Kulturwissenschaftler über "Dumbo"

Tiere als die letzten Exoten im Film

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"Dumbo" von Tim Burton
"Dumbo" von Tim Burton © imago stock&people
Thomas Macho im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 27.03.2019
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Vermenschlicht und süß: So wird der fliegende Zirkuselefant in Tim Burtons Neuverfilmung von "Dumbo" gezeigt. Wir projizieren in Tiere hinein, was uns passt, sagt der Kulturwissenschaftler Thomas Macho.
Disney verspricht in seiner Werbung für "Dumbo", der Film feiere das Anderssein, Familienwerte und Träume. Früher erfüllten auch "die Orientalen" oder "die Afrikaner" Klischeevorstellungen vom "Anderssein". Nun wird dies offensichtlich noch Tieren in fiktionalen Darstellungen zugeschrieben.
Sie seien in gewisser Hinsicht die letzten Exoten, bestätigt der Kulturwissenschaftler Thomas Macho im Deutschlandfunk Kultur: Wir projizieren in die Tiere "als exotische Wesen hinein, was uns passt - wobei das bei Dumbo ja auch eine zweiteilige Angelegenheit ist, insofern als Dumbo nicht nur der Elefant ist, sondern eben auch der kleine Elefant, der Kinderelefant, und er kann fliegen. Dass er fliegen kann, ist natürlich auch eine Art von Traum, die dann hier in diesem Tier verkörpert werden soll."
Das Geschäft mit Zoo und Zirkus habe im 19. Jahrhundert begonnen, so der Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien. Damals seien auch exotische, fremde, nie gesehene Menschen ausgestellt worden.

Aufstieg der Kuscheltiere

Dass Figuren wie Dumbo oder der kleine Maulwurf vermenschlicht würden, hat laut Macho auch eine längere Tradition: "Sie rutschen ins Kindchenschema hinein." Er selbst habe das einmal "den Aufstieg der Kuscheltiere" genannt. Ab der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert seien kleine, liebenswerte Stofftiere produziert worden.
Heute seien die Kinderzimmer "bevölkert" mit vielen Tieren, die "allerliebst" aussehen, auch der Weiße Hai oder Schlangen, die normalerweise nicht gerade "ideale Begleiter" seien, so Macho.
(bth)

"Dumbo" von Tim Burton kommt am 28. März 2019 ins Kino.

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