Kunst und Grauen im Ersten Weltkrieg

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Das undatierte Handout zeigt Ludwig Kirchners "Selbstbildnis als Soldat" in der National Portrait Gallery in London. In der National Portrait Gallery in London ist am Donnerstag eine Ausstellung zum 100-jährigen Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs eröffnet worden. Porträtaufnahmen, Gemälde, Fotografien und Filme sollen zeigen, wie der Konflikt über nationale und gesellschaftliche Grenzen hinaus von den Beteiligten erlebt wurde. Die Ausstellung "The Great War In Portraits" läuft bis zum 15. Juni.
Ludwig Kirchners "Selbstbildnis als Soldat" wird in der National Portrait Gallery in London in einer Ausstellung zum 100-jährigen Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs gezeigt. © National Portrait Gallery / dpa
Von Monika Künzel und Michael Köhler |
"Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden, und eine ungeheure Hoffnung." Nicht nur Thomas Mann verklärte den Ersten Weltkrieg 1914 als "Großen Krieg". Mehr als jeder andere Konflikt beeinflusste er das Werk der Künstler, die ihn erlebten.
Avantgarde-Bewegungen wie der Expressionismus und der Kubismus waren entstanden, Künstlervereinigungen wie "Die Brücke" und "Der Blaue Reiter" gegründet. Selbst Käthe Kruse staffierte ihre kindlich-lebensechten Stoffpuppen als stramme "Potsdamer Soldaten" in den Uniformen der kriegführenden Staaten aus. Wer heute verstehen will, "wie die Herzen ... sogleich in Flammen standen, als jetzt Krieg wurde", muss sich die Zeit vor hundert Jahren vergegenwärtigen.
Der Dadaist Walter Serner beschrieb den Krieg als eine Reaktion auf das umgehende "Gespenst der Langeweile". Doch im Gegensatz zu vielen Künstlern wich die große Begeisterung für diesen Krieg in der Bevölkerung schnell einer nicht minder starken Ernüchterung . Der britische Historiker Christopher Clark provoziert mit seinem gerade erschienen Werk "Die Schlafwandler" ein neues Nachdenken über die Komplexität der europäischen Vorkriegspolitik. 70 Millionen Soldaten standen in Europa, Afrika, Asien und den Weltmeeren unter Waffen. 17 Millionen Menschen starben unter erbärmlichen Umständen. Wer überlebte, trug seine Narben, körperlich und seelisch sein Leben lang. Erich Maria Remarque hat mit seinem Buch "Im Westen nichts Neues", zehn Jahre nach seinen eigenen Kriegserlebnissen, einer verlorenen Generation ein bis heute erschütterndes Denkmal gesetzt.
Weiterführende Informationen auf den Websiten des Deutschlandradios:

Das damalige Kulturleben im Spiegel seiner Zitate

"Ich hatte viel Vertrauen gehabt in das Höhere und das Geistige des Menschen. Da stand ich auf einmal vor der rauhen Wirklichkeit. Nicht Kunst, nicht Liebe, nicht Weisheit, sondern Granaten, Granaten, Granaten."
Theo von Doesburg, November 1914
"Ein deutsches Kriegsschiff ist vor Agadir erschienen. Alle reden vom Krieg zwischen Frankreich und Deutschland ... Wir Jungen wünschen den Krieg herbei. Der Friede ist eine faule und der Krieg eine große Zeit, sagen die Professoren. Wir sehnen uns nach Abenteuern. Vielleicht werden uns die letzten Schuljahre erlassen, und wir sind morgen in Uniform. Das wäre ein Leben ..."
- Ernst Toller 1914
"Krieg ist eine schöne wundervolle, schreckliche Sache! In den Bergen scheint er ein Kampf mit dem Unendlichen zu sein. Größe, Unermeßlichkeit, Leben und Tod! ... Ich bin stolz und glücklich, einfacher Soldat zu sein und ergebener Mitarbeiter am großen Werk: Viva l’Italia"
- Umberto Boccioni, November 1915 (gefallen im August 1916)
"Wie die Herzen der Dichter sogleich in Flammen standen, als jetzt Krieg wurde! Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden - und eine ungeheure Hoffnung."
- Thomas Mann im Spätsommer 1914
"Es ist doch zum Kotzen. Ich habe keinen Gefallen mehr an dem ganzen Schwindel. Nun bin ich schon 2 1/2 Jahr Soldat. Verflucht noch mal. Jetzt ist es ganz egal. Es ist mir ziemlich gleich, ob ich was werde oder nicht beim Militär. Lebendig bleiben will ich."
- Wilhelm Morgner, 6. Januar 1916
"Mein Freund und ich reinigen mittags zusammen den Operationssaal...Ich selbst schwanke andauernd zwischen großer Freude über alles Neue, was ich sehe, zwischen Depression über den Verlust meiner Individualität und einem Gefühl tiefer Ironie über mich und auch gelegentlich über die Welt."
- Max Beckmann, März 1915 (kriegsbegeistert, weil "Futter" für die Kunst ...)
"All den Idioten, die sich fragen, ob ich noch Kubist bin oder sein werde, wenn ich zurückkomme, kannst Du sagen, etwas Kubistischeres als einen Krieg wie diesen gibt es nicht, wo ein Mann mehr oder weniger ordentlich in mehrere Stücke zerfetzt und in alle vier Himmelsrichtungen geschleudert wird."
- Fernand Léger, 28. März 1915
"Wie unlustig alle Soldaten sind, mit denen ich bisher zusammenkam, ganz eigentümlich - ein jeder wünscht ein Ende des Krieges, gleichgültig, auf welche Art."
- Egon Schiele, April 1916 (gestorben im Oktober 1918 an der spanischen Grippe)
"Es war entsetzlich, wie die Kameraden dicht bei mir fielen, mit gräßlichen Verwundungen. Ansehen konnte ich am ersten Tag keinen. Drum hab ich immer vorwärts geschaut und nie rückwärts."
- Albert Weisgerber, 1. Januar 1915
"Der Staatsmann in seiner Loge hat sein Spektakel, die Menschheit einen grausigen Zeitvertreib."
- Dadaist Walter Serner
"Ich bin guten Mutes und gesund, und ich weiß, wofür ich gestorben bin, wenn wir den Sieg behalten und unsere Gaue von diesen Verheerungen verschont bleibt, denen Frankreich anheimfällt."
- August Macke, 11. September 1914 (gefallen am 26.September! 1914, mit 27 Jahren)
"Sei nicht traurig, dass ich in vielem so schweigsam war, - ich konnte nicht anders. Ich konnte mich nicht hingeben und frei fühlen."
- Franz Marc, erster Brief nach dem Urlaub 17. Juli 1915 (gefallen am 4. März 1916 mit 36 Jahren)
"Schwerer als alles andere lastet der Druck des Krieges und die überhandnehmende Oberflächlichkeit. Ich habe immer den Eindruck eines blutigen Karnevals. Wie soll das alles enden ...?
- Ernst Ludwig Kirchner, 12. November 1916
"Erst ganz Soldat. Gefühl als Teil des Ganzen, Hochgefühl beim Aufmarsch. Selbstbewußtsein gegenüber den Zurückbleibenden. Beschützer, Ausgesandter, Held. Draußen infolge der Strapazen, Materie gegen Geist. Apathische Ergebenheit. Lazarett in Aachen. Menschen-Minderwertigkeiten... Zerstörungslust an all dem, was vorher angebetet wurde. Verhaltene Lust am Malen, dagegen Leben erhalten, selbst mit schlechten Mitteln."
- Oskar Schlemmer, Mitte März 1915

Die Gäste der Langen Nacht:

Prof. Dr. Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin TU Berlin
Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Bénédicte Savoy von der TU Berlin wurde mit den Insignien eines Ritters im nationalen Verdienstorden geehrt. Ausgezeichnet wird sie mit dem Ordre national du Mérite für ihre Verdienste um die deutsch-französischen Beziehungen, insbesondere auf dem Gebiet der europäischen Kulturgeschichte.
Die Französin Bénédicte Savoy erforscht Kunstraub.
Bénédicte Savoy bei Wikipedia
Buchtipp:
Beutekunst
Eine Geschichte des Kunstraubs von der Antike bis heute.
2014 Beck
Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann, Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Leiterin des dort ansässigen An-Instituts "Moderne im Rheinland"
Gertrude Cepl-Kaufmann bei Wikipedia
Buchtipp:
Rheinisch! Europäisch! Modern!
Netzwerke und Selbstbilder im Rheinland vor dem Ersten Weltkrieg.
Herausgegeben von Cepl-Kaufmann, Gertrude; Grande, Jasmin; Mölich, Georg . 1914.
2013 Klartext-Verlagsgesellschaft
Prof. Christoph Stölzl, Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt, Weimar
Christoph Stölzl bei Wikipedia
Buchtipp:
Deutschlands Emigranten
Mitarb.: Christoph Stölzl. Fotos v. Stefan Moses.
2013 Nimbus
"Deutschlands Emigranten" versammelt Porträts, die Moses ab 1949 von Menschen machte, die Deutschland nach 1933 hatten verlassen müssen. Einige von ihnen kehrten nach Ende der NS-Herrschaft zurück, andere blieben im Exil. Man begegnet rund 100 Persönlichkeiten aus Politik und Kunst, die das öffentliche und intellektuelle Leben Deutschlands von 1950 bis heute prägten unter ihnen Willy Brandt und Herbert Wehner, Ilse Aichinger und Erich Fried, Theodor W. Adorno und Ernst Bloch, Sebastian Haffner und Fritz Stern, Fritz Kortner und Peter Zadek. Zu den Fotografien hat Christoph Stölzl seit vielen Jahren freundschaftlich mit Stefan Moses verbunden kurze biografische Abrisse und ein Vorwort beigesteuert.

Weiterführende Buchtipps

Arnold Zweig
Erziehung vor Verdun
Aufbau Taschenbuch 2010
Heldentod oder Mord? Der Armierungssoldat Werner Bertin wird mitten in der Schlacht vor Verdun in einen Privatkrieg verwickelt. Der Bruder seines gefallenen Freundes will dessen Tod aufklären, der für ihn Mord und kein "Heldentod" war. Gemeinsam arbeiten sie an der Aufdeckung des Verbrechens. Zweigs Freund Lion Feuchtwanger lobte an dem Buch, daß es "genau die richtige Dosis von Spannungen und Detektivhaftem enthält, die eine gute und tragfähige Fabel haben muß". Der Text folgt der Berliner Ausgabe von 2001.
Der Erste Weltkrieg war in Zweigs literarischem Schaffen der zwanziger Jahre stets präsent. Die Kernzone der quälenden Erinnerung bildete die Schlacht um Verdun. 1927, nach dem erfolgreichen Roman "Der Streit um den Sergeanten Grischa", kündigte Zweig ein Buch mit dem Titel "Erziehung vor Verdun" und mit dem Protagonisten Bertin an. Die Grundidee war, den Schriftsteller Bertin eine tiefgreifende "Erziehung" durchmachen zu lassen. Um ihn herum schuf Zweig eine Reihe starker Figuren und dramatischer Begebenheiten, die die weitverzweigte Handlung und die Fülle der Episoden verflechten und vorantreiben.
Noch in den dreißiger Jahren wurde der Roman in acht Sprachen übersetzt. Lesern in Deutschland, für die das Buch hauptsächlich gedacht war, blieb es bis nach dem Zweiten Weltkrieg vorbehalten. "Ein großartiges Buch, großartig auch in der Fabel, die genau die richtige Dosis von Spannung und Detektivhaftem enthält, die eine gute und tragfähige Fabel haben muß." (Lion Feuchtwanger)
Stefan Zweig
Die Welt von gestern
Erinnerungen eines Europäers
S. Fischer 1992
Diese Erinnerungen eines Europäers zeigen noch einmal die Gelöstheit und Heiterkeit Wiens und Österreichs in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, die Welt der Sicherheit, die Stefan Zweig selbst wie einigen, wenn auch nicht allen, die individuelle Freiheit zu garantieren vermochte; sie zeigen Glanz und Schatten über Europa bis zum Sonnenuntergang, bis zu Hitlers Machtausübung, bis Europa "sich zum zweiten Mal selbstmörderisch zerfleischte im Bruderkriege". Stefan Zweig hat "die Welt von Gestern" als Zeitzeuge aufgezeichnet und dabei nicht so sehr sein eigenes Schicksal festgehalten, sondern das seiner Generation; er hat mit diesem Buch, weit über das Persönliche hinaus, ein Kompendium der geistigen Welt in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts erstellt.
Herfried Münkler
Der Große Krieg
Die Welt 1914 - 1918
Berlin Verlag 2014
Vor hundert Jahren begann der Erste Weltkrieg der Krieg, der alles veränderte. Herfried Münklers großes Zeitpanorama des epochalen Konflikts.
Er fegte die alte Welt hinweg und haftet seit vier Generationen im kollektiven Gedächtnis: der Große Krieg. Als Ausbruch aus einem scheinbar stillstehenden Zeitalter der Sicherheit wurde sein Beginn am 1. August 1914 von vielen noch euphorisch begrüßt. An seinem Ende, im November 1918, waren zu bilanzieren: 17 Millionen Tote, eine in Trümmer gestürzte Weltordnung und ungestillte Revanchegelüste. Der Erste Weltkrieg veränderte alles. Nicht nur betraten die USA und die Sowjetunion die Weltbühne, auch die Ära der Ideologien und Diktaturen begann, die zu Hitler und schließlich zum Zweiten Weltkrieg mit all seinen Verwerfungen führte. Herfried Münkler schildert in seiner großen Gesamtdarstellung diese "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts, zeigt, wie der Erste Weltkrieg das Ende der Imperien besiegelte, wie er Revolutionen auslöste, aber auch den Aufstieg des Sozialstaats und der Nationalismen förderte. Ein Zeitpanorama von besonderem Rang, das nicht nur die politischen und menschlichen Erschütterungen vor Augen führt, sondern auch zahlreiche Neubewertungen dieses epochalen Ereignisses vornimmt. Wenn wir den Ersten Weltkrieg nicht verstehen, wird uns das ganze 20. Jahrhundert ein Rätsel bleiben.
Von Richthofen bis Remarque
Deutschsprachige Prosa zum 1. Weltkrieg
HRSG von Thomas F. Schneider und Hans Wagener
Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik Band 53 - 2003
Amsterdam, New York 2003
Inhalt: Thomas F. SCHNEIDER, Hans WAGENER: Einleitung Hans WAGENER: Wandervogel und Flammenengel. Walter Flex: Der Wanderer zwischen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis (1916) Rolf PARR: Reisender ‘sportsman’ im Krieg. Gunther Plüschow: Die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau. Erlebnisse in drei Erdteilen (1916) Manfred HETTLING: Arrangierte Authentizität. Philipp Witkop: Kriegsbriefe gefallener Studenten (1916) Walter FÄHNDERS: "Das leidenschaftlichste Buch gegen den Krieg”. Leonhard Frank: Der Mensch ist gut (1917) Andrew BARKER: "Ein Schrei, vor dem kunstrichterliche Einwendungen gern verstummen”. Andreas Latzko: Menschen im Krieg (1917) Jörg BERNIG: Anachronistisches Kriegsbild, Selbstinszenierung und posthume Heroisierung. Manfred von Richthofen: Der rote Kampfflieger (1917) Markus PÖHLMANN: "Das große Erleben da draußen”. Die Reihe Schlachten des Weltkrieges (1921-1930) Helmut PEITSCH: Wenig ‘Licht’ im ‘Rachen der Schlange’. Hans Carossa: Rumänisches Tagebuch (1924) Martin BAUMEISTER: Ästhetik der Abschreckung. Der Versuch einer pazifistischen Kriegsdarstellung. Bruno Vogel: Es lebe der Krieg! Ein Brief (1925) Jörg VOLLMER: Gift/Gas oder das Phantasma der reinigenden Gewalt. Johannes R. Becher: (CH Cl = CH)3 As (Levisite) oder Der einzig gerechte Krieg (1926) Jost HERMAND: Arnold Zweig: Der Streit um den Sergeanten Grischa (1927). Eine "systemkritische” Analyse Ulrich BROICH: "Hier spricht zum ersten Male der gemeine Mann”. Die Fiktion vom Kriegserlebnis des einfachen Soldaten in Ludwig Renn: Krieg (1928) Thomas F. SCHNEIDER: "Krieg ist Krieg schließlich”. Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues (1928) Bernd HÜPPAUF: Zwischen Metaphysik und visuellem Essayismus. Franz Schauwecker: So war der Krieg (1928) Brian MURDOCH: Tierische Menschen und menschliche Tiere. Ernst Johannsen: Vier von der Infanterie und Fronterinnerungen eines Pferdes (1929) Ulrich FRÖSCHLE: "Radikal im Denken, aber schlapp im Handeln”? Franz Schauwecker: Aufbruch der Nation (1929) Heidrun EHRKE-ROTERMUND: "Durch die Erkenntnis des Schrecklichen zu seiner Überwindung”? Werner Beumelburg: Gruppe Bosemüller (1930) Roman SCHAFNITZEL: Die vergessene Collage des Ersten Weltkrieges. Edlef Köppen: Heeresbericht (1930) Hubert ORŁOWSKI: Krieg der Reiter. Karl Benno von Mechow: Das Abenteuer. Ein Reiterroman aus dem großen Krieg (1930) Maggie SARGEANT: Roman der deutschen Kriegsflotte oder Roman der geschundenen deutschen Arbeiter? Theodor Plievier: Des Kaisers Kulis (1930) Ulrich DITTMANN: Das erste Kriegsbuch eines Arbeiters. Adam Scharrer: Vaterlandslose Gesellen (1930) Helga SCHRECKENBERGER: "Über Erwarten grauenhaft”. Der 1. Weltkrieg aus weiblicher Sicht. Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat (1930) Walter DELABAR: "Aufhören, aufhören, he, aufhören - hört doch einmal auf!”. Hans Zöberlein: Der Glaube an Deutschland (1931)
Christopher Clark
Die Schlafwandler
Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz
Deutsche Verlags-Anstalt 2013
Bahnbrechende neue Erkenntnisse über den Weg in den Ersten Weltkrieg 1914
Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass das deutsche Kaiserreich wegen seiner Großmachtträume die Hauptverantwortung am Ausbruch des Ersten Weltkriegs trug. In seinem bahnbrechenden neuen Werk kommt der renommierte Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark (Preußen) zu einer anderen Einschätzung. Clark beschreibt minutiös die Interessen und Motivationen der wichtigsten politischen Akteure in den europäischen Metropolen und zeichnet das Bild einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte. Schon jetzt zeigt sich, dass "Die Schlafwandler" eine der wichtigsten Neuerscheinungen zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs sein wird.
Oliver Janz
14 - Der Große Krieg
Campus Verlag 2013
Der Erste Weltkrieg war global.1914 bebte die Welt. Eine historische Katastrophe mit Kollateralschäden, die bis in die Gegenwart wirken. Was wissen wir über den Ersten Weltkrieg? Westfront, Schützengräben, Verdun - und sonst? Der Historiker Oliver Janz wirft einen ungewohnten Blick auf den "großen Krieg" und schildert ihn als globales Ereignis, das auf dem Balkan begann und mit 1918 nicht zu Ende war. Aus zahlreichen zeitgenössischen Stimmen gewinnt Janz eine faszinierend neue, globale Perspektive, die Ihr Bild des Ersten Weltkriegs verändern wird - ein Kriegsbild mit vielen Gesichtern, das neben der politischen und ökonomischen auch eine menschliche Dimension hat.
1914
Die Avantgarden im Kampf
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Snoeck Verlag 2013
Eine große Rückschau im Jubiläumsjahr
Aufgrund des das menschliche Maß sprengenden Technik- und Materialeinsatzes gilt der Erste Weltkrieg als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", eines Jahrhunderts, dessen moralischen Tiefpunkt dann die nationalsozialistische Kriegs- und Ausrottungspolitik bilden sollte. Doch jene Welten, die 1914 zusammenbrachen, als in Europa, Afrika und Asien 70 Millionen Soldaten sich in einen Krieg begaben, der in der Folge 17 Millionen Menschen das Leben kostete diese Welten waren schon in den Jahren zuvor brüchig geworden, und nicht -wenige Schriftsteller, Musiker und Künstler waren ihrer schon lange überdrüssig und bejubelten daher, wie viele ihrer Mitbürger, den Ausbruch des Krieges. Diesen Zeitgeist fasste Franz Marc; im Einklang mit unzähligen Äußerungen seiner Zeitgenossen so zusammen: "In unserer Epoche des großen Kampfes um die neue Kunst streiten wir als "Wilde", nicht Organisierte gegen eine alte, organisierte Macht. Der Kampf scheint ungleich; aber in geistigen Dingen siegt nie die Zahl sondern die Stärke der Ideen."
Die Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn und der vom Kurator Uwe M. Schneede sorgfältig edierte Katalog versammeln jedoch keinesfalls nur die bekannten Quellen und Protagonisten, sondern gehen den entscheidenden Schritt weiter, indem sie den Transmissionsprozessen in den internationalen Kunstbewegungen dieser Zeit nachgehen. Wie kamen diese in den, durch den und aus dem Krieg? Was blieb, wie wurden die Avantgarden über- oder verformt und zum Ausgangspunkt eines völlig neuen Selbstverständnisses in der Kunst? Welche -Zwischenschritte sind nachvollziehbar, unter welchen historischen Voraussetzungen und in welcher Beziehung stehen etwa Expressionismus, Kubismus, -Dadaismus oder andere bis in die 1930er Jahre konkurrierende Kunstauffassungen? Dieser gewaltige, man möchte fast sagen: menschheitsgeschichtliche Kulturschritt, der das 20. Jahrhundert durch alle Höhen und Tiefen geführt hat, wird vielfältig dargelegt anhand von Werken und in Fotografien sowie Selbstzeugnissen. Als kleine Sensation darf dabei am Rande -gelten, wie noch fast ein jeder der Protagonisten sich in seinem Atelier in Uniform hat fotogra-fieren lassen - wobei einige der Gemälde, die auf diesen Fotos im Hintergrund an den Wänden zu sehen sind, auch im Buch und in der Ausstellung gezeigt werden.
Werke in der Ausstellung von: Pierre Albert-Birot, Roberto Marcello Iras Baldessari, Ernst Barlach, Max Beckmann, Carlo Carrà, -Lovis Corinth, Robert Delaunay, Otto Dix, Raoul Dufy, Albert Gleizes, Walter Gropius, George Grosz, Raoul Hausmann, -Erich Heckel, -Willy Jaeckel, Wassily Kandinsky, -Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Franti ek Kupka, Fernand Léger, Wilhelm Lehmbruck, Aristarch Lentulow, -Wladimir Wladimirowitsch Majakowski, Kasimir Malewitsch, André Mar, Franz Marc, Frans Masereel, Ernst Ludwig Meidner, Jean Metzinger, Gabriele Münter, Christopher Richard Wynne Nevinson, Emil Nolde, Francis Picabia, Pablo Picasso, Gino Severini, Egon Schiele, Wladimir Jewgrafowitsch Tatlin, Tudor-Hart, -Leon Underwood, Félix Valloton, Alexej von Jawlensky, Franz von Stuck, -Percyval Tudor-Hart, Witkacy und Ossip Zadkine
Ausstellung: Bundeskunsthalle Bonn, 8/11/2013- 23/2/2014
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