Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Er hat Jura, Theologie und Germanistik studiert, bei der Badischen Zeitung war er in den 70er-Jahren Theater- und Literaturkritiker. Anfang der 80er-Jahre wechselte er an das Stadttheater Konstanz, wo er erst mehrere Jahre als Chefdramaturg arbeitete, bevor er Intendant wurde. Im Anschluss ging er ans Schauspielhaus Hannover und übernahm 2000/2001 die Nachfolge von Intendant Jürgen Flimm am Hamburger Thalia Theater. Bis 2017 war er auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins.
Ulrich Khuon über Claudia Roth
Engagiert und gut vernetzt: Claudia Roth, neue Staatsministerin für Kultur und Medien. © picture alliance/ dpa / Reuters/ Pool /Christian Mang
"Stark und kampfbereit"
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Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters, setzt Hoffnungen auf
Claudia Roth. Die neue Kulturstaatsministerin werde die Dinge beim Namen nennen und sich für die Belange der freien Szene einsetzen.
Wie üblich bei neuen, sich nicht von selbst ergebenden Personalien waren in den letzten Wochen etliche Skeptiker oder sogar Spötter zu hören: Claudia Roth soll Kulturstaatsministerin werden? Kann die das?
Ja, kann sie, findet Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, und vermutlich sogar ziemlich gut. Er sieht Roth in einer Linie mit ihrer Vorgängerin, der CDU-Frau Monika Grütters.
Grütters und Roth sind sich ähnlich
Mit Grütters habe die Grünen-Politikerin mehr gemein, als man auf den ersten Blick denke, betont er. „Das sind zwei starke, kampfbereite Frauen, die es in einer nach wie vor männerdominierten Welt gar nicht so einfach haben.“ An beiden schätze er deren direkten, kraftvollen „und nicht immer hochdifferenzierten Auftritt“.
Monika Grütters habe sich unter anderem sehr darum bemüht, das Stadt-Land-Gefälle in der Kultur auszugleichen. Sie habe kleine Theater und auch den Buchhandel in der Provinz gefördert. Roth, glaubt Khuon, wird diesen Weg weiter verfolgen.
Engagiert und gut vernetzt
Wer sich einen anderen Kandidaten gewünscht habe, weil dieser in der Kulturbürokratie vielleicht eine bessere Figur mache, solle sich in Claudia Roth nicht täuschen: Sie sei als grüne Kulturpolitikerin „eine herausragende Figur", die sich seit langer Zeit sehr engagiere.
"Und man darf nicht unterschätzen – nur weil sie so eine Direktheit hat und nicht immer das ganze System auf dem Tablett liefert –, dass sie eine ganz hohe Energie hat, auch eine hohe Einbindung und eine gute Vernetzung.“
Was die Theater anbelange, sei er davon überzeugt, dass Roth auch ein Auge für die freie Szene und die Absicherung freier Künstlerinnen und Künstler haben werde. Sie werde zudem auf eine größere Durchlässigkeit zwischen staatlichen Bühnen und freien Theatern hinarbeiten. Auf jeden Fall, betont der Theatermann, werde Roth eine Kulturstaatsministerin sein, die Dinge beim Namen nenne.
(mkn)