Kunst-Experiment

Warum ein Roboter böswillig Menschen verletzt

Ein kleiner Blutstropfen auf einem Finger. Mithilfe eines solchen Tropfens und eines Messgerätes können zum Beispiel an Diabetes erkrankte Menschen den Zuckergehalt des Blutes bestimmen.
Ein Stich in den Finger: Ob Roboter selbst entscheiden dürfen, was sie tun, steckt hinter Alexander Rebens Projekt. © picture-alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Von Katharina Wilhelm |
Blitzschnell kann er Menschen verletzen: Ob der Roboter tatsächlich zusticht, entscheidet ein Algorithmus, den auch sein Erfinder nicht vorhersehen kann. Der Ingenieur und Künstler Alexander Reben aus den USA will mit diesem Experiment eine ethische Debatte anstoßen.
Der böse Roboter sieht eigentlich ganz harmlos aus, so wie er da auf der Werkbank von Alexander Reben steht. Vor allem ist er simpel gebaut, ein einzelner Roboterarm auf einer Art Platine. Eine Vorrichtung in die man einen Finger legen kann und ein kleiner grüner Knopf. Und den drückt Alexander Reben jetzt, denn natürlich möchte ich sehen, wie der Roboter funktioniert:
"Ah – there it goes ... Does it bleed?"

Verstoß gegen Asimovs Gesetz

Blitzschnell hat der Roboter Reben mit einer kleinen Nadel in den Finger gestochen, es blutet sogar ein bisschen. Reben kann darüber lachen, so oft hat er seinen Roboter schon vorführen müssen, dass er sich fast daran gewöhnt hat. Doch was soll das Ganze, frage ich:
"Asimovs erstes Roboter Gesetz sagt, dass kein Roboter einem Menschen wehtun soll. Und genau das tut dieser Roboter, er entscheidet selbst, ob er einem Menschen wehtut, oder nicht."
Diese Gesetze stammen aus der Feder des russischen Science-Fiction-Autors Isaac Asimov, der sie in einer Kurzgeschichte 1942 aufschrieb. Es sind natürlich keine echten Gesetze, doch sie wurden immer wieder als Prämisse für den Dienst den, ein Roboter leisten soll, zitiert. Und an diese halten sich einige Roboter eigentlich schon lange nicht mehr.

Ein Weiterdreh von Minen und Drohnen

Drohnen, Tretminen und andere Kriegsgeräte verletzen und töten bereits. Doch Reben will mit seinem Roboter einen Schritt weiter gehen:
"Ich habe mich mit Robotern beschäftigt, die Menschen wehtun. Wie automatische Maschinengewehre oder Drohnen beispielsweise. Doch hinter all diesen Robotern steht immer noch ein Mensch, der entscheidet. Mein Roboter entscheidet selbst, ob er zusticht oder nicht: Nach einem Algorithmus, den ich nicht vorhersehen kann."
Reben geht es um eine ethische Debatte. Dürfen Roboter selbst entscheiden, was sie tun? Und wie gehen wir Menschen damit um? Können wir die Entscheidung darüber, ob ein Roboter uns Gewalt zufügen kann aus der Hand geben? Er wolle dazu keine Stellung beziehen, sagt Reben und rückt sich seine schwarze Nerdbrille ins Gesicht:
"Ich sage nur; hier ist es, denkt mal darüber nach. Denn im Unterschied zu Büchern oder Filmen muss man sich hiermit wirklich auseinandersetzen, weil es nun mal existiert."

Über den Ausschaltknopf für Künstliche Intelligenz nachdenken

Rebens Tüftel-und Kunstwerkstatt ist nur wenige Kilometer entfernt von Amerikas Zukunftsschmiede, dem Silicon Valley. Dor wird schon längere Zeit über ethische Fragen gegrübelt:
"Ein Beispiel: selbstfahrende Autos. Wenn es zu einem Unfall kommt, muss ein Computer eventuell entscheiden, ob es einen Fußgänger oder den Autoinsassen sterben lässt. Das sind philosophische Fragen, die diskutiert werden müssen. Google denkt ja auch schon über einen Ausschalt-Knopf für künstliche Intelligenz nach."
Philosophie und Roboter, das ist Rebens großes Thema. Eine seiner bekanntesten Erfindungen sind die sogenannten Bladroids. Kleine Roboter, gefertigt aus Pappe, die durch die Gegend fahren können und Menschen filmen und tiefgreifende Fragen stellen:
Die Antworten, die Menschen den niedlich aussehen Robotern gegeben haben sind dabei überraschend bis zu anrührend ehrlich.

Der Roboter sticht nicht immer zu

Doch zurück zum bösen Roboter. Ich selbst will auch testen, wie das ist, dem Willen eines Roboters ausgesetzt zu sein. Also Finger auflegen und:
Der Arm zuckt - und sticht nicht zu:
"Er hat sich dagegen entschieden."
Zweimal drücken wir den Knopf, ich bleibe verschont und beschließe, es dabei zu belassen, Glück gehabt. Aber was frage ich Reben kommt als Nächstes, nach dem niedlichen und dem bösen Roboter?
"Ich arbeite an Robotern mit Persönlichkeitsstörungen, wenn wir irgendwann mehr künstliche Intelligenz um uns herum haben werden sollten wir uns auch damit auseinandersetzen was passiert, wenn Roboter Probleme bekommen, und wie das dann aussehen kann."
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