Info: Seit Monaten sind viele Museen geschlossen – Warum die unendlich scheinende "Kunstpause" nicht nutzen, um mal zu träumen? Deshalb haben wir DirektorInnen und KuratorInnen gebeten, ein paar Utopien zu formulieren: Welche Ausstellung sie gern gestalten würden, wenn sie frei von allen Zwängen wären. Die Antworten präsentieren wir in unserer Reihe "Imagine – Was ich unbedingt einmal ausstellen möchte".
Das Lebensgefühl einer vergangenen Zeit
11:41 Minuten
Was würden Kuratorinnen und Kuratoren zeigen, wenn sie frei von Zwängen wären? Eine Ausstellung zur Kunst der Bundesrepublik, antwortet Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle Rostock.
Am liebsten würde Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Kunsthalle Rostock, eine Ausstellung zur Kunst der Bundesrepublik in seinem Haus verwirklichen. Sein Haus habe sich sehr stark für die Kunst der DDR eingesetzt, sagt Neumann, aber man habe noch nicht die "wichtigen Positionen aus der Bundesrepublik" abbilden können.
Politischen Aufbruch spürbar machen
Dabei denke er besonders an das 24-Stunden-Happening von 1965, Jörg Immendorf, Gerhard Richter und die Auseinandersetzung mit der RAF. "Also die politische Kunst der Bundesrepublik. Das würde mich sehr interessieren." Er fände es sehr spannend, wenn man beispielsweise die Immendorff-Kneipe "La Paloma" in St. Pauli nachbilden könnte, um den Rostocker Museumsbesuchern das Lebensgefühl der Bundesrepublik näherzubringen, erfahrbar und spürbar zu machen.
"Ich liebe es, wenn Besucher in ein Thema richtig eintauchen können. Ich habe das ja auch nie erlebt. Ich war nie in der Bundesrepublik der 80er-Jahre und konnte nie durch St. Pauli oder West-Berlin streichen und diesen politischen Aufbruch miterleben."
"Ich liebe es, wenn Besucher in ein Thema richtig eintauchen können. Ich habe das ja auch nie erlebt. Ich war nie in der Bundesrepublik der 80er-Jahre und konnte nie durch St. Pauli oder West-Berlin streichen und diesen politischen Aufbruch miterleben."
Kaum Systemkritik in der zeitgenössischen Kunst
Besonders faszinierend fände Neumann es, das 24-Stunden-Happening für eine Ausstellung in seinem Haus zumindest nachzuempfinden - weil viele Künstler von damals nicht mehr am Leben sind. Die Aktion sei sehr wichtig gewesen, weil sie an dem System gerüttelt habe. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem heutigen Deutschland wäre das sehr interessant. "Das fehlt mir manchmal in der Zeitgenössischen Kunst, dass man ein bisschen am System rüttelt."
Im aktuellen Kunstbetrieb hätten es Künstler aus der ehemaligen DDR leider immer noch schwer, sagt Neumann. Das sehe man an den großen Kunstmessen. Da sei kaum einer vertreten. Zwar habe sich einiges getan ist und neue Generationen seien nachgewachsen, die würden sich aber naturgemäß nicht mit der DDR auseinandersetzen, weil sie in einem vereinten Land groß geworden seien.
Im aktuellen Kunstbetrieb hätten es Künstler aus der ehemaligen DDR leider immer noch schwer, sagt Neumann. Das sehe man an den großen Kunstmessen. Da sei kaum einer vertreten. Zwar habe sich einiges getan ist und neue Generationen seien nachgewachsen, die würden sich aber naturgemäß nicht mit der DDR auseinandersetzen, weil sie in einem vereinten Land groß geworden seien.
(rja)