Kunstgeschichte kinderleicht erklärt
Von Rembrandt über Picasso bis zur zeitgenössischen Bildhauerei: Ein englischer Kunstführer für Kinder und Jugendliche beschäftigt sich umfassend mit den Epochen der Kunstgeschichte. Er ist jetzt in einer deutschen Übersetzung erschienen.
Van Goghs "Schlafzimmer im Gelben Haus in Arles" gehört zu den berühmtesten Gemälden der Welt: Ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, an den Wänden Bilder. Soweit, so bekannt. Aber wer hat sich beim Betrachten schon einmal die Frage gestellt, wie es wäre, in dieses Bild hineinzulaufen? Etwa im Bett Probe zu liegen oder auf einem der Stühle zu sitzen? Genau das tut nun der umfangreiche Bildband "Das ist Kunst!", der eine "Kunstgeschichte in Bildern" für Kinder und Jugendliche bietet. Man könnte ergänzen: nicht nur in Bildern, sondern auch mit originellen Fragen, vielen Anregungen und – selbstredend – einer ungeheuren Menge an Fakten.
Um eine Schneise in den Kunstdschungel zu schlagen – das älteste erwähnte Kunstwerk ist die Venus von Willendorf (um 24.000 v. Chr.), der jüngste porträtierte zeitgenössische Künstler Damien Hirst – hat man sich für vier verschiedene, strukturierende Themenkomplexe entschieden. Jeweils auf einer Doppelseite werden abwechselnd Künstlerbiografien, Stilrichtungen, künstlerische Techniken oder Sujets vorgestellt.
Leonardo da Vinci, Jan van Eyck, Pablo Picasso oder Alberto Giacometti gehören etwa zu den über 20 Künstlern, deren Leben und Werk näher betrachtet werden. Neben rein biografischen Details machen dabei die Erläuterungen zu jeweils einem, groß abgebildeten Hauptwerk den interessantesten Teil aus. Was ist tatsächlich in dem kleinen Spiegel in der "Arnolfini-Hochzeit" von Jan van Eyck dargestellt? Wer findet in dem großen Drip-Painting von Jackson Pollock dessen Signatur? Hier gelingt es, junge Menschen spielerisch an wichtige Werke heran zu führen und sie zum genauen Hinschauen zu animieren.
Ein besonderes Highlight sind die Seiten, die zu verschiedenen Techniken Auskunft geben, weil sie zum Nachmachen oder Ausprobieren anregen. Warum nicht mal selber ein Fresko malen, wenn man gerade gelesen hat, wie das geht? Oder ein Mosaik legen? Oder mit verschiedenen Aquarelltechniken experimentieren? Man muss ja nicht gleich seine Eltern um eine Purpurschnecke oder eine Krappwurzel bitten, um seine Farben wie früher herzustellen, aber es ist doch schön zu wissen, wie man Violett oder Karmesinrot selber machen könnte.
Von der Höhlenmalerei, über die Kunst der Ägypter, die Renaissance, den Barock bis hin zur Moderne und zur zeitgenössischen Kunst schlägt der Band seinen Bogen. Naturgemäß fällt dabei einiges durchs Raster, und auch die Auswahl überzeugt nicht durchgehend. Warum beispielsweise van Gogh, aber nicht Gauguin? Warum die Kunst der Indianer, aber nicht die Indiens?
Dennoch: Der Bildband zeigt mit über 1000 Abbildungen in beeindruckender Weise die Vielfalt der Kunst. So, wie es nicht die eine Wahrheit gibt, gibt es nicht die eine Kunst. Dass diese erfreuen, wie auch zornig machen kann, dass sie nicht realistisch sein muss, sondern auch abstrakt sein darf, dass sie dem einen gefällt und dem anderen nicht – das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus diesem reichhaltigen, reich bebilderten Buch, das, obwohl für Kinder und Jugendliche konzipiert, auch Erwachsenen Freude macht.
Besprochen von Eva Hepper
Das ist Kunst! Alles über berühmte Gemälde und Skulpturen
Aus dem Englischen von Christiane Wagler, über 1000 farbige Abbildungen
Dorling Kindersley Verlag, München 2010
144 Seiten, 16,95 Euro
Um eine Schneise in den Kunstdschungel zu schlagen – das älteste erwähnte Kunstwerk ist die Venus von Willendorf (um 24.000 v. Chr.), der jüngste porträtierte zeitgenössische Künstler Damien Hirst – hat man sich für vier verschiedene, strukturierende Themenkomplexe entschieden. Jeweils auf einer Doppelseite werden abwechselnd Künstlerbiografien, Stilrichtungen, künstlerische Techniken oder Sujets vorgestellt.
Leonardo da Vinci, Jan van Eyck, Pablo Picasso oder Alberto Giacometti gehören etwa zu den über 20 Künstlern, deren Leben und Werk näher betrachtet werden. Neben rein biografischen Details machen dabei die Erläuterungen zu jeweils einem, groß abgebildeten Hauptwerk den interessantesten Teil aus. Was ist tatsächlich in dem kleinen Spiegel in der "Arnolfini-Hochzeit" von Jan van Eyck dargestellt? Wer findet in dem großen Drip-Painting von Jackson Pollock dessen Signatur? Hier gelingt es, junge Menschen spielerisch an wichtige Werke heran zu führen und sie zum genauen Hinschauen zu animieren.
Ein besonderes Highlight sind die Seiten, die zu verschiedenen Techniken Auskunft geben, weil sie zum Nachmachen oder Ausprobieren anregen. Warum nicht mal selber ein Fresko malen, wenn man gerade gelesen hat, wie das geht? Oder ein Mosaik legen? Oder mit verschiedenen Aquarelltechniken experimentieren? Man muss ja nicht gleich seine Eltern um eine Purpurschnecke oder eine Krappwurzel bitten, um seine Farben wie früher herzustellen, aber es ist doch schön zu wissen, wie man Violett oder Karmesinrot selber machen könnte.
Von der Höhlenmalerei, über die Kunst der Ägypter, die Renaissance, den Barock bis hin zur Moderne und zur zeitgenössischen Kunst schlägt der Band seinen Bogen. Naturgemäß fällt dabei einiges durchs Raster, und auch die Auswahl überzeugt nicht durchgehend. Warum beispielsweise van Gogh, aber nicht Gauguin? Warum die Kunst der Indianer, aber nicht die Indiens?
Dennoch: Der Bildband zeigt mit über 1000 Abbildungen in beeindruckender Weise die Vielfalt der Kunst. So, wie es nicht die eine Wahrheit gibt, gibt es nicht die eine Kunst. Dass diese erfreuen, wie auch zornig machen kann, dass sie nicht realistisch sein muss, sondern auch abstrakt sein darf, dass sie dem einen gefällt und dem anderen nicht – das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus diesem reichhaltigen, reich bebilderten Buch, das, obwohl für Kinder und Jugendliche konzipiert, auch Erwachsenen Freude macht.
Besprochen von Eva Hepper
Das ist Kunst! Alles über berühmte Gemälde und Skulpturen
Aus dem Englischen von Christiane Wagler, über 1000 farbige Abbildungen
Dorling Kindersley Verlag, München 2010
144 Seiten, 16,95 Euro