Kunst aus den Kellern

Farah-Diba-Sammlung aus Teheran kommt nach Berlin

Die Schah-Witwe und ehemalige Kaiserin von Persien, Farah Diba Pahlavi stellt am 05.02.2015 in Berlin 5 Lithographien vor, welche auf ihren Malereien basieren und in limitierter Auflage erhältlich sind. Der Erlös der Kunstwerke soll die nach ihrem Sohn benannte "Alireza Pahlavi Foundation" unterstützen.
Die ehemalige Kaiserin von Persien, Farah Diba Pahlavi 2015 in Berlin © picture alliance/ dpa/ Britta Pedersen
Von Christiane Habermalz |
Das Teheran Museum für Zeitgenössische Kunst goes Berlin: Fast 40 Jahre lang lagerten die Werke moderner Kunst in den iranischen Kellern. Nun werden einige von ihnen nach Berlin gebracht und sind ab Dezember in der Gemäldegalerie zu sehen.
Allein die Namen lassen die Herzen der Kunstliebhaber höher schlagen: Max Ernst, Pablo Picasso, Francis Bacon, Jackson Pollock und Mark Rothko sind dabei und es sind Bilder, die bislang kaum in der Öffentlichkeit zu sehen waren. 30 Werke westlicher Kunst und 30 Werke von zeitgenössischen iranischen Künstlern aus dem Teheran Museum für zeitgenössische Kunst werden ab dem 4. Dezember in der Gemäldegalerie in Berlin zu sehen sein. Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie, kann seine Begeisterung jedenfalls kaum verbergen:
"Da muss man im Westen weit reisen, um genau diese Qualität zu finden. Was für ein Pollock, was für ein Rothko, was für ein Bacon und so weiter und so weiter."
Und auch die dreißig iranischen Werke, darunter auch Bilder von fünf Künstlerinnen, seien, schwärmt Kittelmann, qualitativ das Beste, was man bekommen könne. Kunst, die den 60er und 70er Jahren entstanden ist, teilweise gegenständlich und sehr westlich beeinflusst, doch die meisten Arbeiten abstrakt ornamental.

Zeichen für eine Öffnung des Regimes

Kittelmann: "Die iranische Kunst - da mussten wir auch einiges dazulernen. Wir haben nicht die Kenntnis darüber, da mussten wir uns austauschen mit Kollegen dort wie auch hier und ich glaube, das wird ein wunderbares Spektrum, zeitgleiche Kunst die eben in Europa und den USA entstanden sind und andere, die eben aufgrund eines anderen kulturellen Bilderverständnisses geschaffen wurden."
Es sei eine Weltpremiere, freut sich auch Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Seit 2015 hatte die Stiftung mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Institutes über eine Kooperation verhandelt. Denn die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der Iran besitzt die bedeutendste Sammlung westlicher Gegenwartskunst außerhalb Europas und den USA. Das Museum wurde 1977 noch kurz vor der Islamischen Revolution eingeweiht. Vor allem Farah Diba Pahlavi, die kunstbesessene Gattin des letzten Schahs, hatte die Werke in den 70er Jahren aus der ganzen Welt zusammengetragen. Doch schon ein Jahr nach Eröffnung wurde das Museum von islamischen Bilderstürmern geschlossen. Die über 4000 Werke moderner Kunst verschwanden in den Kellern. Dort lagern sie im Prinzip bis heute, in bestem Zustand, "atelierfrisch", wie Kittelmann erfreut berichtet. Dass die Bilder jetzt in Berlin gezeigt werden, ist für Hermann Parzinger nicht nur ein Kunstereignis, sondern auch ein wichtiger Brückenschlag und ein Zeichen für die vorsichtige Öffnung des Regimes.
Hermann Parzinger: "Ich glaub schon, dass das ein Zeichen ist, dass im Iran liberalere Kräfte jetzt schon Möglichkeiten haben, solche Formen der Zusammenarbeit zu gestalten. Man muss sich ja immer klar machen, diese Werke der westlichen Kunst, die waren ja fast vier Jahrzehnte im Keller weggesperrt. Man wollte nicht, dass sie gesehen werden. Das Tryptichon von Bacon, da sind homoerotische Szenen drauf und und und. Das ist ja 'ne Zumutung eigentlich für die Hardliner im Iran und insofern ist das schon ein ganz wichtiges Zeichen."

Schwierige Verhandlungen

Die Verhandlungen waren durchaus auch schwierig gewesen, räumt Parzinger ein. Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Teheraner Museum durch Max Hollein war an Geldforderungen der Iraner gescheitert, doch die seien bald auf ein normales Maß abgesenkt worden. Die Kosten seien absolut im Rahmen dessen, was bei internationalen Kooperationen üblich sei, erklärte Parzinger. Leihgebühren seien nicht gezahlt worden. Ein weiterer Tiefpunkt war erreicht, als mitten in die Verhandlungen die Nachricht platzte, dass der wichtigste Ansprechpartner der Berliner, der Direktor des Teheraner Museums Majid Mollanoroozi, sich an der Ausschreibung eines Karikaturen-Wettbewerbs für Holocaust-Leugner beteiligt hatte. Die Kooperation drohte zu platzen.
Parzinger: "Als wir das erfahren haben, habe ich ihm sofort einen Brief geschrieben, auch Außenminister Steinmeier hat mit seinem iranischen Amtskollegen darüber gesprochen und wir haben auf verschiedenen Wegen sehr klar deutlich gemacht, dass das für uns kein Partner mehr sein kann. Wir wissen, dass wir an den Iran, das ist ein anderes System, eine andere Geschichte, eine andere Gesellschaft, nicht unsere Ansprüche stellen können, aber es gibt für uns gewisse Dinge die sind für uns absolute No-Gos."

Endlich wieder international wahrgenommen werden

Die iranische Seite lenkte ein, statt des Direktors wurde der stellvertretende Kulturminister Ali Moradkhani mit dem Projekt betraut. Für Parzinger und das Auswärtige Amt ein Signal, wie wichtig die Kooperation für die Iraner ist. Nach 40 Jahren der Isolation will man endlich als Museum wieder international wahrgenommen werden. Heikel bleibt die Zusammenarbeit dennoch. Doch es sei als Zeichen nicht zu unterschätzen, dass in Teheran Kunst aus den Kellern geholt werde, während in anderen Ländern von Islamisten Kunst zerstört wird.
Parzinger: "Deshalb ist auch wichtig, dass wir dieses Zeichen ergreifen können und wirklich eingebettet und das ist in dem Fall ganz wichtig, das ist trotzdem keine einfache Zusammenarbeit, eingebettet in ein umfassendes Begleitprogramm, wo viele andere Facetten des Austauschs, des Dialogs eine Rolle spielen: Film, Literatur, Schriftsteller, auch mit kritischem Geist, dass das dann sozusagen den Rahmen bietet im wahrsten Sinne des Wortes für diese Ausstellung."
Bis Februar wird die Teheraner Kunstsammlung in Berlin zu sehen sein, dann reist sie weiter ins Maxxi-Museum nach Rom.