Kunsthändler Simon de Pury

Nach dem Hammer kommen die Beats

34:46 Minuten
Simon de Pury bei einer Auktion. Er hält einen Hammer in die Luft, hinter ihm ist ein leerer Bilderrahmen zu sehen.
Simon de Pury bei einer Benefiz-Auktion © picture alliance / Photoshot
Moderation: Susanne Führer · 03.02.2022
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Simon de Pury gilt als Europas schillerndster Auktionator. Er möchte seinem Publikum nicht nur Kunst verkaufen, er will es auch unterhalten. Nichts ist schlimmer als Routine, sagt der Schweizer, der nach der Versteigerung auch gern als DJ auftritt.
Wie viele andere im Kunstgeschäft wollte auch der Schweizer Auktionator Simon de Pury einmal Künstler werden: „A priori war das mein Traum”, sagt er. Doch genügten bereits drei desinteressierte Galerien, diesen Traum zunichtezumachen. Plan B, ein Jurastudium, erwies sich ebenfalls als Holzweg.
„Erst als ich dann im Kunstmarkt anfing, habe ich gemerkt, das ist wirklich, was ich liebe. Vom ersten Tag an habe ich da nicht mehr zurückgeschaut.”

Drei Millionen für eine Stunde mit Madonna

Zugang zur Kunstwelt fand de Pury über die Berner Galerie Kornfeld: „Ich habe da gelernt, wie man die Werke verpackt. Ich habe die Werke gehalten während der Auktion und dem Herrn Kornfeld über die Schulter geguckt, als er die Werke katalogisierte.”
Über eine weitere Ausbildung bei Sotheby’s erfolgte schließlich der Aufstieg zum aktuell vielleicht bekanntesten Auktionator. Seine Spezialität sind inzwischen Charity-Auktionen, bei denen auch schon mal eine Stunde im Sportstudio mit Madonna versteigert wird, „dafür sind drei Millionen Euro zusammengekommen”, erinnert er sich.

 Jede Auktion ist so, als wenn es die erste wäre

Abgesehen vom Unterhaltungselement, das für de Pury ein wichtiger Bestandteil der Auktionen ist, bereitet er diese auch sehr gründlich vor. Trotzdem ist er vorher jedes Mal aufgeregt: „Die Spannung wird immer größer, bis zu dem Moment, wo die Auktion beginnt. Obwohl ich das jetzt schon 50 Jahre mache, ist jede Auktion für mich, als wenn es die erste wäre.” 
Seine Begeisterung für Kunst reicht weit über die Auktionen hinaus. De Pury sammelt selbst, oder „akkumuliert” eher, wie er es nennt, berät Sammler und Verkäufer und vermittelt verschiedenste Deals. Vieles von dem, was ihm gefällt, erlangt auch über sein Online-Tagebuch auf Instagram eine größere Reichweite. Hier postet er Fotos von seinen Reisen sowie Werke, die er unterwegs gesehen und fotografiert hat.

 Improvisationstalent ist gefragt

Doch nicht nur die Kunst begeistert ihn. Nach Auktionen oder bei anderen Anlässen betätigt sich de Pury auch leidenschaftlich gern als DJ. Bei beidem komme es auf die Fähigkeit zur Improvisation an, erklärt er:
„Als DJ können Sie nicht einfach mit einer Playlist kommen und diese durchspielen. Sie sehen ja, ob die Leute reagieren auf Ihre Musik. Wenn die Leute die Tanzfläche verlassen, müssen Sie natürlich sofort umschalten. Das heißt, Sie müssen sich ganz auf die Wellenlänge Ihres Publikums einspielen. Und das ist als Auktionator genau dasselbe.”
(mah)
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