Kunstexperte zur Versteigerung eines KI-Gemäldes

"Das Bild ist relativ belanglos"

Der verschwommene Druck «Edmond de Belamy» zeigt einen Mann in dunkler Kutte mit weißem Kragen, der an einen französischen Geistlichen im 17. oder 18. Jahrhundert erinnert.
Der verschwommene Druck "Edmond de Belamy" © Christie's/dpa
Hanno Rauterberg im Gespräch mit Axel Rahmlow |
Das Auktionshaus Christie's hat zum ersten Mal ein Gemälde versteigert, das von einer Künstlichen Intelligenz erschaffen wurde. Doch das Bild "Edmond de Belamy" sei viel langweiliger als seine Entstehungsgeschichte, sagt Hanno Rauterberg von der Wochenzeitung "Die Zeit".
Auf dem Porträt ist ein Mann in dunkler Kutte mit weißem Kragen zu sehen, der an einen französischen Geistlichen im 17. oder 18. Jahrhundert erinnert. Alles ist leicht verschwommen, das Gesicht verwischt. Als Signatur steht "min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]" unter dem Werk: Es ist ein Kunstwerk, das von einer Künstlichen Intelligenz (KI) hergestellt worden ist. Nun ist es vom Auktionshaus Christie's versteigert worden, den Zuschlag für das Bild erhielt ein anonymer Bieter für umgerechnet 380.000 Euro.

"Die tausendste Adaption"

Hanno Rauterberg, Kunst-Redakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", bewertet das Bild als "relativ belanglos":
"Es ist die tausendste Adaption von bestimmten Porträtmustern, weil der Computer mit, ich glaube, 15.000 Porträts der Kunstgeschichte gefüttert worden ist. Und dann hat ein Algorithmus aus diesen Bildern eine Art Idealbild hergestellt. Das Bild ist viel langweiliger als die Entstehungsgeschichte."

"Prinzip der Premiere"

Ein zweites Bild dieses Algorithmus' könnte längst nicht diese hohe Summe erzielen, ist Rauterberg überzeugt: "Es gilt in diesem Fall das Prinzip der Premiere."
Der Verkauf berühre aber auch die Urangst, dass die Computer irgendwann die menschliche Kreativität einholen könnten, sagt der Journalist. Dabei gäbe es das Bild ohne das Pariser Künstlerkollektiv Obvious nicht:
"Man könnte auch sagen, der Algorithmus ist nur so etwas wie ein sehr komplizierter Pinsel, mit dem das Kollektiv ein Bild angefertigt hat."
Doch ob das Bild eine gute Geldanlage ist, bezweifelt Rauterberg:
"Das Werk war ja auf 7000 bis 10.000 Dollar angesetzt und hat den Preis 40-fach gebrochen. Ich glaube, das wird der jetzige Besitzer nie wieder reinbekommen, wenn er mal versuchen sollte, das zu verkaufen."
(cosa)
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