Kunst und Konkurrenz
Vier junge Künstler präsentieren derzeit ihre Werke im Hamburger Bahnhof in Berlin. Einer von ihnen wird mit dem mit 50.000 Euro dotierten Preis der Nationalgalerie für junge Kunst ausgezeichnet.
"Ja, das ist viel Stress hier. Vor allem, weil ich nicht viel Zeit habe, an der Installation zu arbeiten."
Keren Cytter ist spät dran. Es ist kurz vor Ausstellungseröffnung – und die israelische Künstlerin macht noch Soundchecks, verpasst den für diese Schau neu gedrehten drei Filmen den letzten Feinschliff und -schnitt. Mit viel Aufwand hat sie etwa die Zeitungsgeschichte vom Mann, der aus dem Fenster springt, überlebt und es gleich wieder versucht, zu einer surrealen, bedrückenden Collage verarbeitet.
Bis auf letzten Drücker steckt nebenan auch die Fotografin Annette Kelm in Vorbereitungen. Mehrfach hat sie ihre Stillleben und Porträts umgehängt.
"Es musste noch ein Rahmen umlackiert werden, weil manche Bilder dann doch in schwarz besser aussahen als in weiß."
Kelms geradezu penible Exaktheit passt nicht nur zu ihren präzisen, klaren Bildern. Sie zeugt auch davon, wie ernst sie und die anderen drei Kandidaten diesen Preis der Nationalgalerie für junge Kunst nehmen. Etwa Danh Vo:
"Ja der Preis bedeutet mir viel. Sonst würde ich ja nicht mitmachen. Vor allem ist es wichtig dabei zu sein, um öffentlich präsent zu sein. Weil ich mich sonst als Künstler ziemlich abschotte. Und da muss man eine Balance finden. Einerseits unabhängig vom System der Kunstszene, von Museen und Kunstmarkt zu arbeiten und auf der anderen Seite sich einzubringen in dieses System. Man kann schließlich als Künstler nicht einfach nur zu Hause vor sich hinwerkeln. Also, da mus man eine Balance finden."
Auf einem Vordach des Museums hat Vo einen Garten angelegt - den man allerdings aus Sicherheitsgründen nicht betreten darf. Sattgrüne, rotblühende Rhododendren stehen dicht in Reihe - so wie sie einst auch am Wegesrand der Missionare wuchsen, die den französischen und englischen Eroberern nach Indochina folgten. Und auch im benachbarten Ausstellungsraum wandelt Vo auf den Spuren seiner vietnamesischen Vergangenheit. Glasperlenketten, Messingstäbe und andere Teile eines Kandelabers liegen verstreut auf dem Fußboden , sie gehören zu dem Kronleuchter, der einst die Vertragsunterzeichnung zum Ende des Vietnamkrieges erhellte. Eigentlich wollte der 1975 geborene Künstler das geschichtsträchtige Stück in einem im Treppenhaus aufhängen – aber das ließen die Kuratoren nicht zu. Jan May Jäger:
"Das war ja unsere Aufgabe, den kleinen relativ Raum gerecht an vier Künstler zu verteilen."
"Dafür bekommt eben der andere Künstler einen Garten, während der Nachbar einen guten Beamer hat."
Ergänzt Kurator Joachim Jäger.
So wurde etwa Omer Fast mit einer hochwertigen Technik ausgestattet, um über mehrere Monitore und Projektionsflächen hinweg seine komplexen Filme zu zeigen. Geschickt vermengt er darin verschiedene Bildebenen.
"Ich glaube, dass es immer interessant war, nicht bei einer Geschichte, einem Sprecher zu bleiben. Ich finde es spannender, wenn man zwei Geschichten gegeneinander bildet."
Während also in seinen Filmen die Welt ein wenig aus den Fugen gerät, bleibt der 1972 in Jerusalem geborene Fast im Museum Hamburger Bahnhof gelassen. Seine Künstlerkollegin Keren Cytter dagegen hat schon ein mulmiges Gefühl in dieser Gruppenausstellung, die die Künstler und ihre Kunst nur deshalb zusammenbringt, weil sie alle um einen Preis konkurrieren.
"Ja, ich habe damit schon ein Problem mit dieser Wettbewerbssituation. Normalerweise messe ich mich gern mit anderen. Aber Kunst und Wettbewerb? Das passt für mich eigentlich nicht zusammen. Kunst, da geht es darum … mh ich weiß auch nicht so genau. Darum die Menschen zu unterhalten, ihnen etwas zu geben. Also, das verursacht negativen Stress."
Vielleicht, so ergänzt Keren Cytter, sollte man das Ganze heimlich machen. So dass nur der Gewinner wüsste, dass er gewonnen hat. Vielleicht wäre das gar keine so schlechte Idee – würde das doch die manchmal angestrengt wirkende Atmosphäre rund um diesen Preis der Nationalgalerie etwas auflockern und den Blick freigeben – nur auf die Kunst - jenseits des Hypes.
Keren Cytter ist spät dran. Es ist kurz vor Ausstellungseröffnung – und die israelische Künstlerin macht noch Soundchecks, verpasst den für diese Schau neu gedrehten drei Filmen den letzten Feinschliff und -schnitt. Mit viel Aufwand hat sie etwa die Zeitungsgeschichte vom Mann, der aus dem Fenster springt, überlebt und es gleich wieder versucht, zu einer surrealen, bedrückenden Collage verarbeitet.
Bis auf letzten Drücker steckt nebenan auch die Fotografin Annette Kelm in Vorbereitungen. Mehrfach hat sie ihre Stillleben und Porträts umgehängt.
"Es musste noch ein Rahmen umlackiert werden, weil manche Bilder dann doch in schwarz besser aussahen als in weiß."
Kelms geradezu penible Exaktheit passt nicht nur zu ihren präzisen, klaren Bildern. Sie zeugt auch davon, wie ernst sie und die anderen drei Kandidaten diesen Preis der Nationalgalerie für junge Kunst nehmen. Etwa Danh Vo:
"Ja der Preis bedeutet mir viel. Sonst würde ich ja nicht mitmachen. Vor allem ist es wichtig dabei zu sein, um öffentlich präsent zu sein. Weil ich mich sonst als Künstler ziemlich abschotte. Und da muss man eine Balance finden. Einerseits unabhängig vom System der Kunstszene, von Museen und Kunstmarkt zu arbeiten und auf der anderen Seite sich einzubringen in dieses System. Man kann schließlich als Künstler nicht einfach nur zu Hause vor sich hinwerkeln. Also, da mus man eine Balance finden."
Auf einem Vordach des Museums hat Vo einen Garten angelegt - den man allerdings aus Sicherheitsgründen nicht betreten darf. Sattgrüne, rotblühende Rhododendren stehen dicht in Reihe - so wie sie einst auch am Wegesrand der Missionare wuchsen, die den französischen und englischen Eroberern nach Indochina folgten. Und auch im benachbarten Ausstellungsraum wandelt Vo auf den Spuren seiner vietnamesischen Vergangenheit. Glasperlenketten, Messingstäbe und andere Teile eines Kandelabers liegen verstreut auf dem Fußboden , sie gehören zu dem Kronleuchter, der einst die Vertragsunterzeichnung zum Ende des Vietnamkrieges erhellte. Eigentlich wollte der 1975 geborene Künstler das geschichtsträchtige Stück in einem im Treppenhaus aufhängen – aber das ließen die Kuratoren nicht zu. Jan May Jäger:
"Das war ja unsere Aufgabe, den kleinen relativ Raum gerecht an vier Künstler zu verteilen."
"Dafür bekommt eben der andere Künstler einen Garten, während der Nachbar einen guten Beamer hat."
Ergänzt Kurator Joachim Jäger.
So wurde etwa Omer Fast mit einer hochwertigen Technik ausgestattet, um über mehrere Monitore und Projektionsflächen hinweg seine komplexen Filme zu zeigen. Geschickt vermengt er darin verschiedene Bildebenen.
"Ich glaube, dass es immer interessant war, nicht bei einer Geschichte, einem Sprecher zu bleiben. Ich finde es spannender, wenn man zwei Geschichten gegeneinander bildet."
Während also in seinen Filmen die Welt ein wenig aus den Fugen gerät, bleibt der 1972 in Jerusalem geborene Fast im Museum Hamburger Bahnhof gelassen. Seine Künstlerkollegin Keren Cytter dagegen hat schon ein mulmiges Gefühl in dieser Gruppenausstellung, die die Künstler und ihre Kunst nur deshalb zusammenbringt, weil sie alle um einen Preis konkurrieren.
"Ja, ich habe damit schon ein Problem mit dieser Wettbewerbssituation. Normalerweise messe ich mich gern mit anderen. Aber Kunst und Wettbewerb? Das passt für mich eigentlich nicht zusammen. Kunst, da geht es darum … mh ich weiß auch nicht so genau. Darum die Menschen zu unterhalten, ihnen etwas zu geben. Also, das verursacht negativen Stress."
Vielleicht, so ergänzt Keren Cytter, sollte man das Ganze heimlich machen. So dass nur der Gewinner wüsste, dass er gewonnen hat. Vielleicht wäre das gar keine so schlechte Idee – würde das doch die manchmal angestrengt wirkende Atmosphäre rund um diesen Preis der Nationalgalerie etwas auflockern und den Blick freigeben – nur auf die Kunst - jenseits des Hypes.