Wenn der Wolf den Hitler grüßt
Zehn Wölfe aus Bronze kurz vorm Angriff: Mit seiner Kunstaktion will der Bildhauer Rainer Opolka in Chemnitz gegen rechten Hass und Gewalt protestieren. Einige der Wolfsskulpturen zeigen den Hitlergruß – der Künstler nennt das ein Angebot zum Dialog.
Der Künstler Rainer Opolka hat zehn überlebensgroße Wolfsfiguren nach Chemnitz gebracht. Die bis zu zwei Meter hohen Skulpturen aus Bronze und Gusseisen werden heute im Stadtzentrum vor dem Karl-Marx-Monument aufgebaut. Dort sollen sie einen Tag lang ein Zeichen gegen Hass und Gewalt setzen.
Bemerkenswert an der Kunstaktion: Die Wolfsfiguren wirken furchteinflößend, zum Angriff bereit, und die Hälfte von ihnen zeigt – mit gekrallter Tatze – selbst den Hitlergruß.
Dass sein Protest mit hitlergrüßenden Wölfen als Zustimmung missverstanden werden könne, glaube er aber nicht, denn auf seiner Facebook-Seite werde er übelst von Neonazis beschimpft, sagte Opolka im Deutschlandfunk Kultur. Er denke, dass seine Intention sehr wohl verstanden werde. Bei einer vorangehenden Ausstellung mit den Wölfen in Berlin sei es etwa zu einer Begegnung mit älteren Frauen gekommen, "die geweint haben", so Opolka.
"Mach den Lkw fertig und fahr dahin!"
Als jüngst im Fernsehen die Bilder aus Chemnitz mit Menschen zu sehen waren, die den Hitlergruß zeigten, da habe er sich gedacht: "Mach den Lkw fertig und fahr dahin!"
Derzeit gebe es in Deutschland eine Situation, in der einige Leute meinten, sie müssten ihre Trauer dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie Ausländer durch Städte jagen oder jüdische Restaurants überfallen oder Ausländerheime anstecken. Zugleich gebe es Politiker, die den Hitlergruß für eine "Nichtigkeit" hielten. Tatsächlich, so Opolka, war er aber "die Geste einer Gesellschaft, die am Ende 50 Millionen Tote, 6 Millionen vergaste Juden hervorgebracht hat".
Zugleich betonte Opolka, wie wichtig ihm die Differenzierung sei zwischen denen, die aufhetzen, und denen, die "sozial an die Wand gedrückt" seien und bei der Begegnung mit Asylbewerbern Wut empfinden könnten. Sein Anliegen sei der Dialog: "Ich spreche mit allen Menschen, mit allen. Es gibt nur eine Bedingung: keine Fäkaliensprache und kein Schimpfen."
(huc)