fear and Loathing in Würselen". Die Suche nach Informanten gestaltete sich allerdings schwierig. Assange die Pfeife!